Frauen und Kraftsport in Schrobenhausen
Die Emanzipation der Frauen machte auch nicht vor dem Gewichtheben halt. Vor ca. zwanzig Jahren hielt die bis dahin eigentlich nur der Männerwelt vorbehaltene Sportart auch Einzug bei den Frauen, und das überaus erfolgreich. Waren es im Anfangsstadium nur wenige Sportlerinnen die sich für die Hanteln begeistern konnten, erfreute sich das Frauengewichtheben mit zunehmenden Jahren immer größerer Beliebtheit und fand immer mehr Anhängerinnen. Zum heutigen Zeitpunkt kann man sagen, dass diese Sportart, die man sicherlich noch zu den Randsportgruppen zählen darf, nun längst den Kinderschuhen entwachsen ist.
Der AC Olympia Schrobenhausen hatte 1988 die Ehre, im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) die 1. Deutsche Meisterschaft im Frauengewichtheben auszurichten. Ein großes Ereignis. Nicht nur für Heber(innen) und Funktionäre des ACO. Da von den Deutschen Meisterschaften im Fernsehen berichtet wurde (unter anderem im Aktuellen Sportstudio), gewann Schrobenhausen dadurch etwas mehr an Popularität über die Grenzen Bayerns hinaus.
Für die beiden Lokalmatadorinnen Sieglinde Nowak und Maria Preschl waren die Titelkämpfe ein voller Erfolg. Sieglinde Nowak wurde Vize- und Maria Preschl Deutsche Meisterin. Für die beiden ACO-Damen, die zu diesem Zeitpunkt erst ca. ein halbes Jahr Gewichte stimmten, war das der Beginn einer steilen Karriere.
Es folgten etliche Bayerische Meistertitel sowie ein Jahr darauf –bei den Deutschen Meisterschaften 1989 in Sindelfingen- erneut der Titelgewinn für Maria Preschl und Platz drei für Sieglinde Nowak. Höhepunkte ihrer sportlichen Laufbahn waren jedoch zweifelsohne für die beiden ACO-Heberinnen die Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften, die sie als Mitglieder der Deutschen Frauennationalmannschaft nach San Marino, Manchester (England), Teneriffa und Jakarta (Indonesien) führten. 1991 beendeten Sieglinde Nowak und Maria Preschl aus beruflichen Gründen ihre Sportlerlaufbahn.
Andrea Häusler aus Schrobenhausen verschrieb sich ebenfalls dem Gewichthebersport. Sie bestritt 1989 als 12jährige ihren ersten Wettkampf. Andrea Häusler dominierte bei den Jugendlichen. Bei den meisten Veranstaltungen verließ sie als Siegerin das Heberbrett. Andrea Häusler errang viermal die Bayerische Meisterschaft, holte einmal den Deutschen Meistertitel und –als absolute Krönung ihrer relativ kurzen Laufbahn- brachte als bisher Einzige den Titel eines Internationalen Deutschen Mehrkampfmeisters nach Schrobenhausen. Im Mai 1993 bestritt die Schrobenhausenerin ihren letzten Wettkampf.
Abschließend möchte ich sagen, dass das Frauengewichtheben sicherlich für eine Bereicherung im sportlichen Geschehen sorgt. Das lässt sich leicht am Beispiel Schrobenhausen aufzeigen: Parallel zu den Europameisterschaften der Senioren 1994 fand in der Dreifachturnhalle der Große Preis von Deutschland –ein internationaler Wettkampf für Frauen- statt. Dieser Wettbewerb stieß nicht nur auf eine sehr große Zuschauerresonanz; die Damen beeindruckten mit zum Teil hervorragenden Leistungen und ließen damit keinen Zweifel daran, dass ihre Sportart durchaus ernst zu nehmen ist.
Die internationalen Erfolge der deutschen Gewichtheberinnen zeigen, dass seit den ersten Deutschen Meisterschaften im Oktober 1988, in Schrobenhausen ausgetragen, das Gewichtheben für Frauen in Deutschland schon längst den Anfängen entwachsen ist. Dass jedoch der Kreis der Seniorinnen über 35 Jahre noch nicht allzu groß sein kann, kommt von der doch noch relativ „jungen“ Sportart für Frauen. Obwohl die Meldezahlen der Seniorinnen für die EM 1994 eine steigende Tendenz aufzeigt, ist es für die Athletinnen im Kampf um den EM-Titel eine tolle Atmosphäre, wenn sie in einem größeren Teilnehmerfeld kämpfen können. Der Start der Seniorinnen zählt zugleich für die Wertung zum internationalen „Großen Preis von Deutschland“.
So haben im Vorfeld der Organisation die Verantwortlichen des AC Olympia Schrobenhausen den 1. Internationalen „Großen Preis von Deutschland“ für Frauen ab 16 Jahren, mit Zustimmung der European Weighliftung Federation – Masters (EWF – M) und der Genehmigung des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG), zu dieser EM 1994 mit eingebunden.
Mit Teilnehmerinnen aus 10 Nationen ist das Meldeergebnis überraschend stark ausgefallen, so darf man gespannt sein auf den Ausgang dieser internationalen Auseinandersetzung im Kampf um die begehrte Trophäe des „Großen Preises von Deutschland“, der nach der internationalen Sinclaire-Tabelle gewertet wird. Schafft es die mehrfache Deutsche Meisterin Stefanie Utsch, die bereits zu den ersten Deutschen Meisterschaften 1988 in Schrobenhausen auf dem Heberbrett stand und ihren 1. Deutschen Meistertitel holte? Oder was machen die starken Finninnen, oder die Mädels aus der Ukraine? Nicht außer acht zu lassen ist Katalin Laczi, die im Mai 1992 mit ihrem ungarischen Verein Kecskemet in Schrobenhausen zu Gast war. Es stehen auch noch weitere Athletinnen aus Luxemburg, Österreich, Belgien, Niederlande, England und Tschechien auf der Lauer – warten wir es ab!