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Es war zunächst nur ein Halbsatz…

.
Diesen Halbsatz sprach Dorothea Bredemann, als sie von Rainer Künnecke für
einen Film interviewt wurde. Das Heimatmuseum Seelze hat Rainer Künnecke
dafür engagiert, mit älteren Seelzern Gespräche über deren Lebensgeschichte in
Seelze zu führen. Daraus entstehen Videos, die in ein Multimedia-Projekt des
Heimatmuseums eingefügt und so zum digitalen Gedächtnis Seelzes werden.
Diese Videos können bei den Öffnungszeiten oder Sonderführungen im Museum
selbstständig angesehen werden.

Dorothea Bredemann also hatte vom Kriegsgeschehen am Bahnhof Seelze
erzählt. In ihrem Bericht fiel ganz unscheinbar der Name Flenter.
Beim Filmschnitt dann fiel auf: Flenter? Ob das Verwandtschaft des
erfolgreichen Autos Kersten Flenter aus Hannover ist? Bei seinen Auftritten im
TAK in Hannover mit den Nachbarden erzählt er doch immer mal wieder von
Seelze?

Es stellte sich heraus, es war eine Verwandte von Kersten Flenter, eine Tante,
die da im Krieg gestorben ist.

Damit war der Weg nun kurz.

An diesem besonderen Mittwoch trafen sie zusammen:
Rainer Künnecke erzählte, wie so ein Film für das Multimedia-Angebot im
Heimatmuseum entsteht und reflektierte mit Dorothea Bredemann Erinnerung
an Erlebtes zu Kriegszeiten. Und natürlich landete man bei der Geschichte, als
der Bahnhof bombardiert wurde. Zunächst saß Kersten Flenter zuhörend
daneben. Details hörte er nun im Original zum ersten Mal. Er hatte vieles, so
auch den wirklichen Tod seiner Tante aus der Zeit noch nicht gehört. Sein Vater
war ein schweigsamer Mann gewesen. Er konnte wohl von den Kriegszeiten
nicht sprechen.

Und über sein Verhältnis zu seinem Vater erzählte dann auch seine erste
Geschichte „Der letzte Abend der Kolonie“. Es ist eigentlich – und das kann bei
Kersten Flenter nicht anders sein – eine Erzählung gespickt mit aktuellen,
politischen Einwürfen. Diese Geschichte erzählt wirklich Seelzer Geschichte. Sie
erzählt davon, dass Seelze eine Arbeitersiedlung hatte „Die Kolonie“ und wie
der Boykott gegen den Abriss beendet wurde, den er und seine Freunde
verhindern wollten. Sie erzählt aber auch, sein Verhältnis zu seinem Vater.
Auch seine zweite Geschichte ist eine Seelzer Geschichte, eine typische für die
1970 Jahre über seine Weigerung, zur Feuerwehr zu gehen und dem neuen
Bonanza-Fahrrad. Und den 70ern des letzten Jahrhunderts ist auch typisch, wie
die Jungen ihre Freizeit verbrachten und er selbst zu dem Versuch eines
Ohrringlochs im rechten Ohrläppchen kam.

Schon mit der ersten Geschichte hingen die Besucher:innen dieses Abends an
seinen Lippen. Schon bei dem Gespräch zwischen Rainer Künnecke und
Dorothea Bredemann hatte das Publikum kommentiert, ergänzt und selbst
erzählt. Nun, nach den Geschichten von Kersten Flenter, war es schwer, alle
Besucher vor den großen Bildschirm zu bekommen, um den Film, von dem die
ganze Zeit gesprochen wurde, zu sehen. Aber als der Film lief, sah man gespannt
ca. 15 Minuten zu. Man sah allen Besucher:innen an, sie waren voll dabei.
Es gab herzlichen, starken Applaus. Damit sollte eigentlich der Abend enden,
aber jetzt wurden von den Anwesenden Geschichten erzählt und Kersten
Flenter erfuhr viel Unbekanntes über seine große Familie. Einige hatten dazu
was beizutragen bis die alkoholfreie Fruchtbowle ausgetrunken war.
Es war Kersten Flenters erster Besuch im Heimatmuseum Seelze nach Umzug
nach Seelze. Es steht fest: Er wird wieder kommen - dann mit viel Zeit zum
Schauen. Und man trennte sich im Bewußtsein, sich zu weiterem Austausch wieder zu treffen - vielleicht im Museum.

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