Der Märchenwald der Gebrüder Grimm ist nicht in Gefahr

... eine Freifläche im Reinhardswald ...
5Bilder

In meinem vorletzten Beitrag sprach ich mich dafür aus, durch Windwurf, Trockenheit und Schädlingsbefall entstandene Freiflächen in Wäldern als temporäre Standorte für Windenergieanlagen zu nutzen. Dies, so meine Annahme, könne verhindern, dass gesunde Waldbestände zugunsten von Windenergieanlagen gerodet werden. Doch am 4. Februar las ich in der „Welt“ den Artikel: „Windpark im Reinhardswald genehmigt.

Ist denen nichts mehr heilig, dachte ich. Ist nun auch unser Wald in Gefahr? Ohne den Artikel kritisch zu hinterfragen, griff zur Feder und lies meinem Frust freien Lauf. Meinen myheimat-Artikel titelte ich: „Märchenwald der Gebrüder Grimm in Gefahr“.

Geografisch liegt der Naturpark Reinhardswald nicht weit von Bad Karlshafen entfernt im äußersten Norden Hessens und grenzt an Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Mit über 200 Quadratkilometer ( 20.000 Hektar) Fläche ist der Reinhardswald eine der größten Waldflächen Deutschlands. Auf 29 Hektar davon sollen 20 große Windkraftanlagen mit je 5,6 Megawatt Nennleistung errichtet werden.

Aber war im Märchenwald wirklich Gefahr im Verzug? Eine innere Stimme erinnerte mich an das Zitat des deutschen Dichters Friedrich Rückert: „Das sind die Weisen, die durch Irrtum zur Wahrheit reisen. Die bei dem Irrtum beharren, das sind die Narren…“. Ich überlegte nicht lange und machte ich mich auf den Weg, um mir vor Ort ein eigenes Bild zu verschaffen. Schon auf der Fahrt von Springe nach Bad Karlshafen analysierte ich mein Vorhaben. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, ob im Reinhardswald wirklich gesunder Bestand geopfert werden sollte.

Von Bad Karlshafen fuhr ich auf der K 75 durch ein geschlossenes Waldgebiet Richtung Forsthaus am Reinhardswald. Auf der Hälfte des Weges öffnete sich linkerhand eine riesige Lücke. Hier standen unübersehbar einmal Bäume. Und nun: Baumstümpfe soweit das Auge reichte auf einer Fläche von mehreren Hektar. Sie sind stumme Zeugen von extremen Wetterlagen und massivem Schädlingsbefall.

Im weiteren Verlauf meiner Recherche nachte ich noch weitere Freiflächen aus, die mit dem Lageplan der Windparkplaner möglicherweise übereinstimmten. Und ich bin froh, dass ich diese Exkursion unternommen habe, um der Ankündigung in „Bild“ auf den Grund zu gehen. Den Informationen des Betreibers des „Reinhardwald-Windpark" zufolge wurden die Standorte für die Windkraftanlagen so gewählt, dass möglichst wenig bis kein bestehender Baumbestand betroffen wird. Außerdem sollen die Anlagen in ausreichendem Abstand zum touristisch wertvollen Bereich des Urwalds „Sababurg“ mit seinem Tierpark stehen.

Nicht zuletzt der Umweltrat der Bundesregierung kam in seinem Sachverständigengutachten vom Februar 2022 zu dem Ergebnis, dass unter anderem und unter bestimmten Voraussetzungen auch in Wäldern Windräder gebaut werden sollten. Insbesondere Nadelwälder sind infolge der heftigen Stürme Kyrill 2007, Friederike 2018 und Eberhard 2019 und dem extrem heißen Sommer 2018 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Für die Borkenkäfer waren die derart geschwächten Baumbestände ein „gefundenes Fressen“.

Dem Waldbericht der Bundesregierung zufolge müssen rund 277.000 Hektar Wald wiederaufgeforstet werden. Das ist in etwa die Fläche des Saarlands. Mit behutsamer Planung und in Abstimmung mit Naturschutzbelangen könnten einige tausend Hektar Freiflächen als Vorrangflächen für Windenergie ausgewiesen werden.

Die Korrektur meines vorangegangenen Artikels war mir wichtig.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.