Peter Koster vom MGV Ilten: "Wir sind ein leistungsstarker Männerchor!"

MGV-Chef Peter Koster. | Foto: Koster
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Peter Koster ist der Vorsitzende des Männergesangvereins Ilten, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Im myheimat-Interview zieht er eine Bilanz des Jubiläumsjahres und berichtet von der besonderen Verbindung seiner Familie zum MGV und zum Iltener Frauenchor.

Herr Koster, Sie sind der Vorsitzende des Männergesangvereins Ilten. Was zeichnet den MGV aus?

Der MGV Ilten zeichnet sich durch eine immer noch sehr ausgewogene und gut besetzte Stimmengleichheit aus. Damit können wir allen Anforderungen eines vierstimmigen Männerchors gerecht werden und auch schwierige Chorsätze noch gut bewältigen und vortragen. In unserem Festkonzert zu unserem 125- jährigen Bestehen konnten wir das eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mit unserem Chorleiter, Jürgen Tippe, der nun auch schon fast 25 Jahre die musikalische Leitung des MGV Ilten inne hat, hat der Chor einen musikalischen Leiter, der neben seiner Vielseitigkeit und der strikten Einhaltung der stimmlichen Korrektheit in der Chorarbeit auch als Mitglied des Chors an die Geselligkeit der Gemeinschaft denkt. Das ist es, was eine Chorgemeinschaft zusammenhält, die Bereitschaft in Proben für den gekonnten Vortrag zu üben, jedoch auch in geselliger Runde mit Gesang den Tag ausklingen zu lassen.

Und wo zwickt es?

Insgesamt gesehen ist der MGV Ilten ein noch leistungsstarker Männerchor mit einer harmonischen Gemeinschaft, dem leider der Nachwuchs fehlt. Dieses ist der Knackpunkt für den MGV Ilten, der sich über jeden Interessenten freuen würde, da sich natürlich durch den fehlenden Nachwuchs eine hohe Altersstruktur gebildet hat, die eine noch schnellere natürliche Reduzierung nach sich zieht.

Ihre Familie ist auf besondere Weise mit dem MGV Ilten verbunden. Ihr Vater sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg mit für den Fortbestand des Vereins...

Ja, da ist schon sicherlich etwas dran, dass sich unsere Familie dem Gesang verpflichtet fühlt. Dazu gehörte neben meinem Vater, der 1945 auf Betreiben meines Großvaters Heinrich Bolte den Männerchor wieder mit Leben füllen konnte, auch meine Mutter, die Mitbegründerin des Frauenchors und einige Jahre auch dort Vorsitzende war. Meine Schwester, Heide Rohde, geb. Koster, hat die Fähigkeit zum Dirigieren von unserem Vater geerbt und ist Chorleiterin in Adenstedt und nebenbei stellvertretende Vorsitzende und Chorleiterin des Frauenchors Ilten. Nach der Wiederaufnahme des Männerchorsingens 1945 in Ilten, nach der Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg, begann sehr schnell eine Zeit, in der der Chor schnell größer wurde und in der Spitze mehr als 70 aktive Sänger zählte. Man erreichte ein Niveau, das dazu führte, auch im Rundfunk 1954 auftreten zu können, und das war damals schon ein Novum. Auch wurden Bundessängertreffen besucht, wodurch eine bis heute bestehende Freundschaft mit dem Männerchor Fiedelio Wiesbaden Biebrich begründet wurde. Des Weiteren besteht eine fast 60-jährige Freundschaft mit dem Heimatchor meines Vaters, dem MGV Moselland-Ruwer. Es war damals eine Zeit, in der der MGV viele Höhepunkte verzeichnen konnte.

Wenn Sie zurückblicken: Welche Errungenschaften waren wichtig für den Gesangverein? Was hätte dem Verein erspart bleiben können?

Es ist schwierig, dazu etwas zu sagen. Ich glaube, die Kontinuität und Verlässlichkeit des Vereins ist schon etwas ganz besonders. Von 1945 bis heute hatte der MGV nur zwei Chorleiter und sechs Vorsitzende. Das spricht schon allein für sich. Was hätte uns erspart bleiben sollen? Da kann ich nur sagen: bei dem derzeitigen Zeitgeist mit seinem Freizeitverhalten spielt die Chormusik und hier insbesondere die Männerchormusik kaum noch ein Rolle. Dieser Zeitgeist hätte gern an unserem Verein vorübergehen können.

Es gibt viele Vereine, die als reine Männergesangvereine gegründet wurden, später aber auch Frauen mitsingen lassen haben. Warum ist das beim MGV Ilten nicht so?

Das ist bisher nicht nötig gewesen, da durch die Gründung eines eigenständigen Frauenchors, der aus den Reihen der Partnerinnen der Männer des Männerchors entstanden ist, zwei gleichwertige exzellente Chöre bestehen, die bei Bedarf auch zusammen singen und dann einen großen gemischten Chor darbieten.

Ihr Vater hat auch den 1952 gegründeten Frauenchor geleitet. Wie kam es dazu?

Die Frauen der singenden Männer wollten dem aufstrebenden Chor 1952 nicht nachstehen und zu der damaligen Zeit gab es gemischte Chöre so gut wie gar nicht und auch wenig Liedgut dafür. So blieb nur die Entscheidung, einen eigenständigen Chor zu gründen und – wie man heute noch sieht – mit großem Erfolg und wird von allen Mitgliedern im Männerchor voll unterstützt.

Wie ist heute das Verhältnis zum Frauenchor?

Sehr gut. Wir stimmen uns in alles Belangen ab und bis auf besondere Ereignisse, wie die 125-Jahr-Feier, bestimmen im jährlichen Wechsel mal der MGV und dann der Frauenchor die musikalischen Ereignisse des Jahres. Dadurch, dass Jürgen Tippe auch die Nachfolge meines Vaters im Frauenchor angetreten hat, ergab sich auch hier eine Kontinuität in der musikalischen Zusammenarbeit seit fast 60 Jahren, die seinesgleichen sucht und in einer gemeinsamen Konzertreise nach Kanada 1997 gipfelte.

Wenn Sie auf die Jubiläumsveranstaltungen zurückblicken: Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Ich bin mehr als zufrieden und kann mit Stolz behaupten, dass wir mit einer doch schon reduzierten und in hohem Durchschnittsalter stehenden Sängerschar ein beeindruckendes Festkonzert und ein fröhliches Freundschaftsingen durchgeführt haben, das beim Publikum sehr gut angekommen ist. Dazu gehört eine intensive Vorbereitung, wofür ich mich bei meinem Vorstand und insbesondere der Planungsgruppe um Rolf Walter noch einmal bedanken möchte. Sie haben mir sehr viel Arbeit abgenommen. Dank der gekonnten Vorbereitung durch unseren Chorleiter Jürgen Tippe hatte jeder Sänger bei unseren Auftritten ein ganz sicheres Gefühl.

Welche Veranstaltungen haben Sie noch im Jubiläumsjahr?

Wir werden noch das Weihnachtskonzert von dem bekannten Schlagersänger Axel Becker in der Iltener Kirche am 1. Advent begleiten.

Mal abgesehen vom MGV: Was macht Ilten lebenswert?

Ilten ist mein Heimatort. Ich bin hier geboren und habe die rasante Entwicklung von einem landwirtschaftlich geprägten Dorf mit einer großen Klinik zu einem Ort am Rande von Hannover, der sich der städtischen Nähe kaum noch entziehen kann, miterlebt. Ilten ist ein Motor der Entwicklung von Sehnde und wird immer größer. Es ist schön, dass es viele nach Ilten zieht, was zeigt, dass der Ort allgemein als lebenswert angesehen wird. Hilfreich ist sicherlich nicht nur die gute Verkehrsanbindung mit einer halbwegs intakten Infrastruktur, sondern auch das große Freizeitangebot. Ob es eben der Gesang oder der Sport ist, ob es die Tierzüchter, Kleingärtner, Schützen oder andere sind, für alle , die sich in eine Gemeinschaft einbringen möchten, ist etwas da. Dieses ist mit eine Grundvoraussetzung für eine intakte Dorfgemeinschaft.

Und was sollte besser werden?

Ich habe das Gefühl, dass zwischen den Neubürgern und der alten Dorfgemeinschaft hier noch mehr Integration erfolgen könnte. Das betrifft sicherlich beide Parteien, sowohl die sogenannten „Alten Iltener“ als auch die „Neuen Iltener“ und die eine oder andere Erweiterung für das Freizeitangebot könnte dem rasanten Bevölkerungswachstum schneller nachfolgen.

Seit zwei Jahren schreiben Bürgerreporter auf myheimat.de, dem Mitmachportal des Anzeigers. Seit Kurzem gibt es auch ein Magazin für Sehnde. Was halten Sie davon?

Sie sehen ja, dass ich mich nun auch daran beteiligt habe. Ich denke, das ist eine ganz prima Sache, und sollte auf jeden Fall aufrecht erhalten bleiben, denn damit kann sehr viel dazu beigetragen werden, dass man aus allen Facetten der Lebensgestaltung neue Einblicke bekommt und für den Einen oder Anderen Interesse weckt.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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