Bückeburger Tracht in der Welt der Modelleisenbahner
Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Oder ist es schon Jahrzehnte her? Die Bückeburgerinnen in ihrer prächtigen Tracht. Einzeln oder in Grüppchen zu zweit oder dritt kauften die Damen in der Großstadt Hannover besonders gern ein. An männliche Begleitung in Tracht kann ich mich nicht erinnern. Mit der Eisenbahn reisten sie in ihren auffälligen Röcken, Kopfbedeckungen und kunstvollen Tüchern von Bückeburg über Haste, Wunstorf und Seelze in die Landeshauptstadt und nach getätigten Geschäften auf dem selben Weg wieder zurück in ihre Heimatgemeinde im Schaumburger Land. Überall, wo sie gingen und standen, schaute man sich interessiert nach ihnen um. Wunderschön waren sie anzusehen, die herausgeputzten Gäste aus Bückeburg, in der sonst so grauen Umgebung einer hektische Einkaufsstadt. Heute würde man sagen: Sie waren echte Hingucker.
Wie oben berichtet, sind mir „Bückeburgerinnen“ seit langer Zeit nicht mehr begegnet. Und plötzlich - ich war als Mitglied des Modell-Eisenbahn-Clubs Luthe e.V. zum Dienst in der Festhalle Stadthagens bei der Schaumburger Regionalschau 2008 verpflichtet worden – entdeckte ich ganz in der Nähe unserer Spur N - Anlage eine solche in voller Pracht, dazu noch in Begleitung zweier Herren in festlicher Kleidung einer früheren Zeit. Ich mutmaßte, dass es sich dabei um „Bückeburger“ handeln müsse. Eine solche Männertracht hatte ich ja bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.
Mutig sprach ich diese Gruppe an, um etwas näheres über ihre Tracht zu erfahren.
Ja, sagten sie mir, sie seien Mitglieder eines schaumburger Heimat- und Trachtenvereins und sie möchten sich den Besuchern der Regionalschau 2008 in ihrer historischen bückeburger Tracht zeigen und auch ein wenig werben für ihren Verein.
Nebenbei fragte ich die „Bückeburgerin“ leise, wieso ich mich denn nicht an die hübsche Männertracht aus meinen vergangenen hannoverschen Zeiten erinnern könne. Sie erklärte verschmitzt und selbstbewusst: „Ist doch klar, junger Mann, irgend jemand musste doch die Feldarbeit machen, wenn wir Frauen einkaufen mussten.“
Das war ja für mich mehr als einleuchtend und griff zur Kamera.
Bald hätte ich es vergessen: Als Modellbahner-Neuling war ich doch für diesen Tag der Ausstellung als Hilfsreservefahrdienstleiter zur Probe von meinem Modell-Eisenbahn-Club verpflichtet worden. Wenn nun während meiner Abwesenheit auf unseren Strecken bahntechnische Unregelmäßigkeiten zu beklagen gewesen wären, dann wäre ich wohl wegen mangelnder Aufsicht schuld daran gewesen.
Alles ist aber gut gegangen: Der Plausch mit der Tradition hatte keine Folgen. Unsere Modell-Anlage wird doch schließlich mit einem Blocksystem gefahren - alles klar?
Mit einer Dienstgrad-Beförderung darf ich denn wohl in den nächsten Jahren rechnen. Besuchen Sie mich doch einmal im Internet unter www.mec-luthe.de, vielleicht habe ich mich doch verrechnet.