Abendkirche 2022 mit Nadja El Karsheh und Hesam Assadi
Wenn ein Gast klopft!
Pastorin Nadja El Karsheh merkte man es schon bei den ersten Worten an: Das Thema der Jahreslosung berührt sie. Schon vor den ersten Worten ging es mit einem Symbol los. Zusammen mit Hesam Assabi war sie nicht einfach da. Beide klopften an und kamen herein. Und dieses Klopfen übernahm Hesam Assabei sofort mit der Stehgeige, der Kamantsche, und gestaltete daraus die erste Musik.
Und dann entstand aus dem Türklopfen der Gedanke Der Gedanke, war erwartet mich eigentlich, wenn ich an eine fremde Tür klopfe? Wird mit geöffnet? Wie werde ich aufgenommen? Welche Regeln der Gastfreundschaft gibt es? Viele der Regeln der Gastfreundschaft sind kulturübergreifend. Viele sind heute bei uns vergessen oder durch die letzten zwei Jahre auch wieder da: Waschungen, ja Fußwaschungen zur Begrüßung. Aber wie ist es schon mit einem Nachtlager oder einem Gastgeschenk des Gastgebers?
Nadja El Karsheh kleidet das sofort in persönliche Erlebnisse. Sie war nach ihrem Studium „auf die Walz“ gegangen. Sie war nach einem Gottesdienst in einem fremden Ort überrascht worden. Dort fragte sie den Pastor, ob sie bei ihm übernachten könne, denn sie hatte kein Geld dabei. Nach erster Ablehnung wurde ihr das Haus erklärt und sie sogar allein dort allein gelassen – einfach so, weil der Pastor noch weg musste. Und sie stellte das dann in einen aktuellen Zusammenhang. Die Ukrainischen Flüchtlinge die willkommen sind. Und die Menschen von den Flüchtlingsbooten – Todeszahl unbekannt – sind zunehmend unerwünscht. Es gibt auch einen historischen Zusammenhang vom Ende der Christenverfolgung. Damals schon gab eine hohe Entwicklung der Zufluchtsstätten, Krankenhäuser, Armenhäuser. Und schon damals gab es die Einwände, es könnten auch nicht wirklich Bedürftige unter ihnen sein. Und schon damals galt die Antwort: Es ist besser, einmal einem Beträger aufzusitzen, als einmal einen wirklich Bedürftigen abzuweisen.
Nadja El Karsheh bindet die Besucher:innen nicht nur in ihre Gedanken ein. Alle folgen gemeinsam dem Friedensgruß, alle essen gemeinsam ein Stück Weißbrot und alle singen gemeinsam das Gebetslied für den Frieden „Ya rabba saalami“ (Du Gott des Friedens gieß dienen Frieden auf uns, fülle mit Frieden unser Herz. Und sie zitiert – Hebr. 13,2 – „…… denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“
Und Hesam Assabi? Nach der Begrüßung auf der Kamantsche griff er mehrfach zur Rahmentrommel. Und mit dem teils ganz, ganz zarten Berühren der Trommel bis zum drohenden,ganz lauten, rhythmischen Schlagen darauf gab er alle Gefühlsregungen wieder, die Nadja El Karsheh mit ihren Worten auslöste. Er fühlte quasi die Gedanken auf seinem Instrument nach und der Rhythmus ergriff alle. Mit großer Kunst unterstich diese Musik die Sicht auf die Jahreslosung „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.
Wie sehr diese Worte, dieses Zusammenspiel mit der Musik die Besucher:innen berührt hat, konnte man unmittelbar danach erleben. Man stand vor der Kirche beim alkoholfreien Cocktail und Weißbrot noch lange, sehr lange zusammen und die Gedanken zur Gastfreundschaft durchwaberten die Gespräche mit Nadja El Karsheh und Hesam Assabi.
Nachhören und sehen kann man die Abendkirche hier: https://barbara-kirchengemeinde.wir-e.de/aktuelles
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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