Zwischenruf: Tanzverbot an Karfreitag?
Der Karfreitag ist für Christen einer der höchsten Feiertage. In der katholischen Kirche ist er gar ein strenger Fast- und Abstinenztag. Und in den meisten Bundesländern sind an diesem Tag nicht nur Tanz-, sondern auch Sportveranstaltungen verboten.
Wie stehen die myheimat-User zum Thema "Tanzverbot an Karfreitag"? Gerechtfertigt oder antiquiert? Schreibt uns Eure Meinung. Wir sind gespannt auf die Kommentare.
Auch zwei Geistliche widmen sich am Gründonnerstag im Anzeiger und in der Leine-Zeitung, Ausgabe Neustadt/Wunstorf, dem Thema. Hier Auszüge aus den jeweiligen Zwischenrufen - so der Name der Rubrik, unter der diese Gedanken veröffentlicht werden:
Ralph Charbonnier, Superintendent im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Burgdorf, meint: Das Tanzverbot schützt den Raum für gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Leiden, Sterben und Tod. Es soll möglich sein, kollektiv Lebensfragen zu bedenken, die sonst leicht verdrängt werden: Leiden, Sterben und Tod (Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersamstag), Gottes Ja zum Menschen (Heiligabend), Krieg und Frieden (Volkstrauertag), eigene Sterblichkeit und Trauer um Verstorbene (Ewigkeitssonntag).
Natürlich kann jeder für sich diese Themen zu jeder Zeit bedenken und ihren oft unbequemen Wahrheiten nachgehen. Diesen Erfahrungen gemeinsam nachzuspüren, kann aber eine ganz andere Kraft entfalten und zu gemeinsamem Handeln führen. Dazu bedarf es aber der kollektiven Inszenierung von Stimmungen, Erfahrungen, Überzeugungen und Visionen.
Warum schützt der Staat kirchliche Feiertage? Weil er weiß, dass er nicht vorschreiben darf und kann, wie existenzielle Lebensfragen zu beantworten sind. Das ist Sache von Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltanschaulichen Gruppierungen. Eine religiöse Kultur muss aber gepflegt werden, weil sie schneller zerstört als aufgebaut ist. Sechs Tage zur Pflege dieser Kultur sind gut ausbalanciert gegenüber 359 Tagen für den öffentlichen Tanz.
Pastorin Susanne Briese von der evangelischen Kirchengemeinde in Wunstorf-Luthe empfiehlt, den Karfreitag bewusst als Tag des Innehaltens und Gedenkens zu gestalten. Karfreitag, der Todestag Jesu, erinnert an sein Leiden und Sterben. Jesus kennt tiefste menschliche Leidenserfahrungen und ist ihnen auch darin nahe. Zugleich ist dieser Feiertag eine Zeit des Gedenkens an Menschen unserer Zeit, die Gewalt und Leid erfahren, Opfer geworden sind. Karfreitag ist wie ein inneres Stopp-Schild. Auf den Karfreitag soll öffentlich Rücksicht genommen werden. Nicht alle sind damit einverstanden. Für eine Gesellschaft ist es aber wichtig, gemeinsame Auszeiten zu haben. Und darüber hinaus gibt eine „Ganztags-Schweigeminute“ Kraft und richtet den Blick wieder auf das Wesentliche des Lebens aus.
Bürgerreporter:in:Christiane Mahnke aus Seelze |
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