Es war kein gewöhnliches Konzert - Stella Perevalova
An diesem Sommerabend kam die Solistin noch mit Kreislaufproblemen direkt aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, trank ein wenig Wasser und – und spielte als wäre nichts gewesen.
Vorsorglich war spontan um geplant worden. Die Pause wurde den Schluss der Veranstaltung gelegt und das Konzert sollte so lange dauern, wie es der Künstlerin möglich sein würde.
Das die Situation zum Start dieses 12xk-Konzertes.
Dann setzte sich Stella Perevalova an das Klavier. Mit dem Berühren der ersten Tasten kam ein Lächeln in ihr Gesicht und alles war vergessen. Sie spielte, als sei nichts gewesen. Sie spielte 20 Stücke und eine ans Herz gehende Zugabe. Sie riss mit den ersten Tastenberührungen das Publikum mit. Das lag an zwei Dingen: Ihr Spiel war leidenschaftlich, leicht, natürlich auswendig und mit viel Gefühl und sie spielte Ohrwürmer, Evergreens. Sie spielte Musik von jüdischen Künstlern von Schlagern, über Filmmusik und Musikal bis zu traditioneller, jüdischer Musik. Ihre Erklärungen zur Musik zeigten immer wieder: Ja, kennt man natürlich – aber die Geschichte, manchmal auch die bewusst machende Geschichte war nicht so klar. Da ist das letzte Stück, das sie in Deutschland spielten „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines Stückchen Glück“ und ihre Vertreiber, Verfolger saßen im Saal und klatschten. Da ist „Wenn ich einmal reich wär“ aus Anatefka ebenso zu hören wie Kurt Weil „Der Haifisch, der hat Zähne“ oder der Tango „Oh. Donna Klara“. Und zum Schluss waren dann die in den 1940er Jahren entstandenen, bekannten Melodien des Tanzes der osteuropäischen Juden, Freylekhs zu hören. Hier kam eine ganz besondere Leichtigkeit von den Tasten des Klaviers, von Stella Perevalova herüber. Sie hatte bei einigen Musikstücken, die sicher dem Publikum auch im Text bekannt waren, zum Mitsingen aufgefordert. Aber alle waren so versonnen, so begeistert, so fasziniert von der Musik, von dem Spiel, von der Künstlerin, dass sie andächtig und begeistert mit dem gleichen Lächeln wie die Künstlerin dem Konzert folgten. Nur unterbrochen wurde das vom immer wieder leidenschaftlichen Applaus, der dann am Ende in Standing-Ovations endete.
Vergessen lassen hatte sie, unter welchen Bedingungen sie über die Tasten geflogen war. Und trotz das herzlichen Zuspruchs wollte sie nun nur noch eins – in ihr Bett und sich erholen.
Aber Stelle Perevalova wäre nicht sie, wenn sie zum Abschied nicht noch zwei Versionen des Hallelujah – natürlich endend mit der Version von David Cohen. Und als sie mit vorsichten Schritten die Kirche verließ, wurde sie vor der Kirche mit viel zustimmendem Applaus verabschiedet, bevor man nun eine lange „Pause“ mit Käsespießen vor der Kirche genoss und so manche Melodie als jüdischen Ursprungs noch einmal besprach.
Hineinhören in das Konzert kann man auf der Webseite der Kirchengemeinde - hier!