Ortsbürgermeister Klaus Papenberg: Höver ist ein Dorf im steten Wandel
Klaus Papenberg ist der Ortsbürgermeister von Höver, dass in diesem Jahr sein 701-jähriges Bestehen feierte. Warum die Höveraner nicht schon im vergangenen Jahr das runde Jubiläum feierten, verrät er im myheimat-Interview.
Herr Papenberg, Sie sind der Ortsbürgermeister von Höver. Höver feierte in diesem Jahr sein 701-jähriges Bestehen. Von einem Jubiläum kann da keine Rede sein – wieso haben Sie trotzdem gefeiert?
Friedrich Ostermeyer und ich haben uns im Jahr 2008 entschlossen, eine Ortschronik für unser Dorf anzustoßen. Hierzu wurde die Heimatbundgruppe „Unser Höver“ gegründet, in deren Hände wir das Vorhaben gelegt haben. Verschiedene Personen im Dorf hatten bereits vor längerer Zeit Nachforschungen angestellt. Die vorhandenen Informationen wurden als Erstes ausgewertet. Es wurde festgelegt, wie und wo weiter geforscht werden kann. Das Niedersäschische Landesarchiv – Hauptstaatsarchiv Hannover – bestätigte zunächst einmal, dass der im Jahr 1215 genannte „Henricus de Hovere“ nicht unserem Ort zugeordnet werden kann, sondern zu Höver (Kreis Uelzen) gehört.
Doch gab das Archiv einen Hinweis auf das Buch „Die Ortsnamen des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover“ von Uwe Ohainski und Jürgen Udolph. Dort steht bei Höver als ältester Beleg „1309 Johannes de Hovederen“ mit der Quellenangabe „Leonhardt, Bürgerbuch S. 30“. Auf Nachfrage der Stadt Sehnde bei Professor Udolph, bestätigte dieser am 13. Dezember 2009, dass der Beleg 1309 zurzeit der älteste bekannte zum Ortsnamen Höver ist. Mit dieser Erkenntnis hätten wir im Jahr 2009 ein Jubiläum feiern können. Nur war die Zeit für eine Feier nicht gegeben. Da aber so ein Ereignis gewürdigt werden sollte, haben wir uns entschlossen, das Jubiläum in 2010 unter „Höver 700 Jahre plus 1“ zu feiern.
Was waren die Höhepunkte der Feier?
Unsere Jubiläumsfeierlichkeiten standen unter dem Motto: vom Bauerndorf zum Industriedorf. Am 1. Oktober haben wir die Feierlichkeiten mit einem Festakt in der Kantine der Firma Holcim mit etwa 130 Gästen eingeleitet. Festredner waren der Vorsitzende des Heimatbundes Niedersachsen, Heinz-Siegfried Strehlow, der in seinem Festvortrag auf das Dorf Höver im Großen Freien einging, wobei er den Wandel vom Bauerndorf zum Industriedorf hervorhob. Auch der bekannteste Einwohner Hövers, der Künstler und Kunstprofessor Heinrich Plühr, der in Höver aufwuchs, wurde von ihm gewürdigt. Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Professor Jürgen Udolph – bekannt auch durch Funk und Fernsehn – über Ursprung und Bedeutung des Namens Höver. Die Familie Unger mit ihrem Waldhornquartett gab der Veranstaltung einen festlichen Rahmen. Die Feierlichkeiten am nächsten Tag begannen mit einem ökumenischen Gottesdienst auf der Hofstelle Ostermeyer und der anschließenden Eröffnung der Festmeile „Prof.-Plühr-Straße“ mit dem Hochziehen der Höverfahne, die an diesen Tagen Höver festlich aussehen ließ. Es folgte dann auf zwei Bühnen ein buntes Programm mit vielen Höhepunkten,
z. B. mit dem Kindergarten, der Grundschule sowie den örtlichen Vereinen. Auch die Ausstellung der Jäger, der Landwirtschaft und der ortsansässigen Firmen waren sehr informativ. Besucher der Festmeile und der Festscheune, wo die Kaffeetafel aufgebaut war und ein Abendprogramm stattfand, waren hellauf begeistert und voller Lob über die Jubiläumsfeier.
Es ist heutzutage ein Trend, dass sich viele Menschen ehrenamtlich nur noch im überschaubaren Rahmen engagieren. Welche Erfahrungen haben Sie bei der Vorbereitung zur 700-plus1-Feier gemacht. Und wie viel Zeit haben sie in die Vorbereitung gesteckt?
In Höver haben wir ein reges Vereinswesen. Das beinhaltet natürlich, dass Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Dazu gehören auch die Elternschaft des Kindergartens und der Grundschule, die sich bei eigenen Veranstaltungen, aber auch bei Aktivitäten für das Dorf mit einbringen. Was heute zu einem gewissen Grad in der ehrenamtlichen Tätigkeit fehlt, ist die Übernahme von Verantwortung. Bei der Jubiläumsveranstaltung haben sich alle örtlichen Vereine eingebracht. Es wurde ein Festausschuss gebildet, der die unterschiedlichen Aufgaben abzuarbeiten hatte. Hier kann ich allen Beteiligten ein großes Kompliment machen, da der Zeitaufwand mit wöchentlichen Sitzungen sehr groß war, aber die Vorbereitungszeit von nur neun Monaten für eine 700-Jahr-Feier eher zu kurz war. Das Ziel wurde mit viel Elan und Begeisterung erreicht.
Wie haben sich die Höveraner in ihren Augen bei der 700 plus 1-Feier präsentiert?
Es waren nicht nur die Vereine und Verbände bei den Vorbereitungen aktiv. Auch die Bürger waren zur Mitarbeit aufgefordert. Sie sollten ein Plakat für die Veranstaltung auswählen. Zur Abstimmung standen sechs Entwürfe von Dietmar Mahnke, Grafiker und Fotograf aus Höver. Abgestimmt wurde auf Stimmzetteln und auf der Internetseite. Die Beteiligung an der Abstimmung war erfreulich gut. Für den Festausschuss war das Mitwirken der Bürger an der Vorbereitung zur Jubiläumsfeier sehr hilfreich. Die Teilnahme der Höveraner an den Feierlichkeiten war hervorragend. Es wurde auch nicht mit Lob und Anerkennung gespart.
Wenn Sie an Hövers Historie denken: Woher stammt der Ortsname? Wieso ziert ein Löwe das Wappen und wofür steht das Eichenblatt?
Anlässlich des Festakts hat Professor Jürgen Udolph über den Ortsnamen referiert. Bei seinen Nachforschungen über den Ursprung und die Bedeutung des Namens Höver - Hovederen, kam er zu dem Ergebnis, dass Hovederen „Hofsiedlung; Siedlung, die durch Hofstellen geprägt ist oder auffällt“ bedeutet und die Schreibweise Parallelen zu Namen im angelsächsischen Raum aufweist.
Das Wappen enthält den Löwen des Freien. Die drei Eichenblätter im Wappen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Höver früher von viel Wald umgeben war. Die letzte große Rodung erfolgte im 19. Jahrhundert zwischen Höver und Anderten. Mit der Ansiedlung der Zementindustrie vor mehr als 100 Jahren hat sich das Dorf Höver von einem reinen Bauerndorf in ein Industriedorf gewandelt, wobei das Dorf sein naturnahes Flair bis heute erhalten hat.
Was macht Höver lebenswert und was zeichnet die Dorfbewohner aus? Kann auch etwas besser werden?
Höver ist ein Dorf im steten Wandel. Bedingt durch die vorhandene Zementfabrik – diese prägt das Dorfbild. Durch die Rohstoffgewinnung ist in den vergangenen 100 Jahren viel Ackerland der Mergelgewinnung zum Opfer gefallen. Das Zementwerk ist zum großen Arbeitgeber geworden und hat vielen Familien Arbeit und Brot gegeben. Mit dem technischen Fortschritt ist die Umweltbelastung durch die Zementfabrik stark minimiert worden, moderne Filteranlagen und gesetzliche Auflagen haben dazu beigetragen.
Höver leidet unter einer hohen Verkehrsbelastung. Für unser Dorf ist die Umgehungsstraße durch das geplante Gewerbegebiet Höver-Nord von großer Priorität. Durch die Ausweisung von Gewerbegebieten ist die Anzahl der Betriebe stark angestiegen. Hierdurch wurde eine große Anzahl von Arbeitsplätzen geschaffen.
In Höver besteht noch Bedarf an Krippenplätzen. Wünschenswert ist eine Ganztagsgrundschule. Bei der vorhandenen Infrastruktur unseres Ortes ist das Lehrschwimmbecken (Hallenbad) zu erwähnen. Leider sind fehlende Einkaufsmöglichkeiten zu beklagen.
Wo sehen Sie Höver in zehn Jahren?
Unser Ort ist in den vergangenen Jahren wieder gewachsen. Zwei Baugebiete haben dazu beigetragen. Durch die Ausweisung von weiteren Gewerbeansiedlungsflächen und der guten Verkehrsanbindung werden diese Flächen in den nächsten Jahren bebaut werden. Höver ist für Logistikunternehmen ein hervorragender Standort. Die Weichen für eine erforderliche Verkehrsführung um den Ort sind gestellt. Bei der vorgesehenen Ansiedlung ist auch eine weitere Ausweisung von Bauland erforderlich.
Eine wichtige Aufgabe ist, bei den weiteren Ansiedlungen von Betrieben darauf zu achten, dass Höver weiterhin lebenswert bleibt bzw. die Lebensqualität verbessert wird. Hierzu gehört auch der Bau eines Sport- und Veranstaltungszentrums mit Festplatz.
Welche schönen Ecken von Höver würden Sie Touristen zeigen?
Die 1494 in Höver errichtete Kapelle. Es war eine Wehrkirche mit 80 cm starken Mauern.
Den Platz „Am Schulhof“ mit einem Brunnenstein, Sitzgelegenheiten, Schlauchturm (Denkmal geschützt). Hier befindet sich im ehem. Gemeindeverwaltungsgebäude (heute Kindergarten) die „Heimatstube“. Die Heimatstube kann auf Voranmeldung besichtigt werden.
Das Hallenbad, ein Lehrschwimmbecken in der Schützenstraße.
Ein Bouleplatz in der Bgm.-Köhler-Straße
Naherholung „Gaim“ im Bereich des Mittellandkanals
Möglichkeit der Fossiliensuche im Steinbruch bei Voranmeldung bei der Zementfabrik
Diverse Grünanlagen mit Bänken laden zur Erholung ein.
Seit zwei Jahren schreiben Bürgerreporter aus Sehnde auf dem Mitmachportal des Anzeigers, myheimat. Was halten Sie von dem Projekt?
Das Einbeziehen der Bürger und Vereine in die Berichterstattung aus ihrem Ort ist m.E. eine ganz besonders gute Sache. Hierdurch kann eine breite Palette an Informationen weitergegeben werden.