Märchenwald der Gebrüder Grimm in Gefahr

Solche mächtigen Fundamente wie hier im Weserbergland werden den über 200 Meter hohen Windrädern Halt geben ....
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  • hochgeladen von Friedrich Schröder

In meinem letzten Beitrag sprach ich mich dafür aus, durch Windbruch, Trockenheit und Schädlingsbefall entstandene Freiflächen in Wäldern als temporäre Standorte für Windenergieanlagen zu nutzen. Dies, so meine Annahme, könne verhindern, dass gesunde Waldbestände zugunsten von Windenergieanlagen gerodet werden. Doch die Realität holte mich am 4. Februar ein, als ich in der „Welt“ den Artikel las: „Windpark im Reinhardswald genehmigt.“

Geografisch liegt der Naturpark Reinhardswald nicht weit von Bad Karlshafen entfernt im äußersten Norden Hessens und grenzt an Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Dieser Naturpark hat sich als „Märchenwald“ einen Namen gemacht. Und in dem Wald stehen heute noch Bäume, die schon zu Lebzeiten der Gebrüder Grimm dort wuchsen. Ohne den Reinhardswald hätte es die Märchen der Gebrüder Grimm möglicherweise nicht gegeben.

Ich goggelte die Homepage „Grimm Heimat Nordhessen“ und zitiere: „KEINE ZEIT: 100 Jahre sind nicht genug, sagt Ritter Dietrich mit donnernder Stimme und führt uns vorbei am sagenumwobenen Schloss Sababurg. Denn hier im Reinhardswald ticken die Uhren anders, werden Sagen und Märchen wieder lebendig.

Er selbst ist ein eindrucksvolles Beispiel, hat das Ritterdasein bis in die heutige Zeit bewahrt. Ich folge ihm durch den alten Wald. Unversehens verwandeln sich uralte Bäume in finstere Hexengestalten und grausame Riesen. Märchenfetzen steigen in meinen Gedanken auf. Die lichten Hutewälder atmen den ruhigen Fluss vergangener Zeiten. Abends, am lodernden Feuer des Kamins auf der Trendelburg sinne ich dem Tag nach und vergesse die Zeit.“

Aber die Fakten sprechen für sich: Bis zu 195 Jahre alte gesunde Buchen sollen den Äxten einer selbstgefälligen Klimaallianz aus Politikern und Betreibern zum Opfer fallen. 29 Hektar Wald sollen zugunsten einer fragwürdigen Klimapolitik platt gemacht werden. Und das ganz im Norden Hessens, an einem Ort, der eine enorme naturkundliche und kulturelle Bedeutung für Besucher aus ganz Deutschland und der Welt hat. Die Gebrüder Grimm würden sich ob dieser unsinnigen Entscheidung im Grab umdrehen.

Ist diese Entscheidung etwa in einem Tal geistig umnachteter gefällt worden? Hessen verfügt ganz sicher über genügend freie Flächen. Wie in den anderen Bundesländern gilt auch für Hessen, dass zwei Prozent der Landesfläche als Vorrangfläche für die Nutzung der Windenergie auszuweisen ist. Wem ist also damit gedient, den Naturpark Reinhardswald nachhaltig zu zerstören, wo doch anderenorts freie Flächen zur Verfügung stünden?

Welche Gründe sprachen dafür, zunächst 18 Windräder mit je 5.600 Kilowatt Nennleistung in den Märchenwald statt Bäume zu „pflanzen“? Etwa weil der Eigentümer des Naturparks das Land Hessen ist, dass regionale Unternehmen die Standorte entwickeln und Bürgergenossenschaften eingebunden werden und die Wertschöpfung im Lande bleibt? Dass eine vergleichsweise geringere Standortpacht im Landesforst anfällt? Das kann es wohl nicht sein. Zumal die Rodung von gesunden Bäumen an den geplanten Standorten nicht die letzte Strophe des hessischen Klimaschutzsongs an diesem Standort sein dürfte.

Auf der Homepage der Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG ist zu lesen, wörtliches Zitat: „Energiewende vor Ort: Klimaschutz ist ein übergreifendes Ziel, zu dem wir alle einen Beitrag leisten können. Im Vergleich zu herkömmlichen Energieträgern wird durch den Windpark im Reinhardswald der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids jedes Jahr um 260.000 Tonnen verringert. Damit leistet der Windpark einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zum langfristigen Erhalt des Reinhardswalds.“

Die Gesellschaft geht in ihrer Ansage salopp darüber hinweg, dass Wälder zu den natürlichen CO2-Senken zählen. Auch wenn ihr Beitrag nicht so spektakulär wie der der Windanlagen ist, so leisten alle Wälder in Deutschland nicht nur aus heutiger Sicht einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz. By the way: Wir regen uns auf, wenn in Brasilien intakte Regenwälder abgeholzt werden. Was sagt uns das? 

Politiker und Betreiber sollten dem Reinhardswald seine naturgegebene Aufgabe überlassen und die Windräder irgendwo in Hessen auf landwirtschaftlichen Flächen installieren. Dort können sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Landwirte würden sich über den Pachtgeldsegen freuen.

Merke: Vor der Axt steht der Verstand.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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