Alternative zu Südlink ist, ihn nicht zu bauen
Südlink zu bauen, wäre Eulen nach Athen zu tragen. Die Leitung vom Elbufer Schleswig-Holsteins endet gleich hinter der bayerischen Landesgrenze zu Hessen. In Grafenrheinfeld besteht ein komplette 380-kV-Schaltanlage als Teil einer kompletten Infrastruktur der bayerischen Stromversorgung.
Die Niedersachsen und Hessen sollen die Last dieses politischen Notausgangs einfach so hinnehmen. Riesige Masten - als Placebo sollen einige Teilstücke verkabelt werden. Das sei ja gut für die Energiewende, die haben doch alle gewollt, wird uns immer wieder der Spiegel vorgehalten. Tatsache ist, wir sind überrumpelt worden. Ich kann mich nicht erinnern, dass das deutsche Volk über die Energiewende abgestimmt hat. Ebenso wenig wurden wir gefragt, ob wir aus der Kernenergie aussteigen wollen. Und die Politik hatte es nicht verstanden, die Bürger aus den Tälern der Ahnungslosen herauszuholen.
Jetzt werden die Niedersachen als auch die Hessen mit der brutalen Wirklichkeit konfrontiert. SuedLink, die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung nimmt Gestalt an. Die TenneT, verantwortlicher Projektleiter, bringt jetzt pflichtgemäß ihre Road-Shows zum Ende. Pflichtgemäß hören sich die TenneT-Leute das „Gemecker“ Betroffener an. Sie lassen die „Hunde bellen“, während die Show-Karawane weiterzieht. Im November will TenneT als Vorhabenträger den entsprechenden Antrag bei der Bundenetzagentur stellen. Was dann kommt? Etwa Stuttgart 21?
Tatsache ist, der geplante SuedLink ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Niedersächsischer oder hessischer Windstrom wird dort nicht eingespeist. Schon deshalb müssen wir die Leitung nicht dulden, die uns alles aufbürdet, uns aber nichts bringt außer Langzeitschäden an Mensch und Natur.
Wir alle wissen, dass Windstrom nur fließt, wenn der Wind weht. Wenn also nur Windstrom in Schleswig-Holstein eingespeist werden soll, dann mit all den hohen Spitzen und tiefen Tälern. Wer aber glaubt, diese Dynamik wird durch die Gleichstromtechnik ausgebügelt, irrt. So wie der Strom in Wilster reingeht, so kommt er auch in Bayern an. Also müsste Bayern einen Park konventioneller Kraftwerke an Regelenergie vorhalten. Überdies ist davon auszugehen, dass die Windenergie in Süddeutschland gepuscht werden wird.
Gefahren lauern an jedem SuedLink-Maststandort
Susanne Burbat-Hahn, Ortsbürgermeisterin von Hamelspringe, sieht zur Trasse keine Alternative. Sie hofft, durch den Bau der Leitung könne das Kernkraftwerk Grohnde weggezaubert werden. Doch die Dame irrt in dieser Annahme: Grohnde wird, so nichts anderes beschlossen wird, 2021 vom Netz gehen. Dann wird SuedLink, sofern er sich durchsetzen sollte, noch lange nicht fertig sein.
Alternativlos ist der SuedLink trotzdem nicht. Es gibt eine Alternative: nämlich den Südlink nicht zu bauen. Denn sollte er kommen, werden sich die Bayern nicht mit fluktuierenden Stromlieferungen zufrieden geben. Vor diesem Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden, dass ungeliebter, gleichwohl bezahlbarer Atomstrom aus Schweden und/oder Finnland durch diese Leitung fließen könnte.
Die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) zwischen Schleswig-Holstein und Bayern ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Sie ist nicht Teil unseres vernetzten Drehstromsystems, das sich über Jahrzehnte hervorragend bewährt hat. Vor diesem Hintergrund kommt der Tatsache, dass auch die Bundesrepublik Deutschland im Fadenkreuz terroristischer Anschläge steht, besondere Bedeutung zu. Terroristen könnten unerkannt einen der Maste der HGÜ mit einer handlichen Sprengladung zerstören.
Auch die zivile Gefährdung darf nicht unterschlagen werden: Flugzeugabsturz, Eisbehang an der Freileitung oder Orkane könnten die Leitung schlagartig unterbrechen. Für die dann in Süddeutschland fehlende Leistung stünden nach Lage der Dinge kaum rotierende Kraftwerksreserven als Sekundenreserve bereit. Mit dem Bau dieser Leitung wäre ein deutschland- und europaweiter Blackout programmiert. Die Bundesnetzagentur sollte heute schon „Polizeistationen“ an jedem Maststandort des SuedLinks mit einplanen.
Zu guter Letzt: Unsere übereifrigen Klimapolitiker wollen ihrer Zeit weit voraus sein. Sie legen sich heute schon fest, wie unsere Energiewelt in dreißig oder fünfzig Jahren aussehen soll. Ich denke wir sollten auch unseren Kindern und Kindeskindern Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum lassen.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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