Sehnder Naturfreunde entdecken Wolfenbüttel
An diesem sonnigen Tag brauchten die Sehnder Naturfreunde ihre Rucksäcke nicht zu packen und die Wanderstiefel nicht zu schnüren. Wanderführer Gerhard Winter hatte die Vereinsmitglieder nämlich zu einem geführten Rundgang zwischen Schloss und historischem Stadtzentrum der geschichtsträchtigen Stadt Wolfenbüttel eingeladen.
Die Stadt Wolfenbüttel war seit ca. 1430 ständige Residenz der Welfenherzöge zu Braunschweig und Lüneburg. Sie hat seit 1570 das Markt- und Wappenrecht und seit 1572 die Herzogliche Bibliothek (heutige Herzog August Bibliothek), in der seit 1983 das für 32,5 Mio DM ersteigerte Evangeliar Heinrichs des Löwen sein Zuhause hat.
Das Schloss Wolfenbüttel ist das zweitgrößte erhaltene Schloss in Niedersachsen. Die ausgedehnte Vierflügelanlage des ursprünglichen Wasserschlosses diente den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg zwischen den Jahren 1283 und 1754 als Wolfenbütteler Residenz. Durch Angriffe und Belagerungen wurde das Schloss mehrmals zerstört. Das Aussehen des Schlosses änderte sich aufgrund zahlreicher Um- und Anbauten mehrmals. Heute wird das Schloss von einem Gymnasium, der Bundesakademie für kulturelle Bildung und einem Museum genutzt.
In Wolfenbüttel hat sich infolge der vergleichsweise geringen Kriegsschäden ein nahezu geschlossenes historisches Stadtbild erhalten. Um dieses Stadtbild zu erhalten und um zu verhindern, dass die Bewohner der historischen Innenstadt in Neubaugebiete im Umland abwandern, wurde in den 1970er Jahren ein umfangreiches Sanierungsprogramm aufgelegt. Das im Jahre 1978 festgelegte Sanierungsgebiet war damals eines der größten Stadtsanierungsgebiete Deutschlands. Die Stadt hat auf diese Weise seit 1974 den Hauseigentümern Zuschüsse mit der Maßgabe zur Verfügung gestellt, diese für eine denkmalgerechte Sanierung zu verwenden. Im Zuge dieser Sanierungsmaßnahmen ist es gelungen, weite Teile der Altstadt denkmalgerecht zu modernisieren; weit über 150 Einzelobjekte wurden hergerichtet.
Stellvertretend für eine Reihe berühmter Persönlichkeiten, die in Wolfenbüttel lebten, seien hier Michael Praetorius und Gotthold Ephraim Lessing genannt.
Praetorius, Hofkapellmeister des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel schuf 1609 das Weihnachtslied " Es ist ein Ros entsprungen".
Als Gotthold Ephraim Lessing 1770 an der Bibliotheca Augusta eine Anstellung als Bibliothekar annahm, überließ ihm der Herzog einige Zimmer in der zweiten Etage des nach 1753 wegen Verlegung des herzoglichen Hofstaates nach Braunschweig leerstehenden Wolfenbütteler Schlosses als Wohnung. Über fünf Jahre verbrachte Lessing in den repräsentativen Räumlichkeiten. Nach der Hochzeit mit Eva König im Jahr 1776 zog das Ehepaar ins Lessinghaus in unmittelbarer Schlossnähe ein. In dieser Zeit entstanden u. a. die Werke Emilia Galotti (1772) und Nathan der Weise (1779).
Sehr interessant war ein - leider zu kurzer - Besuch der Kirche "Beatae Mariae Virginis".Die Marienkirche ist die erste evangelische Großkirche nach der Reformation in Deutschland. Sie ist in ihrer Anlage als dreischiffige Hallenkirche im Wesentlichen im Stil der Spätrenaissance errichtet. Es sind noch Stilelemente der Gotik, mit stilistischen Rückgriffen auf Pfarrkirchen der Gotik in Braunschweig und des Barocks zu finden.
Nach dem Rundgang durch Wolfenbüttel waren sich alle Teilnehmer einig, dass Wolfenbüttel nicht nur diesen einen Besuch wert ist.