Goodbye Glühlampe – ein Nachwort
Nun auch bei uns. Nach dem Willen der Politiker soll die Glühlampe ausgedient haben. Zu viel Strom sollen jene Glühlampen verbrauchen, um deren Erfindung noch vor wenigen Monaten Springe und übergreifend ein Streit entbrannt war. Angesichts der politischen Diskussionen um Klimaschutz und Energiesparen ist es aber völlig unwichtig, ob Henry Goebel Miterfinder der Glühlampe war oder nicht.
Viel wichtiger sind die politischen Ziele, die Grundlage für die Berliner Richtungsentscheidung waren, nämlich Klimaschutz durch Energiesparen. Den Bürgern wird vorgerechnet, mittels Energiesparlampen könne ein Haushalt bis zu 200 € pro Jahr einsparen. Aber ist es so einfach, die herkömmliche Glühlampe durch diese klobigen Energiesparlampen zu ersetzen? Auf die Haushalte kommen neben der Beschaffung der Sparlampen erhebliche Umbau- oder Neubeschaffungskosten für Leuchtkörper zu.
Ist es redlich, vorzutäuschen, wie viel länger eine teure Energiesparlampe im Vergleich zu einer herkömmlichen Glühlampe brennt und wie viel Geld und Energie man dadurch sparen kann? So wie die Politik Energiesparziele festlegt, so legen auch die Stromlieferanten Umsatzziele fest. Das, was an Strom weniger verbraucht wird, wird ganz sicher durch Preissteigerungen wieder ausgeglichen. So will es das Prinzip.
Die Politik berücksichtigt nicht, dass das Energiewirtschaftsgesetz, das bis zur Liberalisierung des Strommarkts in Deutschland eines der effektivsten Verbraucherschutzgesetze war, nicht mehr ist. Und sie berücksichtigt auch nicht, dass sie keinen Einfluss mehr auf die Energiewirtschaft hat, die heute allein den Marktgesetzen folgt. Die Verbraucher kommen einmal mehr vom Regen unter Umgehung der Traufe in eine neue Zwangslage: Nicht zuletzt durch konfiskatorisch hohe Besteuerungen etwa bei Mineralölprodukten, aber auch bei Strom und Gas, wird das noch verfügbare Einkommen durch zusätzliche Energiesparinvestitionen weiter schrumpfen.
Damit soll kollektiven Neuerungen mit Blick auf die Umweltschutzziele keine Absage erteilt werden. Die Zeit dafür ist ebenso reif wie für eine rasche Abschaffung von Standby-Schaltungen für Fernseher und andere elektronische Geräte, denn um deren Stromverbrauch hierzulande zu decken, bedarf es mindestens eines großen Kernkraftwerks.
Selbst wenn man alle Strom fressenden Haushaltsgeräte durch Neue ersetzen würde - die Kostenrechnung wird für den kleinen Mann niemals aufgehen. So bleibt nur zu hoffen, dass sich die Politik eine Erkenntniswanderung verordnet, an deren Ende praktische Vernunft einkehrt. Diese darf nicht vom Shareholder Value der Energieversorgungswirtschaft beeinflusst werden, sondern sie muss geleitet werden von der Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl und darauf haben die Bürger des Landes Anspruch.
Fazit: Die leitungsgebundene Energieversorgung für die privaten Haushalte muss aus dem Wettbewerb herausgenommen und wieder unter die Preisaufsicht des Staats gestellt werden, um auf diese Weise sicherzustellen, dass insbesondere die privaten Energieverbraucher nicht allein die Zeche für die experimentelle Energiepolitik der Vergangenheit zu zahlen haben. Erst dann können politisch verordnete Umwelt- und Energiesparziele funktionieren. Das würde die Bürger auch motivieren, diese Ziele nachhaltig zu unterstützen.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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