„Die Alten erhalten“ Wirksamer Klimaschutz durch alte Bäume
Jedes Jahr im Herbst fragt sich der eine oder andere wozu Bäume eigentlich taugen, außer dass sie Menschen mit Laub kehren beschäftigen. So manch einer wünscht sich den lästigen Baum endlich weg. Beschäftigt man sich jedoch etwas eingehender mit dem „Freund Baum“, entdeckt man Erstaunliches.
Die Linde im Franziskanerweg ist mit ca. 90 in den besten Jahren. Jetzt ist sie am Stamm mit einem roten Punkt markiert, das heißt sie ist „zur Fällung vorgesehen“, so der Terminus, der ihr ein jähes Ende bescheren soll.
In ihrer Krone wuchsen vom Frühjahr bis zum Herbst der letzten Jahre ungefähr 600.000 Blätter, Tendenz noch steigend. Damit verzehnfachte sie ihre Fläche von etwa 120 überschatteten Quadratmetern auf etwa 1.200. In den winzigen Lufträumen ihrer weichen, herzförmigen Blätter wiederum entstand dadurch eine Gesamtoberfläche von der Größe zweier Fußballfelder, die sie für ihre Atmung nutzte. Lebenswichtiger Sauerstoff wurde abgegeben und das klimaschädliche CO2 aufgenommen. An einem Sonnentag konnte dieser stolze Baum so 9.400 Liter, also 18 kg CO2 binden, in etwa der CO2-Abfall von zweieinhalb Einfamilienhäusern. Durch seine rauschenden Blätter strömten täglich 36.000 m3 Luft mitsamt enthaltenen Bakterien, Pilzsporen, Staub und anderen schädlichen Stoffen, die dabei großteils im Blatt hängen blieben. Ganz nebenbei feuchtete diese mächtige Linde die Luft an, denn sie verbrauchte und verdunstete etwa 400 Liter Wasser an einem Sommertag. Die 13 kg Sauerstoff, die sie täglich ausatmete, deckten den Bedarf von etwa 10 Menschen.
Wollte man ihre Leistungen durch Nachpflanzungen erreichen, müssten etwa 2.000 junge Bäume mit einem Kronenvolumen vom 1m3 gepflanzt werden. Die Kosten dafür dürften etwa 125.000 Euro betragen.
Mit diesem Kosten-Nutzen-Hintergrund müssen wir in Zeiten des Klimawandels umdenken und verantwortungsvoll mit unseren alten Bäumen umgehen, auch ihnen erlauben „in Würde zu altern“. Stattdessen bekommt die Linde einen roten Punkt! Aufgrund ihrer täglichen Leistung für das Allgemeinwohl ist der alte Baum es durchaus wert, andere Maßnahmen zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit zu prüfen. Selbst einfache und kostengünstige Maßnahmen, wie behutsame Entfernung von abgestorbenen Ästen oder Schaffung von mehr Wasserdurchlässigkeit im Wurzelbereich sind geeignet, die Lebenskraft und die Funktionsfähigkeit zu erhalten oder wieder herzustellen. Eine Fällung darf nur nach genauester Untersuchung wenn keine andere Maßnahme mehr hilft als allerletzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden.
Bürgerreporter:in:Renate Schwäricke aus Schrobenhausen |
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