Macht Windkraft krank? Dänen ziehen WEA-Reißleine
Ein Nerzzuchtbetrieb in Dänemark. Die Tiere tobten mit schrillem Kreischen in ihren Käfigen und begannen, sich gegenseitig zu beißen, sagte der Nerzzüchter. Eine herbeigerufene Tierärztin rief die Polizei. Als die neuen Windenergieanlagen in der Nachbarschaft, die im Probebetrieb liefen, abgeschaltet waren, lag schon ein halbes Dutzend Tiere tot im Käfig. Mehr als hundert waren derart verwundet, dass sie getötet werden mussten, berichtete die Welt am Sonntag am 1. März 2015.
Dänemark war Vorreiter der Windenergienutzung. Erst belächelt. Dann kopiert. Die Dänen als ökologische Vorreiter, Vorbild nicht zuletzt für Deutschland. Doch die Vorkommnisse auf der Nerzfarm im Dezember 2013 verunsicherten das Volk unter dem Dannebrog. Sie fragten sich, ob die Windkraft krank mache. Was waren die Ursachen für dieses Phänomen? Kann das, was die Tiere verrückt machte, auch die Gesundheit von Menschen gefährden?
Dänemark ist bei der Windenergienutzung weltweit führend. 40 Prozent des Strombedarfs wird mit Windenergie erzeugt. Seit den 70er lieferten Windenergieanlagen einen wachsenden Beitrag zur Stromversorgung. Mittlerweile sind in Dänemark rund 4.800 Megawatt am Netz. Doch auch in Dänemark wehren sich Bürger gegen weitere Windparks.
Nicht zuletzt das dänische Parlament beschäftigte sich mit dem Schicksal des Nerzzüchters, das landesweit Schlagzeilen machte. Und seither, so WamS, habe die dänische Energiewende ein Riesenproblem. Zitat Welt am Sonntag: „Ein Großteil der dänischen Kommunen hat die Pläne für neue Windparks auf Eis gelegt, bis die staatliche Untersuchung über die Gesundheitsprobleme durch Infraschall abgeschlossen ist.“
Anders als in Deutschland, wo Infraschall klein geredet wird, ist Dänemark einmal mehr Vorreiter. Diesmal gilt die Sorge der Dänen nicht der Ressourcenschonung, sondern der Gesundheit für Mensch und Tier. Bei uns prallen berechtigte Forderungen nach Klärung der potenziellen gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Infraschall an den Schutzwällen der Politik ab, die auch von der Ökostromindustrie betoniert worden sind.
In Deutschland gilt die TA-Lärm. Die letzte Überarbeitung fand 1998 statt. Darin gibt es bis heute keine allgemein gültigen Vorschriften zum Infraschall, obwohl das Phänomen hinreichend bekannt ist. Eine Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall, die das Umweltbundesamt – UBA in Auftrag gab und 2014 veröffentlichte, blieb eine Machbarkeitsstudie, allerdings ohne spürbare Folgen.
Im Gegensatz zur dänischen Politik ist die deutsche eher ein schlechter Treppenwitz. Da erlässt der Bund eine Länderöffnungsklausel, nach der die Bundesländer die Schutzabstände von Windenergieanlagen zu Wohnbebauungen selbst bestimmen können. In Bayern gilt seither die 10-NH-Regelung. Dass heißt: Nabenhöhe der WEA mal 10, bei 135 m Nabenhöhe wäre der Abstand zur Wohnbebauung 1.350 Meter.
Der niedersächsische Umweltminister will von dieser Regelung keinen Gebrauch machen. Im Gegenteil, er will die Schutzabstände noch verkürzen. Auch wenn es aus dem Umweltbundesamt tönt, man wolle die gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall weiter erforschen, rät der Präsident dieses Amtes von größeren Mindestabständen ab, damit die Energiewende nicht gefährdet werde. An dieser Stelle muss hinterfragt werden, warum am Erneuerbare Energie Gesetz - EEG jedes Jahr und immer zugunsten der Ökostromindustrie herumnovelliert wird, während der Schutz von Mensch und Tier so bedeutungslos scheint.
Die Dänen haben aus der Not eine Tugend gemacht. Sie haben die Reißleine gezogen. Während 2013 noch WEA mit einer Leistung von 694 Megawatt zugebaut worden sind, waren es 2014 nur noch 67.
Das dürfte als Erfolg der rund 200 Bürgerinitiativen und den beherzten Kommunalpolitikern in Dänemark gewertet werden.
Wahrnehmung und Wirkung von Infraschall
(Quelle: LUBW)
• Tieffrequente Schallereignisse können bei hinreichender Stärke zusätzlich zum Gehör auch mit anderen Organen wahrgenommen werden.
• Bei tiefen Frequenzen fließender Übergang vom „Hören“ zum „Fühlen“.
• Bei sehr tiefer Frequenz verschwindet die Wahrnehmung „Tonhöhe“.
• Tieffrequente Schallimmissionen werden häufig auch als Ohrendruck oder Vibrationen (Flattern) beschrieben.
• Tieffrequenter Schall hat oberhalb der „Hörschwelle“ eine stärkere Störwirkung als Schallpegel des tonalen Hörbereichs, er wird quasi lästig, sobald er deutlich wahrnehmbar ist.
• Oberhalb der „Hörschwelle“ wurde eine Reihe von physiologischen Reaktionen beobachtet (Veränderung der Atem- und Pulsfrequenz, Blutdruckänderungen, Hörschwellenverschiebung u.ä.).
Mehr zum Thema Infraschall unter: http://www.ulrich-richter.de/fakten/gesundheit/inf...
P.S.: Es lohnt sich, den kompletten Artikel zu lesen. Er steht im Wirtschaftsteil der Welt am Sonntag unter: Macht Windkraft krank? Seiten 29 bis 31.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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