Ein Blick in die Glaskugel

Die Gedanken zur Glaskugel entstanden nach einem Clip im NDR-Fernsehen, der über einen Lieblingsort berichtete. Ich weiß gar nicht mehr, um welchen Lieblingsort es ging, denn meine Gedanken trugen mich fort.
Welches ist mein Lieblingsort?
Ganz schnell kamen meine Gedanken in Probleme. Ich sah sofort das Lohnder Meer vor mir – die Stelle, an der der Stichkanal auf den Mittellandkanal trifft. An dieser Kreuzung sitzend kann man die Welt vergessen. Aber mein zweiter Gedanke zu meinem Lieblingsort ließ sofort ein ganz anderes Bild entstehen: Ich sah eine Glaskugel vor mir. Nein, nicht die der Zigeunerin aus dem Obentraut-Gefolge, die in der Glaskugel was auch immer sieht. Meine Glaskugel ist ein wenig größer. Sie ist mit Wasser gefüllt. Und eigentlich ist sie nicht für einen Blick hinein gedacht. Aber die Lichtbrechungen, die dadurch entstehenden Farben sorgen dafür, dass die Gedanken abschweifen. Es entstehen Bilder, es entstehen Träume, es entstehen Geschichten. Man mag den Blick gar nicht abwenden. Aber wenn er sich weitet, dann ist diese Glaskugel aufgehängt an einem Gestell und umgeben von allerlei Handwerkszeug eines Schuhmachers. Und diese Glaskugel diente auch nicht, dem Schuhmacher schöne Träume zu machen. Sie diente mit der dahinter stehenden Kerze als Lichtquelle, genau der Lichtbündelung. Die Schuhmacher mussten ja zu nicht gerade in den hellsten Räumen arbeiten, da war eine Lichtquelle wichtig – auch als es noch keinen Lichtschalter für elektrisches Licht gab.
Ich liebe diesen Raum im Heimatmuseum Seelze, in dem eine Schusterwerkstatt eingerichtet ist. Der Raum erzählt noch viel mehr Geschichten, aber mein Blick kommt immer wieder zurück auf die Glaskugel. Sie wirkt immer wieder geheimnisvoll.
Irgendwie haben ja beide Lieblingsplätze mit Wasser zu tun und vielleicht ist es eine Frage der Jahreszeit, ob der eine oder andere Platz siegt, aber erlebenswert sind immer wieder beide.