"Ein Landrat muss ein langfristiger Gestalter der Zukunft sein"
myheimat:Herr Weigert, sollten Sie am 2. März zum Landrat gewählt werden: Wie würden Sie das Amt des Landrats interpretieren? Sehen Sie sich eher als Moderator, leitender Angestellter der Neuburg-Schrobenhausen AG, Vorstandsvorsitzender eines modernen, kundenorientierten Dienstleistungsunternehmens oder Chef der Kreisverwaltung?
Weigert: Ein Landrat muss insbesondere langfristiger Gestalter der Zukunft des ihm anvertrauten Kreisgebietes sein. Diese Aufgabe der Landkreisentwicklung kann der Landrat nur erfolgreich im Team bewältigen. Er muss deshalb die Menschen in Stadt und Land, die Wirtschaft sowie die sozialen Verbände, Gruppierungen und Vereine ansprechen und sie mit auf den Weg der künftigen Entwicklung des Landkreises nehmen. Eine dauerhaft erfolgreiche Entwicklung ist nur dann möglich, wenn alle zusammen wirken. Neben fachlicher Qualifikation und über alle beruflichen Erfahrungen hinaus muss er für ein bürgerorientiertes Dienstleistungsunternehmen „Landratsamt“ stehen. Es gilt auf die BürgerInnen zu zugehen und sie für das gemeinsame Ziel „Zukunft schaffen“ begeistern zu können und dabei vor allen Dingen „Mensch sein“ ... und bleiben.
myheimat: Als Sachaufwandsträger verschiedener Schulen hat der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen eine besondere gesellschafts- und bildungspolitische Verantwortung. Wie viele Finanzmittel wollen Sie in den nächsten Jahren für den Bereich Bildung bereitstellen?
Weigert: Bildung ist eines der wichtigsten Politikfelder, gerade auf kommunaler Ebene. Ihr muss ein hoher Stellenwert zukommen, denn „Geist“ ist unser einziger Rohstoff und unsere Kreativität dafür entscheidend, ob wir auch künftig erfolgreich sein werden. Der Finanzbedarf wird gerade im Bereich der Schulen in die Millionen gehen, so mein Eindruck aus Gesprächen und mehreren Schulbesuchen in den zurück liegenden Wochen. Hierzu bedarf es allerdings eines umfassenden Konzeptes, das leider noch nicht existiert. Wir benötigen vor der Ermittlung von Finanzbudgets deshalb einen „Grundgerüst“, wie es mit unseren Schulen insgesamt weiter gehen soll, welche absehbar noch genutzt werden können, welche Schulen und -typen zu erweitern sind, etc. Die Einbindung von Elternbeiräten, Kammern und Verbänden wird wichtig sein. Entwicklungen im Verborgenen wie erst vor wenigen Wochen im Fall der FOS Neuburg darf es nicht geben. Die Sanierung dieses Schulbaus kostet dem Kreis annähernd 10 Millionen Euro. Zugleich wird - nicht nachvollziehbar - ein weiterer wichtiger Zweig für diesen Schultyp andernorts in der Region realisiert, obwohl die erforderlichen Praktikaplätze in Neuburg vorgehalten werden. Eine Fehlentwicklung, weil offenbar nicht in Gesamtzusammenhängen gedacht wird?
myheimat: Was die Hartz IV-Kosten anbelangt, sind die Landkreise nicht zu beneiden. Stiehlt sich der Bund hier nicht unverantwortlich aus der Verantwortung?
Weigert: Wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten behaftet, so stellen doch Landkreis und Arbeitsagentur die Versorgung der „Erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen“ in guter Arbeit gemeinsam sicher und werden ihrer Verantwortung für die Menschen gerecht. Wenngleich der Kostenanteil des Bundes abgesenkt wurde, so hat sich doch der Kooperationsansatz beider Akteure in der Praxis insgesamt bewährt, da die Bedürftigen „aus einer Hand“ versorgt werden können. Was Hartz IV und die ARGE betrifft, so wurde die derzeitige Regelung höchstrichterlich als verfassungswidrig beurteilt und eine Übergangsfrist bis zum 31.12.2010 für eine Neuordnung gewährt. Künftig müssen Bund und Landkreis ihre Aufgaben selbst wahrnehmen, eine Mischverwaltung wird es nicht mehr geben. Dieser Umstand wird auch die Möglichkeit bieten, die künftige Kostensituation einer grundlegenden Überprüfung zuzuführen. Je schneller wir dies tun, um so besser wird dies sein. Im Rahmen der anstehenden „ARGE-Neuregelung“ sehe ich Gestaltungsspielräume. Wichtig ist, dass der Bürger (=Kunde) an „einer Stelle“ alle Grundsicherungsleistungen für Erwerbsfähige erhalten und sich nicht wieder in einem Ämterwirrwarr zurecht finden muss. Eine Außenstelle des Landratsamtes in Schrobenhausen, welche als Bürgerbüro Fragen von Hartz IV genauso behandeln kann wie etwa aus dem Bereich von Jugend & Familie, Rentnerberatung oder BaföG gilt es in diesem Zusammenhang dringend zu prüfen.
myheimat: Wo soll der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen im Jahr 2014 stehen? Nenne Sie drei konkrete Projekte, die in diesem Zeitraum verwirklicht werden sollten!
Weigert: Im Jahr 2014 soll der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zusammen mit den Partnerlandkreisen Eichstätt und Pfaffenhofen sowie der Stadt Ingolstadt eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen Deutschlands sein. Das bedeutet eine hohe Attraktivität für den gesamten Raum sowie Arbeit und Wohlstand für unsere Familien. Daran arbeiten wir bereits im regionalen Verbund im Rahmen der „INITIATIVE REGIONALMANGEMENT Region Ingolstadt“ hart und zielstrebig – auch die BAUER AG aus Schrobenhausen und ich selbst als Vertreter des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen wirken hier mit. Die Vorzeichen sind gut, betrachtet man z. B. die Arbeitslosigkeit, die Entwicklung des Studienangebotes und vieles andere mehr.
Hinsichtlich zu realisierender Projekte geht es für den Landkreis nicht um sollen oder wollen. Wie bereits schon dargelegt ist die Neuregelung der „Hartz IV-Thematik“ verordnet, hier gibt es für den Landkreis kein Wahlrecht. Auch die Frage der „Müllentsorgung im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen“ bewegt die Bürger und verlangt eine umgehende Lösung, manchmal hat man den Eindruck alleine des sozialen Friedens willen. Was das Thema Bildung angeht, so müssen wir umgehend die Frage der künftigen Entwicklung unserer Schulen geordnet auf den Weg bringen. Ein „integriertes Schulentwicklungskonzept“ duldet wohl keinen zeitlichen Aufschub, das sind wir auch unseren Kindern schuldig. Die Liste könnte fortgeführt werden z. B. mit der hochbrisanten Frage zur Notfallrettung im Schrobenhausener Land oder nach der künftigen Seniorenpolitik im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen - was zeigt: Es gibt viel zu tun und die Zeit drängt!
myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine private Frage zum Abschluss: Bei welcher Tätigkeit können Sie am besten entspannen?
Weigert: Bei Spaziergängen mit meiner Frau und unseren beiden Hunden in Wald und Feld sowie bei Orgelwerken von J. S. Bach, gerne in unseren Kirchen hier bei uns im Neuburg-Schrobenhausener Land