Saisonende
Sömmersdorfer-Passion: starke Tradition auch ohne Gelübde!
Eine der ältesten, vermutlich die älteste Passion Bayerns in Waal – also auch älter, als die weltweit bekannte von Oberammergau – feierte 2023 ihr 400jähriges Jubiläum.
Unterzieht man die Verhältnisse des zu Grunde liegenden Gelübde: Pest und 30jähriger Krieg einem Vergleich zu den heutigen mit Pandemie und Ukraine, sind diese unzweifelhaft sehr deckungsgleich.
Und so geht es auch insgesamt um keine Geschichte von vor 2000 Jahren, sondern die größte der Geschichte überhaupt in ihrer absolut brennenden Aktualität.
Mit 90 Jahren ist da Sömmersdorf – die 680 Einwohnergemeinde – einer der jüngsten Spielorte Bayerns, wenn auch in Franken liegend.
Über die Gemeinschaft des Männergesangs-Vereines wurde in den 1920er Jahren – also vor 100 Jahren – das Theaterspiel etabliert.
Als Papst Pius XI 1933 ein außerordentliches Heiliges Jahr verkündete, wagte man sich erstmals an ein größeres Werk.
Unter Leitung des Volksschullehrers Guido Halbig spielten 70 Personen im Garten der Dorfwirtschaft die Passion Christi. Beachtliche 5.000 Zuschauer wurden verzeichnet, derer es im Folgejahr bereits 9.000 waren.
1935 verboten die nationalsozialistischen Machthaber die Fränkische Passion, zu der man sich ab 1957 wieder zusammenfand und bis 1968 im vier- und seither im fünfjährigen Turnus die Geschichte vom Leiden, Sterben und Auferstehung Christi auf die Bühne bringt.
Diese ist inzwischen eine feste, im Wald am Dorfesrand errichtete, welche natürlich auch andere Aufführungen erlebt: Kostendeckung muss sein. Von der Aufnahme der Fränkischen Passion 2020 in das Bayerische Landessverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes allein, lässt sich bei allem berechtigten Stolz dazu, eine solche Einrichtung nicht aufrechterhalten.
400 Personen auf der Bühne und 120 hinter den Kulissen dokumentiert eine starke, ausnahmslos ehrenamtliche und freiwillige Gemeinschaft, die den tieferen Sinn ihrer Zielsetzung sieht, christliche Werte zu erhalten und stärken.
Neben 3 Schafen, Pferd und 2 Kamelen wirken auch 3 Esel mit, wobei Letzteres höchst ungewöhnlich für Projekte dieser Größe ist, bei denen in der Regel weit mehr beteiligt sind, auch wenn die Redewendung ohnehin in sich zusammenfällt, nachdem es sich um höchst intelligente Tiere handelt.
Verschiedene professionelle Regisseure brachten aktuelle Themen mit ein, andere Musik, andere Bühnenbilder, doch es blieb immer die Sömmersdorfer Passion.
Die in der Spielzeit 2024 für Regie und Buch verantwortlich Zeichnenden Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz gingen dabei mehr, als nur an den Rand der Grenzen, betonten einige Male Zeitgeistbeliebigkeit zu sehr.
Der Anspruch Jesu mit dem heutigen Leben in Bezug setzen, basierte auf falschen Akzenten und reihte sich in Unsäglichkeiten ein, wie die Erwartung von Claudia Roth in Bayreuth auch Hänsel und Gretel zu spielen oder dem bei den Bregenzer Festspielen umgeschrieben Buch der laufenden Produktion Freischütz, also allenfalls noch frei nach Carl Maria von Weber!
Das zwanghafte Bemühen woke zu sein, verführt zeitgemäß denkende Regie die doch eher passive Opferfigur der Agathe zu einer selbstbewusst handelnden und das Leben in die eigene Hand nehmenden Frau aufzuwerten.
Ebenso lobenswert, als das Bemühen die Position der Frauen in der Kirche zu stärken.
Dass Agathe durch einen ausgiebigen Zungenkuss mit Cousine Ännchen lesbische Tendenzen angeheftet werden ist ebenso überflüssig, als kontraproduktiv, wenn Frauen wie im ZdK oder bei Maria 2.0 Position und Posten verwechseln: ihr Ego in den Vordergrund stellen, während Jesus und Maria gänzlich Anderes vorgelebt haben.
Klar: Regisseure der Gegenwart wollen/müssen überall wo es auch nur irgendwie geht, ihre Duftmarke hinterlassen, da gerät der Begriff Demut sehr schnell zum Unsagbaren.
Wie sehr das Publikum allerdings Führung braucht zeigt eine Szene nach der Verhaftung Jesu, als Juden die Jünger bedrängen und Einen davon zur totalen Demütigung seiner Kleider berauben, er nackt von der Bühne flitzen muss, was zu breiter Heiterkeit führt, statt über betretendes Schweigen den eigentlichen Sinn erkannt und gewürdigt zu haben.
In absolut billigen Klamauk gleitet es ab, als Pilatus der Verurteilung Jesu entgehen will, indem er ihn als Galiläer zu Herodes bringen lässt, der zum Pessach in Jerusalem weilt.
Herodes der Große, den wir von der Geburt Jesu über die Begegnung mit den Sterndeutern und dem anschließenden Kindermord von Bethlehem in Erinnerung haben, ist natürlich längst verstorben: es handelt sich um seinen Sohn Herodes Antipas.
Entgegen seinem herrschsüchtigen und Macht besessenen Vater, wird er zwar so dargestellt, wie Würzburgs Weihbischof S. E. Paul Reder anmerkte, doch war er in Wirklichkeit allenfalls ein Marionetten-König unter Kaiser Tiberius.
Überlagert allerdings wird die Szenerie durch Salome, welche durch ihren Schleiertanz und die geforderte Enthauptung von Johannes dem Täufer traurige Berühmtheit erlangte, jetzt durch die Anmache von Jesus und weitere Tänzerinnen für den völlig deplatzierten Schuss Erotik sorgt.
Schirmherr S. E. Bischof emer. Dr. Friedhelm Hofmann, 88. Bischof der Diözese Würzburg, bemühte zwar diplomatisch die künstlerische Freiheit, doch hat auch diese ganz einfach ihre Grenzen, weil nicht Alles sein muss, um krampfhaft in sein zu wollen und dabei der Verantwortung für diesen besonderen Handlungsstoff nicht mehr gerecht zu werden.
Als in darauffolgender Szene die Gottesmutter Maria Magdalena geradezu unvermittelt fragt: Du liebst ihn doch, keinen Bezug auf deren geistige Verbindung herstellt, ist man fast geneigt als Nächstes einen Blick ins Schlafzimmer von Jesus und seiner Anhängerin zu befürchten.
Absolut unwirklich, dass Maria Magdalena – als starke Frau mit Jesu Mutter und alleine dem Jünger Johannes, der gerade noch so die Kurve gekratzt hat – in tiefer Trauer nach dem Tode Jesu vor und nach einer, Musical animierten Gesangeinlage herzzerreißend schluchzt: ihrem Bekenntnis wären mühsamste Worte angemessen gewesen.
Diese Fehlgriffe sind umso unverständlicher, als diese Sömmersdorfer Spielzeit auch Judas-Passion genannt werden könnte, denn über weite Strecken wird er zur tragenden Rolle und Frank Greubel gibt ihm in der Abschlussvorstellung mit großer schauspielerischer Leistung viel Profil.
Die Erwartungshaltungen des Judas Iskariot ist eine, der sehr berührenden und wesentlichen Beziehungs-Kisten um Jesus.
Sicher: Gott hat zu SEINEM Erlösungsplan nicht des Judas bedurft, hätte auch andere Wege gewusst, wenn Judas im, wie uns Allen stets zu eigenen Willen, nicht zum Verräter geworden wäre, wenngleich ER, der göttlichen Vorhersehung entsprechend, um sein Erfolgen wusste.
Es ist eines der großen Verdienste dieser Passion, dass sie das ganze Ringen des Judas um ein Verstehen von Jesus, wie dessen Provokation zum Handeln gegen die Herrscher aus seiner Focusierung zeichnet und bewusst macht, dass sein Scheitern, etwas gänzlich Anderes ist, als nur übler Verrat.
Letzterer allerdings kommt Einem bzgl. der ehemals ehrenhaften Grundwerte grüner Politik in den Sinn und damit brandaktueller Gegenwartsbezug, zudem mit weitaus mehr Tiefgang, als durch aufgesetzte Effekte.
Und noch ein Bezug zur Gegenwart mit ihrem immer mehr zunehmenden, unsäglichen Messias-Effekt: dem Ruf nach Jemanden, der Etwas erreichen soll. Käme ein Solcher – egal woher – wäre es wieder kein Guter! Tatsächlich weiter bringt uns aber nur, wenn wir endlich selber in ehrlicher Solidarität leben, oder wie es in Köln, dem mit rund 1,74 Millionen Katholiken unter den deutschen Diözesen mitgliederstärksten Erzbistum heißt: “Arsch huh, Zäng ussenander!“, sowie der Rückbesinnung auf Gottvertrauen und einem Ende der grassierenden Gottvergessenheit: der allen Übeln gleichen Ursache.
Es spielt keinerlei Rolle, ob man als Zuschauer gläubig ist oder nicht, ob und wenn ja: welcher Religion man angehört, welcher politischen Orientierung – es bleibt nur ein Fazit: der Messias war vor 2.000 Jahren unter uns, sein Wirken, SEIN Leben, SEINE Botschaft ist der einzige und wahre Weg für die Menschheit dieser Welt und für alle deren Tage.
Ganz wie der römische Hauptmann und damit unzweifelhaft nicht dem Christentum Zugetane bekannte: wahrlich, das ist Gottes Sohn!
Während sich die Kirchen leeren, die Menschen in Scharen austreten, sind die Vorstellungen in Sömmersdorf nicht nur nahezu sämtlich ausverkauft, sondern legen auch offen, worin sich der gravierende Gegensatz begründet: die Menschen suchen Wahrheit, Jesus dabei im alleinigen Mittelpunkt, kein Machtgerangel.
Keine Zeitgeistbeliebigkeit kann zum Gegengewicht werden, was unzweifelhaft erkennen und verstehen lässt, was die Menschen wirklich suchen, wie brauchen!
Es ist der Ursprung und Kern der Wahrheit, der durch Nichts ersetzt werden kann, wofür die Menschen Gespür und Sehnsucht gleichermaßen haben, der letztlich alleine zählt und trägt: allen billigen Abklatsch jedwelcher Ideologien und Theorien in die Schranken weist.
Modernität ist dabei keinesfalls mit eben der unsäglichen Zeitgeistbeliebigkeit zu verwechseln, welche allüberall zu Nachteil und Verwirrnis der Menschen Einzug hält: sogar – Gott sei’s geklagt! – in die Kreise der kirchlich Verantwortlichen.
Während sich die Amtskirche mit Versäumnissen bei Missbrauchs-Aufarbeitung und synodalem Irrweg derzeit selbst sehr im Wege steht und gemieden wird führt die Verkündigung von Bühne statt Kanzel zu zahllosen neuen Impulsen, hat viele anders gelagerte Zugangswege.
Eine Verantwortung der sich bewusst zu sein und zu folgen der wichtigste Anspruch einer Passion sein und bleiben muss!
Überaus charmant, wie nach den ersten Szenen sich Verantwortliche der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf e. V. an einem Tisch der Gegenwart zu einer launigen Besprechung zusammenfinden, aus der heraus Vorsitzender Dieter Mergenthal seine Besucher-Begrüßung startet. Das angedachte gemeinsames Mahl wird vom Einzug in Jerusalem überdeckt.
Das gleiche Szenario, jetzt ein Bilanzziehen, steht am Ende der Aufführung und Jesus – von Tobias Garbe in der letzten von 18 Vorstellungen sehr nahe gehend verkörpert – kehrt: HERR bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget, mit den beiden Emmaus-Gang Jüngern, vermutlich Kleopas und Simeon, ein.
Hier schlüpft er aus der Rolle und verabschiedet die Besucher.
Zum Ende des Spiels, das nicht das Ende der Geschichte ist, wäre ein gemeinsamer Impuls von Akteuren und Besuchern ein wünschenswertes Zeichen der Gemeinsamkeit: bsw. ein abschließendes Lied.
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Eröffnungs-Fanfare
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Judas Iskariot bittet Jesus gegen die Herrscher anzugehen
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Besprechung der Vereinsverantwortlichen zur Spielzeit
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – römischer Statthalter Pontius Pilatus befragt Jesus
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Zum Nachhören:
Statement S. E. Bischof emer. Dr. Friedhelm Hofmann, 88. Bischof der Diözese Würzburg
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