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"Alles was man anfasste klebte" - oder in Seelze nannte man es "Stipskochen"...

  • Stips - ein Zuckerersatz aus Nachkriegstage immer noch beliebt
  • hochgeladen von Andreas Schulze

Eigentlich war ich in das Heimatmuseum Seelze gekommen um mir den Betrag der Sammlerin Christiane Mohn anzuhören. Sie hat eine Sonderausstellung im Museum von ihren über 90.000 Zuckerstücken, Tütchen und was es sonst noch an Formen der Verpackung gibt. Wie auch bei Briefmarken gibt es bei diesen Zuckerpäckchen Serien, ganz Sätze und natürlich auch Raritäten. Der Zeit werden im Museum weihnachtliche Teile der Sammlung gezeigt.
Doch der große Vorteil ist, so finde ich, wenn man mal des Sammeln überdrüssig ist kann man immer noch den Tee damit süßen....

Christiane Mohn erklärte:

... aber da war auch der Beitrag, der auf einer Tafel an der Wand hing. Hier hieß es:

„Alles was man anfasste klebte!“
Erinnerungen von Dorothea Bredemann

Das Rübensaftkochen - in Seelze hieß das nur Stipskochen - habe ich in keiner guten Erinnerung. Wir - meine Mutter, meine Tante, meine Oma und ich - kochten im Herbst 1945, 1946 und 1947 selber Stips. Das waren die schlechtesten Jahre nach dem Krieg. Zuerst mussten einige Zentner Rüben beim Bauern gekauft werden. So zogen meine Mutter und ich mit dem Handwagen nach Lohnde. Das war ja noch erträglich. Danach mussten die Rüben erst mal vom Dreck befreit werden. Dabei saßen wir alle in unserer Scheune und kratzten den Dreck aus den Rillen der Rüben. Dann kamen sie in große Waschwannen und wurden mit der Bürste (die manchmal nur noch ganz kurze Borsten hatte) geschrubbt und noch ein paarmal gespült. Alles natürlich in kaltem Wasser, und überhaupt war es kalt in der Scheune, es muss ja wohl November gewesen sein. Und wir waren von oben bis zu den Schuhen nassgepladdert.

Nach der Reinigung wurden die Rüben in der Waschküche im großen Kessel gekocht. Ich weiß nicht mehr, wie lange die Rüben gekocht haben, bis sie weich waren, meiner Erinnerung nach war es aber sehr lange. Während dieser Zeit musste von irgendwo im Dorfe die Rübenpresse geholt werden. Für die Ausleihe musste man sich anmelden. Wir hatten das Glück, dass Tischler Ahlswe, gleich nebenan, eine Presse hatte, die er verlieh. Und da das Ding schrecklich schwer war, bedeutete der kurze Weg eine große Erleichterung. Da wir keinen Vater mehr hatten, mussten meine Mutter und Großmutter auch schwerste Arbeiten allein bewältigen, und der Transport der Rübenpresse war sehr mühsam. Da stellte sich gar nicht die Frage, ob Kinder mit helfen wollten. Es ging gar nicht ohne diese Hilfe.

Waren die Rüben endlich weich, wurden sie durch die Presse gequetscht. Der kostbare Saft wurde anschließend im Waschkessel so lange gekocht, bis er dickflüssig war. Dabei musste stundenlang unablässig gerührt werden, weil sich die zuckrige Masse sonst sofort am Kessel festgesetzt hätte. Das durfte nicht passieren; denn wenn der Stips sich richtig in eine Kesselwand einbrannte, war der Kessel hinterher zum Wäschekochen nicht mehr zu gebrauchen. War der Saft genügend eingedickt, wurde er schnell in alle möglichen verfügbaren Gefäße gefüllt.

Wenn man es bis hierher geschafft hatte, ging das große Säubern los. Alles, was man anfasste, klebte. Vor allem musste natürlich der Waschkessel geschrubbt werden, damit die nächste Wäsche darin nicht braun wurde. Die ganze Kocherei hatte sich über mehrere Tage hingezogen.

War der Rübensaft erkaltet, und hatten wir noch Lebensmittelmarken für Brot und Butter übrig, die sehr kostbar und knapp waren, dann gönnten wir uns ein frisches Brötchen mit Butter und Stips. Für die damalige Zelt eine Delikatesse.

Aber auch später, als wieder "normale“ Zelten herrschten, bestellte regelmäßig einen Eimer Stips bei „Reinhold“ in Wunstorf…

--> ein schöne Geschichte wie ich finde. Da man sie aber auf dem Foto nicht lesen kann habe ich sie abgeschrieben und zeige sie euch. Und keine Angst, die Schreiberin hat nicht dagegen, dass ich es hier zeige.

Aber auch die eigentliche Sonderaustellung ist wirklich sehenswert. Besucht das Heimatmuseum in Seelze OT Letter. Es hat Sonntags geöffnet von 14.40 Uhr bis 17.30 Uhr mehr auf http://heimatmuseum-seelze.de

  • Stips - ein Zuckerersatz aus Nachkriegstage immer noch beliebt
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  • Zuckerpuzzle mit weihnachtslichen Motiven
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  • Frohe Weihnachten mit Zucker in Tüten
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  • Ganze Serien mit Weihnachtstüten voll Zucker
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  • Wenn es mal zu lange wird kann man sich auch anders Beschäftigen.
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  • Viele, vor allem ältere Besucher lauch dem Vortrag in einem hier zu Besichtigen Klassenzimmer.
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  • Auch die Kinder von Christiane Mohn hören begeistert zu.
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  • Die Leiterin des Museums, Erika Turek, bedankt sich mit Blumen bei Christiane Mohn
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3 Kommentare

Und vergessen hast Du, dass es auch keine Bonbons gab, also machte man Klekse vom Stips in eine Pfanne (leicht gefettet). Durch die Hitze wurde der Rübensaft fest und wir hatten Bonbons.
Übrigens: ich kann mich noch erinnern, dass mal ein ganzer Keller ausgebrannt ist,
weil die Saftkocher nicht aufgepasst haben.

Super Beitrag !!!

Ich habe gleich wieder Hunger auf ein leckeres Stipsbrot bekommen !!!

LG Uta

Stips gehört zum täglichen Frühstück bei uns...einfach lecker...schöner Bericht aus der Vergangenheit. Heutzutage geht man einfach in den Supermarkt und kauft sich den Sirupspender...lieben Gruß und einen schönen 1. Advent wünscht Dir und Deiner Familie Manuela

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