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Häschengeschichte

  • Häschen paßt gut auf die kleine Schwester auf
  • hochgeladen von Wolfgang Jenke

In Deutschland hatte 1933 ein Oberhase die Macht ergriffen, wovon die beiden Häschen, von denen ich euch berichten will, aber nichts wußten, weil sie damals noch gar nicht geboren waren. Leider hatten sie aber in der Folge schwer unter dem zu leiden, was der Oberhase in seinem Wahn angerichtet hatte. Der sprach von einem Volk ohne Raum, rüstete mit Hilfe der Stahlindustriellen die Wehrmacht auf und war von der Überlegenheit des deutschen Volkes überzeugt, da sie Angehörige einer arischen Herrscherrasse seien. Er hatte den Befehl zum Angriff auf Polen gegeben und seine Stimme tönte am 01. 09. 1939 aus den Volksempfängern: " Ab 4.45 Uhr wird zurückgeschossen!"

Damit begann das Unheil, denn der 2. Weltkrieg hatte seinen Anfang genommen. England und Frankreich erklärten den Krieg, später kamen die Russen und Amerikaner hinzu. Der Oberhase hatte das Militär teilweise entmachtet und übernahm Ende 1941 selbst den Oberbefehl über das Heer. Da an vielen Fronten gekämpft werden mußte, war es mit den anfänglichen Kriegserfolgen bald vorbei und die Rote Armee der Russen an Menschen und Material (Lieferungen der Alliierten) dem deutschen Ostheer weit überlegen. Der Gröfaz (größter Feldherr aller Zeiten) hatte sich verrechnet, seine Durchhalteparolen brachten nur unendliches Leid bei Soldaten und Zivilisten, die Widerstandskämpfer um Stauffenberg scheiterten im Juli 1944 und Anfang 1945 begann die Rückeroberung Ostdeutschlands.

Die beiden Häschen, die im ländlichen Schlesien, südlich von Breslau behütet aufgewachsen waren, waren jetzt etwa 10 und 6 Jahre alt. Sie durften nun unter der polnischen Besatzung nur noch polnisch sprechen, mußten um Nahrung betteln und viele schreckliche Dinge erleben. Das ältere Häschen mußte mit ansehen, wie ihr Lehrer auf der Straße erschossen wurde. Nach Kriegsende begann die planmäßige Austreibung der in den Ostgebieten verbliebenen deutschen Bevölkerung. Die ganze Hasenfamilie, Vater, Mutter und vier Kinder war nun auf der Flucht und mußte Krankheit, Elend und Hunger überstehen. Die Familie landete schließlich in einem Dorf an der Weser und die Mutter mußte mit Schneider-Arbeiten zum Unterhalt der Familie beitragen. Die Wohnverhältnisse waren beengt und primitiv. Unsere Häschen, die beiden Schwestern, schliefen direkt neben dem Pferdestall und manchmal hörten sie es in den Boxen rumoren. Die beiden Brüder waren aus Platzgründen bei einer anderen Familie untergebracht.

So richtete man sich allmählich in der neuen Heimat ein, die beiden Mädchen gingen in die Dorfschule und der strenge aber gerechte Vater fand eine Arbeit. Da das ältere Häschen gut rechnen konnte, ließ es die Bauernbuben abschreiben, die ihr dafür ein Wurststückchen oder ein paar Speckscheiben mitbrachten. Das waren wahre Schätze für sie, hatte es doch Zeiten gegeben, wo es nur einmal am Tag etwas zu essen gab. Diese Schätze hob sie für besondere Gelegenheiten auf und mußte manchmal feststellen, dass die kleinere Schwester sie stibitzt hatte. Sie konnte ihr jedoch nicht lange böse sein, ärgerte sich aber schon, dass der strenge Vater ihr als älterer Schwester manche Aufgaben übertrug, wie z. B. auf den kleinen Bruder aufpassen oder Schuhe putzen, während die kleine Schwester unbeschwert in den Tag hineinleben konnte.

Der Vater, der früher bei der Reichsbahn gearbeitet hatte, fand bei der Bundesbahn in Hannover eine neue Stelle, so dass die Familie dorthin umzog. Die beiden Mädchen waren nun schon größer und für das ältere Häschen stellte sich die Frage nach einer Berufsausbildung. Die Zeiten waren immer noch schlecht und die Lebensmittelmarken reichten nur für den allernötigsten Bedarf. Also beschloß der Familienrat, unser Häschen fängt bei einer Fleischerei an. Das ist ein krisensicherer Beruf, gegessen werden muss immer und für uns fällt das eine oder andere Deputat ab. So geschah es und der Vater sagte: "Halte bloß durch, Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" So biss es die Zähne zusammen, ballte die Fäuste in der Tasche und fügte sich in das Unvermeidliche. Als zartes Persönchen mußte es während der Lehrzeit auch mit dem Hackbeil umgehen lernen, im Kühlhaus frieren und sich von dem Lehrling begrapschen lassen. Der erhielt dafür von seinem Lehrherren allerdings eine saftige Ohrfeige.

Es war also für das Häschen kein leichtes Leben, doch es war jung und seine Ablenkung war das Tanzen. Nach der Arbeit wurde sich umgezogen, Pettiko und schickes Kleid sowie Stöckelschuhe an und dann wurden die Tanzböden unsicher gemacht. Auch die kleine Schwester, nun nicht mehr klein und ziemlich kess, wollte nicht zurückstehen und so schwangen sie beide das Tanzbein und verunsicherten die Männer. Fast jeden Tag waren sie unterwegs und kamen manchmal erst in den frühen Morgenstunden nach hause. Der Vater äußerte dann schon mal: "Es ist schwerer, einen Sack Flöhe zu hüten, als..."

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6 Kommentare

  • x x am 08.03.2010 um 13:48

Die wären ja wohl zu alt für ihn! Alles was volljährig ist, ist schon Alteisen beim guten Hugh! ;o))

Ich weiß nicht, wo die Häschen gelandet sind, aber sie könnten sicher viel erzählen.
Vielen Dank für Eure netten Kommentare.

.... viele sind aus Schlesien vertrieben worden .... auch meine Großeltern und Ihre Kinder ..... es war nicht leicht hier Fuß zu fassen .... eine neue "Heimat" zu finden !!!

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