Luther in Harenberg
Diesen 499. Tag des Anschlags der Thesen machte die „theaterkompanieleipzig“ zu einem nachhaltig in Erinnerung bleibenden Abend in der St. Barbara-Kirche in Harenberg. Im Rahmen der Luther-Trilogie zeigten sie „Luther – kleines Spektakel um Martin Luther“.
Die kleine Kirche war bis zum letzten Platz besetzt und es waren viele Besucher dabei, die sagten: Die Trilogie startete im vergangenen Jahr mit „Mein lieber Herr Katherina“ so toll, da mussten wir einfach wieder kommen.
Und sie erlebten mit Alexander Fabisch als dem jungen Luther, als Thomas Müntzer, als Katharina von Bora und in vielen anderen Rollen und mit Bernhard Biller als altem Luther, als Luthers Vater und Onkel, als Kardinal und ebenfalls in vielen anderen Rollen.
Und das Stück startet: „Er ist wieder da!“ Er erlebt als 4-jähriger die standardmäßigen Züchtigungen seines Vaters. Es gehört dazu, damit er „ein ordentlicher Mensch wird“. Seine Entwicklung geht weiter über Wittenberg: die Stadt, in der Martin Luther King wurde. Über das Kloster der Augustiner in Erfurt. Über die Verantwortung der Kirchenfürsten gegenüber, die ihn aufforderten, seine Schriften zurück zu nehmen. Und er fragt: Welche denn?
Die Erbauungschriften? Die Schriften gegen das Papsttum? Die Schriften gegen seine Gegner? Er kann alle nicht zurücknehmen. Er kann nicht gegen sein Gewissen handeln. Er beschließt, diese Bibel, die das einfache Volk nicht lesen kann, zu übersetzen. Dazu stellt er fest: Man muss dem Volk auf das Maul schauen und dann übersetzen – in eine Sprache, die sie verstehen. Er macht Wortschaffungen.
Die Sache entgleitet ihm. Thomas Müntzer macht sein eigenes Ding. Ihm wird vorgeworfen, dass er die Menschen gespalten hat. „Nun sind sie alle wider mich.“ Er schimpft auf die Juden. Am Ende stirbt Luther.
Die vielfältige, stets sehr abwechslungsreiche aber alle Facetten des Menschen Luther zeigenden Szenen, die großartige, schauspielerische Leistung Mitglieder der theaterkompanieleipzig überzeugten die Besucher der vollen Kirche so, dass es lang anhaltenden Applaus gab. Sie hatten aber auch nichts ausgelassen: Amüsante Kostüme, witzige Darstellungen, originelle Kleinigkeiten – damit war der Abend gespickt. Ob es der Apfel war, der mit der Kleiderbürste gereinigt wurde. Ob es der Luther war, der mit einem Fingerspiel überfallen wurde. Ob es der Kardinal war, dessen geglaubte Größe durch ein überlanges Kleid gezeigt wurde oder die „Sekretärin“, die aus dem Publikum engagiert wurde. Die technische Unterstützung des Abends mit Licht und Ton erfolgte durch Jens-Peter Herwig.
Die Luther Trilogie in der St. Barbara-Kirche in Seelze - Harenberg endet mit:
Luther Trilogie - Thesen, Töne