Burgen und Schlösser in der Region Hannover (Teil 23): Sehnde – Die Gutsanlage von Bolzum ist heute noch eindrucksvoll

Die Wasserburganlage vom Gut in Boltum
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Zu den ältesten Wasserschlössern in der Region zählt das Gut in Bolzum, heute ein Ortsteil von Sehnde. Das schlichte, zweistöckige Herrenhaus ist um 1600 herum entstanden und soll auf Statius von Münchhausen zurückgehen, der das Gut 1590 erwarb. Es heißt, der frühere Burggraben umgab einst den gesamten Gutshof und die Kirche.

Sehenswert ist daneben die Anlage in Rethmar. Die heutige Dreiflügelanlage entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Aber für diesen Ort ist schon im 14. Jahrhundert ein festes Haus erwähnt. 1332 wurde diese Burg vergeblich berannt. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts saß hier die Familie von Rutenberg. Aus dieser Zeit stammen noch einige Nebengebäude. Wohl um 1697 wurde mit dem Bau des neuen Herrenhauses begonnen, das erst 1735 vollendet war. Vermutlich stand die frühere Burg an der Stelle des heutigen Wohnhauses. Denn im Gelände ist noch schwach der alte Wassergraben der Burg zu erkennen. Bis 1850 soll er sogar noch Wasser geführt haben. Der Heimatautor Brandt glaubte hingegen, dass der Turm der St. Catharinenkirche einst der Burgturm war.

Das geübte Auge kann noch heute den Ringwall der Burg von Wassel, der sogenannten Asseburg, im Gelände erkennen. Das etwa 60 bis 75 Meter durchmessende Erdwerk wurde leider durch den Pflug stark beeinträchtigt. Keramikfunde datieren in das Früh- bis Hochmittelalter. 1458 ist eine Burgstätte „de Artberch“ bzw. „artborch“ als Lehen der Bischöfe von Hildesheim genannt, welche sich in der Hand der Herren von Gleidingen befand. Vermutlich stand die Anlage mit dem im 12. Jahrhundert bekannten Grafen von Wassel im Zusammenhang.

Dises Adelsgeschlecht wurde in den Jahren 1187 und 1198  erwähnt. Sie waren Stellvertreter des Hildesheimer Bischofs und trugen den Grafentitel. Das Geschlecht benannte sich nach dem Ort Wassel und erlosch noch im 12. Jahrhundert mit Konrad II. von Wassel.

Eine weitere Wallanlage in Wassel wurde 1979 untersucht. Dabei entdeckte man, dass hier zuerst eine Holz-Erde-Konstruktion entstand, später entstanden dann Steinmauern. Die zeitliche Einordnung dieser Wallburg ist nicht möglich. Die zweite Burganlage lag in der Nähe der Kirche. Spuren davon sind nicht mehr sichtbar. Bei Bauarbeiten kamen aber Holzreste von der Anlage zum Vorschein. Alte in der Kirche verbaute Steine könnten von einer dieser Burgen stammen.

Update: Der NATUR-KULTUR-PFAD WASSEL hat zwischenzeitlich auf Youtube die beiden vorgenannten Burgen zumindets im Internet wieder auferstehen lassen.

Nördlich des Dorfes Wassel ist eine dritte Wallanlage bekannt, die jedoch 1895 völlig eingeebnet wurde. Sie hatte etwa 110 Meter Umfang. Eine zeitliche Einordnung war bislang ebenfalls nicht möglich.

Der Ortsteil Evern verfügt ebenfalls über eine Gutsanlage, wenn das Gutshaus am Eichenkamp auch erst 1870 im sogenannten Rundbogenstil entstand.

Der Ort Haimar war vor langer Zeit Sitz eines Grafengeschlechts derer von Haimar, später von Wernigerode, die 1429 ausstarben. Zuletzt gab es hier ein unbefestigtes Schlösschen, welches südlich der Kirche stand.

Der 1240 erstmals erwähnte Ort Ilten vermag nur ein Amtshaus aufzuweisen. Im hohen Mittelalter wurde Ilten (anstelle von Lühnde) Mittelpunkt des so genannten Großen Freien, eines mit besonderen Privilegien ausgestatteten Gebiets zwischen dem Hochstift Hildesheim und dem Einflussbereich der Welfen. Das davon heute noch zeugende Amtsgebäude stammt aus der Barockzeit und zwar aus dem Jahr 1738. Die 1512 gebildete Amtsvogtei Ilten wurde 1859 mit anderen Ämtern dem Amt Burgdorf zugeordnet. Heute wird das Amtshaus von den Wahrendorffschen Kliniken genutzt.

Ein Wort zum Schluss:

Liebe Leser, damit sind wir an das Ende unserer Rundreise zu den Schlössern und Burgen der Region Hannover angekommen. Ich hoffe, die Beiträge haben Ihnen gefallen. Als Folge 24 und damit allerletzten Teil der Serie werde ich noch einmal alle Beiträge auflisten und mit den entsprechenden Links versehen, damit sie schneller aufgefunden werden können.

Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen – 24.11.2011
05: Herrensitze in Laatzen – 15.12.2011
06. Schlösser und Burgen der Stadt Pattensen –
02.01.2012
07. Springe – Waldspaziergang mit Burgresten –
08.01.2012
08. Gutshäuser in Ronnenberg – 20.01.2012
09: Gehrden- Auf dem Burgberg ging eine weiße Frau
um – 29.01.2012
10. Wennigsen: Die mächtigste Wasserburg des
Calenberger Landes und ein Jagdschloss des
Königs – 09.02.2012
11. Burgenreiches Barsinghausen – 17.02.2012
12. Wunstorf: Die Kranenburg versank im Meer –
24.02.2012
13. Burgen in Neustadt: Schloss Landestrost war den
Untertanen kaum ein Trost – 03.03.2012
14. Die Raubritter von Ricklingen – Burgen in Garbsen
- 13.03.2012
15. Zufluchtsstätte im 30jährigen Krieg: Die Burg in
Dunau (Seelze) – 19.03.2012
16. Langenhagen – Versank eine Burg im Moor? –
12.04.2012
17. Wedemark – Wedemark: Wo Ritter Werner von
Negenborn in der Lindenburg hauste – 21.04.2012
18. Isernhagen: Von welcher Burg sprach Herr Müller? –
03.05.2012
19. Burgwedel – Der Name sagt alles – 10.05.2012
20. Burgdorf: Kein Dorf mehr, dafür mehrere Burgen –
19.05.2012
21. Uetze: Der Junkerhof ist prächtig anzuschauen –
27.05.2012
22. Lehrtes Burgen sieht man nur noch aus der Luft –
02.06.2012
23. Sehnde – Die Gutsanlage von Bolzum ist heute noch
eindrucksvoll – 09.06.2012
24. Überblick: Liste aller Beiträge mit den
entsprechenden Links zum schnellen Auffinden – in
Vorbereitung

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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