EISENBAHN - Die alten Zeiten sind noch gar nicht so alt!
(beim allmählichen Digitalisieren der Negative treffe ich auf manche Schätzchen)
Die alten Zeiten der Eisenbahn zeigten noch im 21ten Jahrhundert aktive Spuren. Hier ein Beispiel aus
HERZBERG/Mark
Der Bahnhof Herzberg/Mark bekam von mir im Jahr 2002 per Homepage den
Ökologischen Sonderpreis verliehen - mit der Zusatzauszeichnung:
Besonders Arbeitsplatzintensiv.
Damals gab es noch Züge, die zwischen Neuruppin - Herzberg - Löwenberg und zwischen Neuruppin - Herzberg - Rheinsberg fuhren. Letztere mussten dann in Herzberg "Kopf machen", dh. die Fahrtrichtung ändern. UND es gab einen besonderen Zug, der morgens von Berlin nach Rheinsberg und am Abend zurück fuhr.
Die Strecken in alle drei Richtungen waren eingleisig ausgebaut. Das bedeutete in Herzberg, dass mehrmals am Tag alle drei Bahnsteiggleise dringend benötigt wurden.
Na und?! - nix "na und!". Denn außer den drei Einfahrtsignalen ließ sich in Herzberg gar nichts mit einem Drahtzug oder einem Knopfdruck fernbedienen.
Jeder ausfahrende Zug musste "abgefertigt" werden bis zum Heben der Kelle. Jede Weiche musste "vor Ort umgelegt" werden, aufschließen, Hebel umlegen, zuschließen; bei zwei Zügen hieß das mindestens zwei Weichen ansteuern, mit dem Fahrrad, das dem Weichenwärter dafür extra zur Verfügung stand...
Auch der Blick auf die Anlage "der" Stellwerke dürfte viele erstaunt haben. - Da ein Metallkasten mit zwei Kurbelhebeln und je einem kleinen Signal als bewegliche Abbildung und zehn Meter zurück auf dem Bahnsteig ein ähnlicher Kasten mit einer Kurbel -- beide Anlagen dienten zur "Fernbedienung" der Einfahrtsignale.
Bei meinem Besuch im Jahr 2002 tat eine zierliche DBAG-Mitarbeiterin den Dienst als Fahrdienstleiterin und sie musste sich bannig recken, die Kurbel einmal um 360° zu drehen und so das Signal zu öffnen oder zu schließen. Was das Signal irgendwo draußen im Nebel zeigte, konnte sie nicht sehen, das zeigte schließlich das kleine Modell am Metallkasten an.
Man kann mir erzählen was man will: dass ausgerechnet die Zugverbindung Neuruppin - Herzberg - Rheinsberg eingestellt wurde, liegt nicht an der geringen Nachfrage, die war in Richtung Löwenberg noch viel schlimmer. Immerhin fuhren alle Züge sogar von Neuruppin weiter bis Berlin. Den Ausschlag gab gewiss einzig der fehlende Mut, die personalintensive Arbeit in Herzberg einsparen zu wollen und auf eine Modernisierung der Anlage verzichten zu können. Erinnert sei auch an das Drama um die kleine Brücke von Lindow, die nur wegen eines Atom-Müll-Zuges doch wieder hergestellt wurde und somit überhaupt noch Züge nach Rheinsberg fahren - von April - bis Oktober
Hallo Christel.
Wieder mal ein schöner Bericht.