Treideln - Schiffsantrieb mit 1 PS Anno Dazumal und Schiffshebewerk Niederfinow

Dieser brave Schimmel hat unser Schiff über 3 km gezogen
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Treidelpfad, Leinpfad oder auch Treppelpfad (in Österreich) nannte man einen Arbeitsweg unmittelbar am Flussufer, der angelegt wurde, damit Menschen und Zugtiere (oft Pferde) hölzerne Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten.
Auch am Ufer von Kanälen finden sich solche Wege. Die Schiffe waren über ein Tau (Leine) mit den auf den Leinpfaden gehenden Treidelpferden verbunden. Den Vorgang nannte man "Treideln".
Schiffe und Flöße wurden schon seit Jahrtausenden getreidelt (gezogen), wo die Strömung schwach war, oder gegen die Strömung angekämpft werden musste und die Kraft des Windes nicht genutzt werden konnte.
Ausgenutzt wurde hierbei das Phänomen, dass schon ein einzelner Mensch in der Lage ist, einen viele Tonnen schweren Kahn in ruhigem Wasser zu bewegen. Getreidelt wurde mit Pferden, aber auch mit Ochsen und Menschen.
Die große Zeit der Treidelwege begann mit dem Kanalbau im 17. Jahrhundert, mit ein Grund für den Kanalbau überhaupt. Erstmals entstanden über weite Strecken begehbare, teilweise sogar befestigte Ufer.
Das Ende des 19. Jahrhunderts brachte bezahlbare Maschinenantriebe, die das Treideln überflüssig machten. Nur an Schleusen oder Häfen, wo z.B. nach der Auflösung von Schleppzügen die Bewegung einzelner Kähne notwendig ist, wird bis heute - meist mit Hilfe kleiner Loks am Ufer - getreidelt (z.B. am Schiffhebewerk Niederfinow in Brandenburg).

In Brandenburg auf dem Finowkanal hatte ich Gelegenheit diese historische Antriebstechnik kennenzulernen. Auf einem etwa 3 km langen Teilstück des Kanals wird ein sog. Finow-Maßkahn, der vor 100 Jahren gebaut wurde und inzwischen für Tourismuszwecke aufwändig umgebaut wurde, von einem Schimmel am Kanalufer vorbeigezogen. "Maßkahn" wurden die Frachtschiffe deshalb genannt, da sie so gebaut wurden, dass sich 2 Schiffe auf dem engen Kanal aneinander vorbei quetschen konnten.
Auch die kleine Treidellok im Schiffshebewerk Niederfinow konnte ich während der Arbeit beobachten.

Bürgerreporter:in:

Günther Eims aus Sehnde

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