St. Patrick’s Day, volles Haus und streikende Elektronik
Was für den Düsseldorfer Flughafen die Sicherheit, war für SIXPACK der Soundmixer: Streik war angesagt. Trotz erfolgreichem Soundcheck am Nachmittag revoltierte gestern Abend die Verstärkeranlage beim Irish Folk im Kulturheim Springe. Um 20 Uhr kamen statt wohlgesetzter Töne nur Pfeifen, Knistern und Brummen aus den Lautsprechern. Strippen wurden geprüft, umgesteckt, Mikrofone ausgetauscht – doch die Streikbrecher fanden die Quelle des Crashs nicht. Geheimnisvoll blieben die Wege der Elektronen. Und selbst Mehdorn hätte die Ursachen nicht rausgekriegt.
Rund 150 Liebhaber der Irish Folk Musik gaben sich im Kulturheim zu Springe ein Stelldichein. Sie hatten Geduld mit den leidgeplagten Musikern, während denen die Elektronen davonliefen. Nach unzähligen Versuchen lieferte die Musikanlage schließlich halbwegs brauchbare Klänge ab. Abbrechen kam also nicht in Frage. Man wirft, so die Devise von SIXPACK, die Flinte nicht ins Korn, bevor es gewachsen ist. Es war fast so wie im Februar1990 in Leipzig: Tausende Menschen waren auf den Karl-Marx-Platz vor der Semperoper versammelt, um den Vereinigungskanzler Helmut Kohl zu sehen und zu hören. Doch auch hier gingen trotz stundenlanger Generalprobe die Elektronen durch und Helmuts Kohls Rede ging in schrillem Geknister und Rückkopplungspfeifen unter. Die Menschen aber blieben ruhig, ja sie riefen dem Kanzler aufmunternd zu: „Helmut, wir warten auf dich, wir haben alle Zeit.“
Auch das Auditorium im Kulturheim zeigte Geduld und nutze die Zwangspause für Klönschnacks. Nichtsdestotrotz: Als Musiker muss man schon Nerven die Schiffstaue haben, um nach solch einem Start und lediglich mit „halber Kraft“ auch noch den „richtigen Ton“ zu finden. Dann, gut eine halbe Stunde nach offiziellem Beginn das erste Stück: „Molly Maguires“. … „They’re drinkers, they’re liars, but they’re man.“ … Das Auditorium dankte mit motivierendem Applaus.
Den SIXPACKs war die Erleichterung anzumerken, da das Publikum ihre Life Performance honorierte. „Life is life“, „Such is life“. Spätestens als SIXPACK “Free and Green” der „Irish Brigade“ anstimmte, brach der Bann. Das Lied erzählt gefühlvoll über Hoffnungen und Visionen für Irland. Es entstand 1980, als der Amerikaner Carl Funk aus Seattle Irland besuchte. „And it’s whiskey in the morning, whiskey in the night, another Irish soldier lad has fought his final fight. We’ll toast him ‘til we’re drunk boys and douse the candlelight, and tell them, Captain Taggart he’s coming home tonight.” Captain Taggart, so der Autor des Songs, kämpfte während des amerikanischen Bürgerkriegs in der Irischen Brigade.
An dieser Stelle ein Dank an WOOP & Friends: Mit ihrer jahrelangen Routine im Umgang mit musikalischen Beatmungsmaschinen griffen sie der Vorband unter die Arme. Insbesondere muss das elektronische Know how des Woop-Bassisten gewürdigt werden. Er brachte die defekte Anlage immer wieder dazu, störungsfreie Töne zu verstärken. Die Rettung kam schließlich in Gestalt des Springer Ortsbürgermeisters Carsten Marock. Er leistete quasi Nachbarschaftshilfe und schaffte eilends eine Verstärkerendstufe herbei. Währenddessen begeisterten Woop & Friends im Stil der Dubliners das Publikum. Ob Molly Malone oder Whiskey in the jar, Irish Rover oder das Galwaylied – die Fans Irischer Folk Musik kamen sowohl mit WOOPI & Friends als auch mit Sixpack auf ihre Kosten.
By the way wurde zugunsten des Kinderschutzbunds in Springe gesammelt. 240 Euro kamen zusammen und werden gemeinsam von WOOP & Friends und SIXPACK dem guten Zweck zugeführt.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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