Echt britisch gepaart mit Heimatgefühlen
Dieser Nachmittag mit Orgelmusik fiel – wie könnte es anders sein bei der MUSE in Seelze – unter die Kategorie „ besondere Nachmittage“.
Peter Büttner war viele Jahre Pastor in Seelze-Kirchwehren. Seit vier Jahren ist er nun ev.Pastor im Auslangsauftrag in Birmingham. Peter Büttner schilderte mit Bildern die Kathedrale von Lincoln, die bis Mitte des 16.Jahrh. das höchste Gebäude der Welt gewesen ist. Dabei kamen auch kleinste Details wie die Geschichten um den Lincoln-Zwerg nicht zu kurz. Dann stellte Peter Büttner einen Virtuosen auf der Orgel, der zum Beispiel Dozent an der Universität von Oxford ist, vor: Colin Walsh. Colin Walsh ist einer der Organisten in der Kathedrale von Lincoln. Noch vor dem Beginn des Konzertes zeigte Colin Walsh, dass er die Orgel hoch schätzte. Und er gab erklärende Worte zu den ersten Komponisten: Purcell war Organist in Westminster Abbey. Bliss komponierte 1960 für eine Hochzeit in Westminster Abbey. Elgar schilderte er britischer als die britische Familie. Dann kam ein Feuerwerk des Orgelspiels. Colin Walsh zog im wahrsten Sinne es Wortes mehr als nur alle Register.
Mit einer Prelude von Sir W. Harris, die dieser nach einem Besuch der Thomas-Kirche in Leipzig geschrieben haben soll, ging es weiter. Die Stücke von Stanford folgten und Colin Walsh spielte dann eine Prelude von Vaughan Williams, die dieser zur Krönung von Georg VI geschrieben hat. Ganz zum Schluss war eine der Zugaben von Händel – dem Komponisten, den Engländer genauso für sich reklamieren wie Deutsche.
Das Konzert zeigte die vielfältigen Möglichkeiten dieser Orgel, den besonderen und sehr aufwändigen Stil von Colin Walsh, der diese englische Musik zu einem Musikgenuss machte.
Am Ende des Konzertes gab es Gelegenheit, mit Peter Büttner über seine Aufgabe als Pastor in Mittelengland zu sprechen.
Gefragt nach dem Unterschied zu seiner Gemeindearbeit in Seelze-Kirchwehren, beschrieb Peter Büttner gern:
Seine Auslandsgemeinde in England rund um Birmingham ist fast halb so groß wie Niedersachsen. Es gibt keine geschlossene Gemeinde sondern kleine Gruppen, die gemeinsam einmal monatlich Gottesdienst feiern und anschließend gemeinsam das Treffen ausklingen lassen. Es sind Deutsche mit mittlerweile einem Durchschnittsalter von fast 80 Jahren. Sie kamen als Kriegsgefangene und blieben, weil sie in ihre Heimat nicht mehr konnten oder wollten aus östlichen, europäischen Ländern oder z.B. aus Siebenbürgen. Sie kamen in den 50er Jahren, weil sie ein Auslandsjahr in England verbrachten und die Liebe ihres Lebens fanden. Sie kamen in den 70er Jahren, weil sie inzwischen einen britischen Soldaten geheiratet hatten. Unter den jungen Menschen vermischen sich die christlichen Glaubensrichtungen mehr und sie werden sehr frei untereinander gelebt. Ein Strahlen kommt in die Augen von Peter Büttner, der in seinem Alltag ein interessantes Land erlebt, aber auch viele Kilometer im Auto hinter sich bringt, um seine weit verstreuten Gemeindeglieder zu erreichen. Er schildert den Gottesdienst in der vollen, riesigen Kirche in England. Sein Aufenthalt in England ist befristet und er wird reich an Erlebnissen zurück kommen, wenn die Zeit dort abläuft. Dabei vergisst er nicht, von seiner langen Zeit zu berichten, die er gern in Kirchwehren hautnah in seiner Gemeinde war.
So endet mit einem so anderen Abschluss das Konzert der MUSE.
Das nächste am Mittwoch wird so ganz anders! Mehr dazu unter:
http://www.musefestival.de
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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