*** Rund um's Steinhuder Meer *** – eine Radtour Hindernissen
Heute war ein schöner, sonniger, warmer Frühlingstag. Da musste ich einfach kurzer Hand mit dem Fahrrad raus. Einmal um das Steinhuder Meer, das schien mir eine gute Idee. Also ein kurzer Rundblick um das Fahrrad. Bremse, Licht und Schaltung, alles schien wie immer Verkehrssicher aber mit deutlichen Gebrauchsspuren. Will heißen voll mit Staub. Aber bei dem trockenen Wetter und dem täglichen Nutzen meines gut gefederten Drahtesels, war das auch kein Wunder. Gut gepolstert im Korb, lag meine Nikon D90 mit dem 18-200mm ‚Immer-drauf-Objektiv‘.
Also los geht es, erst mal durch Seelze bis an den Kanal. Dann sollte es daran lang bis nach Wunstorf führen. Aber schon der Abstieg an den Kanal war mit Hindernissen umwunden. Eine Leitplanke, die allzu leichtsinnige Autofahrer daran hintern soll die Böschung zum Kanal hinunter zufahren. Umständlich wurde das Fahrrad über die Planke gehoben. Ich denke noch „Wenn jetzt hier ein Kinderwagen herunter soll, zu einem entspannenden Spaziergang – unmöglich für einen Alleine“.
Am Kanal angekommen geht es in Richtung Wunstorf. Alles schön sauber freigeschnitten und auch keine dunklen Ecken, wo sich ebensolche Figuren verstecken könnten. Ein paar hundert Meter weiter, dann doch ein Hindernis. Ein Bagger. Was macht denn ein Bagger hier dachte ich. Mit einer Großen Kreissäge, durch Ketten geschützt zeiteilte der Fahrer Baumstümpfe um die Rasen- und Grünschnittarbeiten zu erleichtern. Eigentlich freue ich mich immer wenn das Radwegenetz gepflegt wird. Doch diese Arbeit sollte mir nicht gut bekommen. Kurz vor Wunstorf merkte das mein Hinterrad Luft verlor. Nicht gerade ein guter Anfang für eine Radtour.
An der Einfahrt nach Wunstorf, am Industriegebiet Süd, ging dann nichts mehr. Das Hinterrad lief nur noch auf der Felge. Also absteigen und schieben. Sind ja nur zwei Kilometer bis zum Bahnhof ging es mir durch den Kopf. Also frisch ran und über die viel befahrenen Bundesstrasse geschoben. Doch da, was sehen meine Augen? – Fahrrad ‚Rusack‘. Hey der wird mir helfen… Im Laden fragte ich: „Verkaufen sie nur Fahrräder oder machen sie auch Notreparaturen.“ Der wollte sich auch gleich mal erkundigen ob man ein Schlauchtauschen noch zwischen einen eng gesteckten Wartungsplan packen könnte. Natürlich sagte der Chef, so was geht immer. Nach kurzer Wartezeit war nicht nur ein neuer Schlauch, sondern auch gleich eine neue Decke auf dem Rad. Ich war um 45€ ärmer und der Monteure bekam (wegen seiner Einsatzfreude) weitere 5€. Aber egal so brauchte ich meine Tour nicht abbrechen. Durch Wunstorf durch, nach ‚Altens Ruh‘ hin, einem am Wald gelegenes Ausflugslokal mit Biergarten war der Erste Stopp. Eine kühle Apfelschorle tat richtig gut.
Weiter nach der kurzen Pause ging es durch den Wald, auf gut gepflegtem Weg, Steinhude entgegen. Wie bei dem Wetter nicht anders zu erwarten mussten ich auf viele Fußgänger und andere Radfahrer achten. Aber mit gegenseitiger Rücksichtnahme kein Problem.
In Steinhude angekommen, gab es erst mal ein Eis. Schön kalt, aber dennoch sahnig. Der Italiener macht schon seit Jahren ein wirklich gutes Eis. Einmal über die belebte Strandpromenade und den Brücken folgend (natürlich geschoben, alles andere wäre zu eng) kam ich zu den ‚Strandterassen‘. Steinhude im Rückenging es dem Hagenburger Kanal und seinem Schloss entgegen. Immer wieder bewegten mich schöne Motive zum Fotografieren, was meiner Durchschnittsgeschwindigkeit nicht gut tat. Aber ich mache ja kein Rennen um den See.
Als nächstes sehenswertes Objekt waren die Vogelschutzgebiete, durch mit an Aussichthäuschen und geführten Wegen durch die Brut- und Lebensräume von vielfältiger heimischer Vogelwelt. Ein Traum, was man hier alles zu sehen bekommt. Mit gebührlichem Abstand um die Vögel nicht zu Stören. Nun musste ich mich aber zwingen mein Rad wieder zu besteigen und weiter zu fahren. Ich wollte ja schließlich meine Rundfahrt heute auch abschließen. – Ist mir dieser Radfahrer nicht vorhin erst in Steinhude begegnet; aber in anderer Umfahrtsrichtung. Der war also schon Rund; mir lag das noch bevor. Nun dachte der hat bestimmt nicht so viele Fotos gemacht wie ich.
Als nächstes durch die Felder unterhalb von Bergkirchen, vorbei an den kleinen Bächen die das Vogelschutzgebiet umrandeten, ließ mich etwas Seltsames erneut anhalten und die Kamera hervor holen. Alte Brückenfundamente der alten Torfbahn, die hier schon lange nicht mehr querte, ereilten mein Interesse. Aber die Sonne machte weiter ihren Weg gegen Spätnachmittag hin. Ich war ausgeglichen und erfreute mich dem ‚Sein‘ als solches.
Die Anzahl der Mücken um mich rum wurden immer mehr. Das zeigte mir deutlich, dass ich den Kiefernwäldern um Mardorf näher kam. Das alte Fischerdorf mit seine Campingplätzen und dem Schullandheim lud mit alten Fischer- und Bauernhäusern zum weiteren Verweilen ein. Doch dieses Mal ließ ich mich nicht verleiten und fuhr durch. Mit kurzen Stopp für ein weiteres Eis uns einem kurzen Schnack an der Strandbude wurde die Fahrt dann doch ein weiteres Mal unterbrochen. Dann aber fortgesetzt, entlang der Bade und Surfstrände, wo sich viele Osterurlauber schon eingefunden haben. Aber Bootssteg erregte ein besonders von den Fischern ungeliebter Gast meine Aufmerksamkeit. Ein Kormoran, oder war es ein Fischreiher (Asche auf mein Haupt – ich doch so unwissend) war mein nächstes Fotoopfer, dass ich ‚abschoss‘.
Noch ein paar Aussichtplattformen, mit Myriaden von Mücken, sie zeigten mir wie wichtig ein guter Mückenschutz hier im Hochsommer von Nöten ist. Denn jetzt sind die Mücken zwar lästig aber sie Stechen nicht; nicht ein Mückenstich den ganzen Tag.
Das Terrain wurde mooriger und mit Birken durchsetzt. Immer wieder luden Hinweisschilder über die Begebenheiten des Moores und seine Geschichte zum kurzweiligen Lesen ein. Nach einer recht langezogen Strecke durch das Moorgebiet von Neustadt kam ich, kurz vor dem ‚Ostenmeer‘ der Binnensees, bog ich links ab in Richtung Poggenhagen. An Feldern und Viehweiden, entlang am Waldstück kam ich dann am Fliegerhorst heraus und setzte meine Weg zum Poggenhagener Bahnhof fort. Von dort über ‚Kubalts Anhöhe‘ weiter nach Bordenau. Durch Geburtsort von Scharnhost (1755 in Bordenau geboren), er war Ausbilder auf der Militärschule auf der Insel Wilhelmstein. So schließt sich auch der Geschichtliche Kreis um das Steinhuder Meer.
Durch eine Waldstecke ging es dann nach Schloss Ricklingen entgegen. Die Sonne kündigte durch ihre immer länger werdenden Strahlen das nahende Ende des wunderschönen Tages an. Doch eine richtige anstrengende Passage stand mir noch bevor. Ein nicht einmal 500m lange Sandstrecke an den Bordenauer Wäldern entlang. Manch ein Radfahrer würde Absteigen und Schieben. Aber ich bin da ehrlich gesagt zu Storz dafür. In den kleinsten Gang geschaltet und manches Mal aus den Sattel hoch, durchfuhr ich diese Passage. Von Schloss Ricklingen ging es an der Autobahn entlang Alt Garbsen entgegen. Was hier für ein starker Wind herrschte, nochmal eine ganz nette Anstrengung kurz vor Schluss der Radtour. In Alt Garbsen angekommen, noch einen Blick auf den Wegwiesen nach Seelze. 4,5 km kündigte dieser an.
Einmal unter dem Mittellandkanal unter durch und die Ansicht von Seelze stand, im untergehenden Sonnenlicht, vor mir. Über die Leine und in die Heimatstadt. Als ich den Markplatz mit seinem Obentraut Denkmal erreichte, schaute ich zum ersten Mal heute auf den Kilometerzähler meines Tachos. Und was konnte man dort sehen? 75 km lang war die heutige Tour. Eine Tour mit plattem Reifen beginnend, unzähligen Mücken, aber ohne Stiche und einem wunderschönen Wetter. Einfach ein perfekter Tag. Ausgegeben habe ich etwas mehr als 60€, davon 50€ alleine für die Reparatur meine Rades. Das war die Sache wert. Mal sehen wo mich meine nächste Radtour hinbringt….
Bürgerreporter:in:Andreas Schulze aus Seelze |
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