Gipfeltreffen zweier Blasorchester der Extraklasse
Schmallenberg -
Ein „außer-gewöhnliches!“ Konzerterlebnis gab es in der Stadthalle Schmallenberg für alle Liebhaber klassischer und sinfonischer Blasmusik am Pfingstsonntag: zwei bundesweit renommierte Orchester, der Orchesterverein Hilgen unter der Leitung von Timor Chadik und die westfälische Bläserphilharmonie Westfalen Winds unter der Leitung von Ulrich Schmidt, gastierten zum gemeinsamen Galakonzert.
Mit dem Thema „Außer-gewöhnlich!“ und durch verschiedene Plakatmotive, die jeweils unterschiedliche Mitglieder der Orchester zeigten, wurde bereits im Vorfeld ein Konzert höchster Qualität und selten zu hörender Werke versprochen. So bot die erste Konzerthälfte, gestaltet von dem Orchesterverein Hilgen, besondere Perlen der Klassik, die wohlbekannt aber doch selten zu hören sind.
Das musikalische Fin de siècle
Mit dem frischen „Ungarischen Marsch“ von Hector Berlioz und der folgenden sinfonischen Dichtung „Mazeppa“ von Franz Liszt zeigte der Orchesterverein Hilgen eine beeindruckende Präzision in Zusammenspiel, Intonation und Klangbalance. Paul Hindemiths „Symphony in B Flat for Concert Band“ verlangte dagegen den Zuhörern eine größere Offenheit ab, dessen freie Tonalität in dieser strengen Form auch nach über 60 Jahren ungewohnt ist. Timor Chadik begegnete dieser Herausforderung, indem er die Polyphonie sehr transparent gestaltete. Mit dem fesselnden „Tanz der sieben Schleier“ aus „Salome“ von Richard Strauss bedankten und verabschiedeten sich die Musiker aus Hilgen unter Standing Ovation.
Westfalen auf spanisch
Nach der Pause überraschte Westfalen Winds bereits durch seine Besetzung: ein großes sinfonisches Blasorchester erweitert durch zwei Celli und spanischer Gitarre erlebt man nicht alle Tage. „Hispania“ von Oscar Navarro legte den Akzent auf Originalkompositionen für Blasorchester und auf spanische wie lateinamerikanische Musik. Das Werk - schon unterhaltsam durch die Verbindung unterschiedlicher Kompositionsstile der spanischen Musikgeschichte mit traditionellen Tanzeinflüssen und Filmmusikanklängen - präsentierte Westfalen Winds mit großer Emotionalität, packender Dynamik und technischer Raffinesse.
Standing Ovation für hohe Virtuosität
Die folgende sinfonische Suite „200 - 3rd Suite para Banda“ von Victoriano Valencia zeigte schließlich, was Westfalen Winds zu einem der wichtigsten sinfonischen Blasorchester Deutschlands macht. Auf der Basis von routinierter rhythmischer Perfektion, sauberer Intonation und perfektem Zusammenspiel entstand eine scheinbar intuitive und einzigartige Orchesteragogik sowie ein Dynamikumfang, der von fast unhörbar bis markerschütternd die gesamte Skala durchschreitet. Die hohe Virtuosität von Westfalen Winds veranlasste das Publikum zu langanhaltendem Standing Ovation und Begeisterungsrufen. Erst nach der jazzig-spanischen Big-Band-Zugabe „El Toro loco“ wurde das westfälische Orchester von den gut 350 Besuchern entlassen.
In Summa ein herausragendes Konzert, welches eine riesige Bandbreite von Musik und zwei unterschiedliche Orchester bot, die gleichzeitig sehr unterschiedlich klingen, dabei in puncto Qualität aber absolut auf Augenhöhe agierten und keine Wünsche offenließen.
Westfalen Winds ist das nächste Mal am 12. November 2017 im Festsaal Riesei in Werdohl zu erleben. Prädikat: unbedingt hörenswert!
Bürgerreporter:in:Martin Fuchs aus Meinerzhagen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.