"Garten-Spaß" - Mit Glyphosat hört er auf! - HAZ S.14 vom 05.10. 2013
Mit Roundup sollte die Gartenwinde garantiert nicht frühzeitig bekämpft werden:
Was auch immer das Kürzel jgz in der Rubrik Garten-Spaß in der HAZ bedeutet, der Verfasser gibt damit keinen guten Ratschlag, abgesehen davon ist der Beitrag nicht als Werbung gekennzeichnet!
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid, bekannt unter dem Namen Roundup von Monsanto. Seit 1996 wird glyphosatresistente Gensoja in großen Mengen in Europa als Futtermittel eingesetzt. Über Eier, Milch, Fleisch und den Einsatz im privaten Garten gelangt Glyphosat auf unsere Teller, ebenso wie der in Glyphosat-Mischungen enthaltene Zusatzstoff POEA sowie das Abbauprodukt AMPA. Letztere sind wesentlich giftiger als Glyphosat selbst.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) sieht trotz dieser neuen Erkenntnisse weiterhin keinen Handlungsbedarf. Schon auf eine vom BUND initiierte Studie, die in 18 europäischen Ländern den Urin von Großstädtern untersuchen ließ, reagierte das BfR mit der Behauptung, dass „die im Urin gefundenen Werte nicht auf eine gesundheitlich bedenkliche Belastung der Verbraucher mit Glyphosat hinweisen“. Die Tatsache, dass immerhin 70 Prozent dieser Proben belastet waren, sieht das BfR dabei wohl eher als nebensächlich an.
Das Umweltinstitut München e.V. sagt:
-Zahlreiche Untersuchungen belegen die Giftigkeit für Menschen und Umwelt, schon in geringsten Dosierungen.
-Pflanzen werden gegen Glyphosat resistent, immer mehr "Super-Unkräuter" entstehen. Die Folge: Noch mehr Pflanzengifte.
-Durch den hohen Gifteinsatz treten in den Hauptanbaugebieten von Gensoja immer mehr Fehlgeburten und Missbildungen auf.
-Auch die Krankheiten bei Tieren, die Roundup-Ready-Gensoja fressen, nehmen rasant zu. Damit steigt auch die Menge der Medikamente, die man den Tieren bis zur Schlachtreife verabreicht.
-Dennoch werden importierte Futtermittel nicht auf ihre giftigen Rückstände kontrolliert.
-Milch, Käse, Wurst und Fleisch dieser Tiere landen ohne Kennzeichnung auf unseren Tellern.
-Trotz der hohen Gefährlichkeit von Glyphosat wurde die für 2012 anstehende Neuzulassung auf 2015 verschoben. Alleine die Lobbyinteressen werden berücksichtigt, völlig unverantwortlich für Menschen und Umwelt!
"Einmal mehr stellt sich die Frage, wie viele Studien die deutschen Behörden noch benötigen, um endlich entsprechend zu handeln und den Glyphosateinsatz zu verbieten. Das mittelamerikanische Land El Salvador macht es vor und hat letzte Woche den Wirkstoff Glyphosat zusammen mit 52 anderen gefährlichen Agrargiften verboten" , so das Umweltinstitut München.
Werden Sie aktiv: Gift und Gentechnik sind keine Lösung. Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher wollen gesunde Lebensmittel, nachhaltig-ökologische Landwirtschaft und eine intakte Umwelt.
Fordern Sie das Ende von Roundup, Glyphosat und Gentechnik in Deutschland und Europa. Senden Sie eine Protestmail an das Bundesverbraucherschutzministerium, z.H. Herrn Interims-Minister Friedrich. hier:
http://umweltinstitut.org/gentechnik/aktionen/onli...
Die Europäische Union (EU) prüft 2014 erneut, ob die Zulassung für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat verlängert wird. Während Bundesbehörden grünes Licht geben, warnen viele Forscher vor schädlichen Folgen, auch für den Menschen. Glyphosat wurde bereits in Brot und Brötchen nachgewiesen und erreicht offenbar auch den Menschen: In einer Stichprobe von Plusminus wurde in acht von elf Fällen Glyphosat im Urin festgestellt.
Was ist Glyphosat?
Der Wirkstoff Glyphosat wird in verschiedenen Unkrautvernichtungsmitteln verwendet. Erstmals brachte das amerikanische Unternehmen Monsanto Glyphosat auf den Markt. Mittlerweile verwenden auch andere Hersteller den Wirkstoff. Weltweit und in Europa ist Glyphosat das meistbenutzte Herbizid. In Deutschland darf es seit vier Jahrzehnten eingesetzt werden.
Wo wird Glyphosat eingesetzt?
Das Pflanzenschutzmittel kommt in vielen verschiedenen Bereichen zur Anwendung. Es wird in privaten Gärten eingesetzt, manche Kommunen halten mit dem Wirkstoff Grünflächen unkrautfrei, die Bahn setzt es auf ihren Gleisen ein und Landwirte sprühen es auf ihre Felder.
Welche Vorteile hat der Einsatz von Glyphosat?
Landwirte sprühen Glyphosat auf das Getreide, damit es gleichmäßig reift. Das erleichtert die Ernte, denn der Landwirt muss nicht mehr auf die natürlich eintretende Reife der Pflanzen warten. Beim Einsatz von Glyphosat kann der Erntezeitpunkt daher schon im Vorfeld genau festlegt werden. Das erleichtert auch den Einsatz von Lohnunternehmern für das Einfahren der Ernte. Ursprünglich sollte Glyphosat in der Landwirtschaft zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden. Doch mittlerweile wird es auch auf Kulturpflanzen gesprüht. Die Anwendung ist bis sieben Tage vor der Ernte erlaubt.
Wie hoch ist der Glyphosat-Absatz?
In den vergangenen Jahren ist der Verkauf von Glyphosat stark gestiegen. Im Jahr 2000 wurden in Deutschland 3.275 Tonnen des Wirkstoffs verkauft, 2012 waren es schon 5.981 Tonnen. Das reicht für mehr als 40 Prozent der gesamten bewirtschafteten Ackerfläche in Deutschland.
Gelangt Glyphosat in Lebensmittel?
Im Jahr 2012 untersuchte die Zeitschrift "Ökotest" Weizenprodukte, um festzustellen, ob sich darin Rückstände des Pflanzenschutzmittels Glyphosat befinden. In dreiviertel aller Produkte war das Pflanzengift nachweisbar. Für Chefredakteur Jürgen Stellpflug war besonders erstaunlich, dass sich Glyphosat auch in Brötchen und Brot nachweisen ließ, also in erhitzen Produkten. Zuvor hieß es immer, Glyphosat überstehe den Backprozess nicht.
Lässt sich Glyphosat beim Menschen nachweisen?
Wenn sich das Pflanzenschutzmittel in der Nahrung befindet, gelangt es in den menschlichen Organismus. Für eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) wurden Urinproben aus 18 Ländern untersucht. 70 Prozent der Proben aus Deutschland enthielten Glyphosat.
Wie gefährlich ist Glyphosat?
Dr. Wolfgang Hoppe, Toxikologe am medizinischen Labor Bremen
Toxikologe Dr. Wolfgang Hoppe fordert, die Gefahren von Glyphosat besser zu erforschen.
Es gibt Studien, die Hinweise darauf geben, dass Glyphosat zellschädigend ist und Krebs auslösen kann. Diesen Hinweisen müsse nachgegangen werden, fordert Dr. Wolfgang Hoppe, Toxikologe am medizinischen Labor Bremen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung wurden 2.500 Studien abschließend geprüft. Daraus hätten sich keine Hinweise auf mutagene, krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Eigenschaften ergeben.
Unabhängige Studien sind sehr selten und werden besonders kritisch beäugt, wenn sie zu dem Ergebnis kommen, dass Glyphosat gesundheitsschädliche Wirkungen haben könnte, kritisiert Ärztin Angela von Beesten. Eine Fütterungsstudie an Ratten, die zu dem Ergebnis kam, dass Glyphosat bei den Tieren Krebs auslöst, wurde vom Verlag, der sie veröffentlicht hatte, zurückgezogen. Das kritisiert der Verband kritischer Wissenschaftler.
Was unternimmt die Politik?
Der Bundesrat fordert den Einsatz von Glyphosat kurz vor der Ernte sowie für den Haus- und Kleingartenbereich zu verbieten, heißt es in einem Beschluss vom 8. November 2013.
Haus- und Kleingartenbereich: Es sei wahrscheinlich, so der Bundesrat, dass glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel unsachgemäß eingesetzt werden, zum Beispiel auf versiegelten, befestigten oder abschwemmungsgefährdeten Flächen. Teilweise könne der Wirkstoff dann über die Kanalisation direkt ins Oberflächengewässer gelangen und werde dort punktuell immer wieder nachgewiesen.
Getreide: Die regelmäßige Anwendung von Glyphosat kurz vor der Ernte zur Arbeitserleichterung entspreche nicht der guten fachlichen Praxis. Das Spritzen von Getreide sei aus Verbrauchersicht besonders problematisch, da die Gefahr bestehe, dass Rückstände im Lebensmittel verbleiben. Zum Schutz der Bevölkerung vor vermeidbaren Rückständen fordert der Bundesrat die Bundesregierung auf, den Einsatz von Glyphosat bei Getreide gesetzlich zu verbieten und nur in klar abgegrenzten Ausnahmefällen zuzulassen.
Die Bundesregierung sieht keine rechtlichen Möglichkeiten für ein Verbot. Die Agrarminister der Länder sehen das anders, erfuhr Plusminus vom Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein. Das Thema stehe auf der Tagesordnung der Agrarministerkonferenz in Cottbus am 4. April 2014.
Wie reagieren Glyphosat-Hersteller?
Zu einem möglichen Verbot des Pflanzenschutzmittels Vorox, das Glyphosat enthält, beruft sich der Hersteller Compo auf das Bundesinstitut für Risikobewertung: "Die Voraussetzungen für eine Genehmigung von Glyphosat liegen vor." Monsanto, Hersteller des Mittels Roundup, das ebenfalls Glyphosat enthält, verweist auf einen Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz. Demnach gingen von Glyphosat keine Gefahren für die Gesundheit aus. Ein Verbot im Haus-und Kleingartenbereich lehnt Monsanto als unbegründet, unverhältnismäßig und nicht zielführend ab.
Autorin: Alexa Höber
Stand: 03.04.2014 08:28 Uhr
Plus Minus Sendung vom 02.04. 2014 ARD