Besuch der SPIEL 18 in Essen

Die SPIEL 18 beginnt für mich mit der Pressekonferenz
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Am Sonntag gingen die 36. Internationalen Spieltage mit einem neuen Besucherrekord zu Ende. Stolz konnte Dominique Metzler am Ende der Messe verkünden, dass 190.000 Besucher den Weg zur SPIEL ´18 gefunden hatten. Die Messe hat ein rasantes Wachstum zu vermelden. Die Ausstelleranzahl hat sich mit 1.150 Ausstellern aus 50 Nationen noch einmal erhöht. Zum Vergleich, im letzten Jahr waren es 1.100. Erstmalig waren auch Aussteller aus Indonesien mit dabei! Dazu kam eine neue Halle, so dass nun 80.000 qm Ausstellungsfläche für unser Hobby zur Verfügung stand.

Wie schon seit etlichen Jahren bin ich am Mittwoch angereist. Pünktlich war ich zur Pressekonferenz auf der Messe. Dort wurden die vielen Pressevertreter von Dominque Metzer, der „Chefin vom Ganzen“ begrüßt. Wir erfuhren, dass wir mitten im „Goldenen Zeitalter“ der Brett- und Kartenspiele leben dürfen! Die Spielebranche steigert Jahr für Jahr ihr Wachstum und kann sich über anhaltende Umsatzsteigerungen freuen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres legte der Umsatz mit Spielen um 16 % zu. Am beliebtesten sind Familienbrettspiele, die mit 33 % Wachstum ganz vorne liegen. Bis zum Jahresende werden in Deutschland mehr als 50 Millionen Spiele verkauft werden. Im Mittelpunkt dieses Wachstums steht die Spielemesse in Essen. 1.400 Spieleneuheiten werden dem interessierten Publikum gezeigt.

Auf der Pressekonferenz wurde dann der Preis „innoSPIEL“ 2018 vorgestellt. Diesen Preis vergibt der Friedhelm Merz Verlag in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen seit dem Jahr 2017. Eine hochkarätige Jury hat 3 Titel ausgewählt, die sich durch besondere innovative Konzepte auszeichnen:
BONK, ein pfiffiges Geschicklichkeitsspiel von Game Factory, COOL RUNNINGS, ein Laufspiel aus dem Hause Ravensburger bei dem man mit echten Eiswürfeln spielt und THE MIND vom Nürnberger Spieleverlag indem man ohne Worte gemeinsam Karten ablegt.

Nun wurden die neuesten Trends vorgestellt. Immer mehr erobern die kooperativen Spiele den Markt, hier können die Spieler viele neue Ideen finden.

Ein ganz neuer Trend ist das Unique Game mit individuellen Spielausgaben, das vor einigen Jahren mit den Legacy-Spielen begann. Keine Partie gleicht der anderen, während des Spiels werden neue Regeln entwickelt, neue Komponenten kommen mit dazu. Einen Schritt weiter geht nun das erste Unique Game DISCOVER - ZU UNENTDECKTEN LANDEN von Asmodeé. Thematisch geht es um das Überleben in der Wildnis, gemeinsam oder gegeneinander . Der Verlag konfektioniert die überwiegende Mehrzahl aller in der Schachtel befindlichen Komponenten für jedes Spiel unterschiedlich. So ist jedes Exemplar absolut einzigartig und jedes Spiel spielt sich anders!

Natürlich gibt es wieder viele spannende Familien- und Kinderspiele. Hier ist auch ein Trend zu erkennen. Wie sagte Frau Metzler so schön, „da sind wir schon wieder bei Scheiße!“ Klospiele erobern den Spielemarkt - ob das KRASSE KACKE von Pegasus oder KACKE ALARM von Mattel ist, das Thema Sch…. steht im Mittelpunkt!

Auf der Messe gibt es nicht nur viele Neuheiten zu entdecken sondern auch ein buntes Rahmenprogramm. Mehr als 1.300 Messe-Events wurden gemeldet. Erstmalig gibt es für jeden Besucher einen kostenlosen Spieleguide in dem alle Neuheiten, Programmhighlights und Messetipps auf 64 Seiten aufgeführt werden.

Auf der Homepage der SPIEL gibt es auch eine Online-Datenbank, die natürlich auch auf mobilen Endgeräten genutzt werden kann.

Nach so vielen Informationen und der Preisverleihung ging es dann in die Neuheitenschau. Viele Verlage nutzen diese Schau um ihre Spiele zu präsentieren. Wie immer ist da ein buntes Treiben und so mancher Verlag lockt mit kleinen Extras. Das könnt ihr ein wenig auf meinen Bildern sehen.

Wie schon üblich gibt es dann beim Zoch Verlag bei Weißwurst und belegten Broten ein Presseevent bei dem die Neuheiten des Verlages angespielt werden können, das haben wir in einer netten Runde auch ausgiebig getan.

Nun musste ich aber ins Hotel um mich ein wenig hübsch zu machen. Ich war wieder am Abend zur Verleihung des Deutschen Spielepreises eingeladen. Dieses Jahr war es eine sehr emotionale und gelungene Veranstaltung. Sehr schön fand ich, dass Frau Metzler zu Beginn ihre engsten Mitarbeiter auf die Bühne bat und sie mit einem riesigen Blumenstrauß überraschte. Es ist nicht möglich, so eine Veranstaltung wie die SPIEL auf die Beine zu stellen ohne gute Mitarbeiter zu haben. Wie schön, dass ihnen dann auch öffentlich gedankt wurde.

Jetzt kam es aber zur Preisverleihung!
Vorher versprach Frau Metzler, dass es diesen Preis auch in Zukunft geben wird. Auch die unschönen Manipulationsversuche durch einen Blogger können dies nicht verhindern. Der Preis ist äußerst wichtig für die Spielebranche und es wäre fatal, wenn er durch diese böse Geschichte zerstört worden wäre.
Gewonnen hat diesen Preis AZUL von Michael Kiesling (Next Move), dann folgen auf den 2. Platz GAIA PROJECT von Helge Ostertag und Jens Drögemüller (Feuerland Spiele) und auf den 3. Platz RAJAS OF THE GANGES von Inka und Markus Brand (Huch!)
Auf die Bühne durften aber alle 10 Preisträger, denn es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die nachfolgenden Spiele in ihrer Qualität dem Siegerspiel in nichts nachstehen!

Des weiteren wurde der innoSpiel2018 an COOL RUNNINGS verliehen, dann gab es den Preis für das beste Kinderspiel, der ging an MOMOARRR!.

Der Spieleautor Wolfgang Kramer hat gemeinsam mit seiner Frau Ursula die Ehrung für das Lebenswerk des Spieleredakteurs Uwe Mölter (Amigo Spiele) vorgenommen. Das war schon sehr emotional, da floss so manche Träne!

Doch nun war es genug mit Reden und Feierlichkeiten, wir durften das leckere Büfett genießen! Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mit anderen Medienvertretern, Verlagsmitarbeitern und Autoren diesen schönen Abend miterleben durfte. Ich saß an einem Tisch mit einigen Bloggern und konnte so neue Kontakte knüpfen, hatte aber auch die Gelegenheit mit Bernd Brunnhofer ein paar Worte zu wechseln. Mit ihm und seinem Hans im Glück Verlag bin ich als Spielerin groß geworden!

Nun konnte die Messe beginnen! Am Donnerstag öffneten sich die Pforten und die „Heiligen Hallen“ wurden gestürmt. Da der Presseeingang um 10 Uhr geschlossen wurde, musste ich mitten in den Ansturm um hineinzugelangen und blieb schon mal gleich in einer der Drehtüren stecken. Wie gut, dass es keine Panik gab! Jetzt kann ich verstehen, warum die Messemitarbeiter oft schon 20 Minuten vor offiziellen Beginn die Türen öffnen!

Meine Messetage habe ich meist mit Terminen bei Verlagen verbracht. Ich war für unsere Gruppe unterwegs und habe meine Kontakte vertieft, bzw. neue Kontakte geknüpft. So hatte ich wenig Zeit zum Spielen und Gucken. Ich habe nur City of Rome von Abacusspiele gespielt und zum Abschluss am Sonntag noch Lift Off vom Hans im Glück Verlag. Beide Spiele haben mich voll überzeugt und ich freue mich, wenn ich sie der Gruppe vorstellen kann. Doch ich möchte an dieser Stelle keine Neuheiten beschreiben oder bewerten, dazu kann ich mir noch kein Urteil erlauben. Dies werde ich dann nach unserem Neuheitentag am 24. November machen. Bis dahin habt noch ein wenig Geduld! Außerdem sind eine Unmenge an Blogger und Youtuber unterwegs, die das sehr professionell auf vielen verschiedenen Kanälen tun. So bekommt ihr von mir einfach ein anderes Augenmerk, andere Eindrücke.

Für mich ist die Messe doch mehr ein Ort der Begegnungen. Ich freue mich, wenn ich Menschen treffe, die ich meist nur hier sehe und mit denen ein kleines Schwätzchen halten kann. Ob es am Fairplay Stand ist oder mitten im Gedränge. Egal, stehen bleiben und ein wenig reden, das ist mir wertvoller als unbedingt einen Tisch zum Spielen zu ergattern.

Einen sehr interessanten Termin habe ich am Donnerstag wahr genommen. Es gab eine Podiumsdiskussion zum Thema „Kulturgut Spiel - Teil unserer Gesellschaft: Wertschätzung, Förderung und Perspektiven“. Auf Initiative der SAZ (Spiele-Autoren-Zunft) stellten sich der Präsident und einige Mitglieder des Deutschen Kulturrates den Fragen des Publikums.
Frau Prof. Dr. Susanne Keuchel (Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW in Remscheid) hielt einen Einführungsvortag. Die wichtigste Botschaft hier war, dass man das analoge nicht mit dem digitalen Spiel vergleichen, bzw. gegeneinander ausspielen kann und darf. Beide Arten müssen sich ergänzen und in der Kombination ist es eine Bereicherung für beide Seiten.

Herr Harald Schrapers (Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres) moderierte dann die Diskussion mit den Teilnehmern:
Prof. Dr. Steffen Bogen (Kunsthistoriker (Universität Konstanz) und Spieleautor)
Erhard Grundl (MdB, Kulturpolitischer Sprecher der Fraktion B‘90 / Die Grünen)
Prof. Christian Höppner (Präsident des Deutschen Kulturrats)
Helge Lindh (MdB, SPD-Fraktion, Ausschuss für Kultur und Medien)
Bernd Petelkau (MdL-NRW, Sprecher für Kultur der CDU-Fraktion)
Heiko Windfelder (Verlagsleiter Spielware bei Kosmos).

Herr Schrapers betonte, dass diese Veranstaltung eine absolute Premiere sei, eine Diskussion auch mit Teilnehmern aus der Politik gab es noch nicht. Er stellte eine provokative Frage - ist die SPIEL ein Freizeitpark oder eine große Kulturveranstaltung?

Digitale Spiele werden gefördert, so gibt es einen digitalen Spielepreis der mit 300.000 Euro Preisgeld gefördert wird. Gut kam der Vorschlag von Herrn Lindh an, dass statt Waffen in Saudi Arabien das analoge Spiel gefördert werden könnte! Aber das war wohl mehr eine rhetorische Anmerkung!
Frau Merkel eröffnet die Gamescon in Köln, warum nicht die SPIEL?! Hat das analoge Spiel bei der Politik überhaupt ein Augenmerk? Gut, auf der Gamescon waren 370.000 Besucher, aber mit 190.000 muss sich die SPIEL auch nicht mehr verstecken und hat doch eine große Bedeutung!

Müssen da vielleicht die Verlage mehr tun, haben die einen Trend verschlafen? Hätten sie viel früher ihre Bedürfnisse anmelden müssen?

Die SAZ fordert, dass die Spiele in die Nationalbibliothek aufgenommen werden müssen, sie sind Kulturgut wie die Bücher. Diese Forderung wird wohl im Kulturrat diskutiert. Bin sehr gespannt was daraus wird.

Auch die Wissenschaft müsste sich mehr mit dem analogen Spiel beschäftigen, es gibt so viele Forschungsbereiche, nur nicht beim Spiel. Es gibt den Studienbereich Gamedesigner, was gibt es im analogen Bereich?

Die Verknüpfung von analog und digital ist noch sehr gering, da ziehen nur einige Verlage mit. Ein Einwurf war, dass wir Spieler das digitale nur verwenden um unsere Statistiken zu führen! Da musste ich ein wenig grinsen, denn auch in unserer Gruppe führen wir eine Statistik, aber mehr auch nicht!

Muss es mehr Spielorte geben wie an den Ganztagsschulen oder Tagesstätten?

Eine weitere Forderung der SAZ ist die Einführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Spiele, da Spiele ein Kulturgut sind!

Auch wir Besucher durften Fragen stellen und so war das eine sehr bunte und interessante Veranstaltung. Die letzte Frage eines jungen Besuchers, der sich als Spieler aus der Schweiz vorstellte, hat mich sehr beschäftigt. Er meinte, dass das Spiel keine hohe Wertigkeit besitzt. Es gibt berühmte Sportler oder auch berühmte Schachspieler, in ganz vielen Bereichen gibt es Idole - nur nicht beim Spiel. Da wird man eher belächelt wenn man von seinem Hobby berichtet. Ich kann dem jungen Mann nur recht geben! Auch unsere Spielgruppe hatte anfangs sehr zu kämpfen. Wir wurden an unserem Spielort, dem Pflegeheim, sehr oft als die Süchtigen vorgestellt! Man kannte hier Spieler nur als Zocker und suchtgefährdete Menschen! Es hat viel Überzeugungsarbeit gekostet und war ein langer Weg bis wir als die „Brettspieler“ wahrgenommen wurden!

Es waren sehr interessante 90 Minuten, die nicht nur mir einiges zum Nachdenken mit auf dem Weg gaben. Hoffen wir, dass alle Ideen und Forderungen an die richtige Stelle weiter gegeben werden und sich in nächster Zeit etwas tut.

Für mich gehören solche Veranstaltungen absolut zur Spielemesse mit dazu und sind für mich wichtiger als die Neuheitenflut.

Sehr gerne wäre ich auch bei dem Panel dabei gewesen, das die Entwicklungen des internationalen Spielmarktes beleuchtet. „Wie spielen Deutschland und die Welt in Zukunft“ war das Thema mit dem internationale Branchenverteter und Spieleautoren am Freitag diskutierten. Leider hatte ich zu diesem Termin einen Pressetermin und konnte nicht teilnehmen. Die Diskussion wurde aber mitgeschnitten und kann zu einem späteren Zeitpunkt im Internet abgerufen werden.

Ich bin zum 34. Mal auf der Spielemesse und so denkt man natürlich auch an die Anfänge oder vergleicht früher mit heute. Es war auf alle Fälle gemütlicher, ich kann mich nicht an eine solche Überfüllung erinnern. Die Menschenmassen werden jedes Jahr mehr und das fällt mir manchmal schon schwer. So manchen Rucksack habe ich ins Gesicht bekommen, so manchen Rempler abbekommen. Man musste sehr viel mehr Zeit einplanen um von einem Termin zum anderen zu kommen. Schon seit ein paar Jahren hört man immer wieder, dass die Stände und auch die Besucher beklaut wurden, so manche Kasse ist an den Ständen verschwunden und auch Rucksäcke, die neben den Spielern standen. Dieses Jahr waren wieder professionelle Diebe unterwegs, die zu dritt auftraten, angeblich wurde sogar ein Taser eingesetzt. Aber auf der anderen Seite ist es doch eine schöne und offene Atmosphäre. Das internationale Stimmengewirr finde ich schon faszinierend und die meisten Besucher sind rücksichtsvoll und freundlich.
Früher habe ich mich durch die Messe gleiten lassen, bin von einem Stand zum anderen gebummelt und habe mich über jede Entdeckung gefreut. Heute muss man mit Plan herumlaufen und ich habe den Eindruck, dass ich nach den 4 Tagen so manchen Stand übersehen habe.
Die Berichterstattung hat sich völlig verändert, ganz aktuell kann man am Abend schon die ersten Berichte auf YouTube sehen. Auch eine Life-Berichterstattung gab es, das soll im nächsten Jahr auch noch ausgedehnt werden. Die Zeiten ändern sich und man darf sich den neuen Medien nicht verschließen - obwohl, gemütlich hat mir schon auch gut gefallen!

Am Ende waren es für mich sehr ereignisreiche und volle Tage. Ich denke an viele schöne Begegnungen zurück, hatte so viele nette Gespräche. So war es wieder eine schöne Messe und ich bin froh, dass ich mit dabei sein konnte.

Die Neuheiten können nun in unserer Gruppe gespielt werden, einige der Erklärer sind schon eifrig dabei die Regeln zu lesen. Am 24.11. ist ab 11 Uhr unser Neuheitentag. Viele Verlage unterstützen uns hier mit ihren Spielen, es wird eine große Auswahl vorhanden sein! Nach diesem Tag wird es dann von mir auch einen Bericht über die Spiele geben.

Der nächste Spielabend ist am Freitag, de 2. November um 19 Uhr. Gäste sind wie immer herzlich willkommen.
Ort: Kursana Domizil in 30926 Seelze, Brandenburger Straße 1-3

Bürgerreporter:in:

Dorle Burgdorf aus Seelze

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