3. Holzländer Brauereifest in Schleifreisen am 01.09.2019
„Schleifreisen? Nie gehört! Na dann wird es Zeit“, dachte ich mir und nahm die Einladung an. Bekannt war diese Gegend schon zu DDR-Zeiten als „Zeitzgrund“ oder „Sommerfrische zur Ziegenmühle“. Damals war es allerdings noch keine Brauerei. Die Holzländer Privatbrauerei gibt es erst seit 2017. Aber schon vor vielen Jahren war die „Sommerfrische“ ein beliebtes Ausflugsziel mit Gastronomie.
Das Örtchen Schleifreisen mag man sich vorstellen als ein verwinkeltes Dorf, das ein bisschen verschlafen in alte Zeiten zurückversetzt anmutet. Frau Google ließ uns mitten in einer schmalen Gasse wissen „Sie sind an Ihrem Ziel angekommen“, was überhaupt nicht stimmte. Nach Gefühl folgten wir dann einer Straße den Berg hinunter in die freie Natur. Etwas verwirrt fuhren wir auf einem besseren Feldweg durch die Landschaft, unter zwei steinernen Brücken hindurch, bevor wir einige Schilder erreichten, die uns erahnen ließen, dass wir hier wider Erwarten richtig waren.
Da winkte uns auch schon Lothar, der Hoheiten-Foto-Graf, der zu fast jedem Fest dazu gehört. Ein modernes Gebäude, das noch nicht ganz fertiggestellt war, war die Holzländer Privatbrauerei. Wir waren angekommen.
Oben im ersten Stock war schon alles vorbereitet, und die Bierkönigin empfing uns im edlen Dirndl. Da hatte ich also den richtigen Riecher gehabt, als ich in den Kleiderschrank gegriffen und mein Dirndl herausgeholt hatte. Die anderen Hoheiten haben ja weniger Variationsmöglichkeiten als eine Königin der Texte, die sich im Prinzip immer an das Thema jedes Festes anpassen kann und waren daher in ihren langen Kleidern, die sie immer tragen.
Ein bisschen schade ist es, wenn man zu einem Brauereifest oder Weinfest eingeladen wird und „trocken“ bleiben muss, weil man anschließend Auto fahren muss. Ich hatte das Glück, dass mein Prinz Lutzi ohnehin nicht gerne Bier trinkt und fahren konnte.
Ein Jens Adomat in Krachledernen stellte sich vor. Er wird vermutlich der Besitzer der Brauereisein und würde die Moderation machen. Wir Hoheiten wurden nach einer Liste sortiert, damit die Ankündigungen auch reibungslos vonstattengehen konnten.
Dann war es auch schon so weit. Auf dem erhöhten Weg vor dem Hof der Brauerei reihten wir uns auf, während Jens jede einzelne von uns vorstellte. Die Bierkönigin Kati war aktiv gewesen und hatte zu diesem erst dritten Brauereifest erstaunlich viele Hoheiten eingeladen. Auf dem Platz waren Bierbänke, Stühle und Tische aufgestellt, und im Schatten der Sonnenschirme beklatschten uns eine ganze Menge Leute. Angesichts der Abgelegenheit fand ich das recht erstaunlich. Die Brauerei muss sich einiger Beliebtheit erfreuen.
Dann gab Kati ihr Amt kurz und bündig an die neue Holzländer Bierkönigin weiter, und uns wurde jeder ein Glas Bier gereicht. „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!“ Nun ist es eben so, dass viele der Mädels, die Prinzessin oder Königin werden, blutjung sind, manche erst 14, und gar nicht gerne Bier trinkt. Ich gebe zu, dass ich auch keine große Biertrinkerin bin, aber in letzter Zeit trinke ich schon ganz gerne mal eins. Meist nehme ich dann ein Weizenbier, weil es weniger bitter ist und alkoholfrei, damit ich noch Auto fahren kann und auch weil es besser sein soll für die Figur. Mir schmeckte das Holzländer Bier. Aber so schnell herunterstürzen kann ich es nicht.
Der nächste Programmpunkt war das Anzapfen des neuen Bieres unten auf dem Hof der Brauerei. Unterstützt von Jens war das die Aufgabe der neuen Bierkönigin. Das Fass stand auf einem Holzgestell. Der Zapfhahn wird an die entsprechende Stelle gehalten und mit dem Holzhammer eingeschlagen. Da das Bier im Fass unter Druck steht, kann das auch ganz schön schiefgehen. Dann sprüht es in alle Richtungen, und der Hahn lässt sich noch schwieriger einschlagen. Aber hier klappte alles hervorragend.
Dann wurden sofort Bierkrüge gereicht, gefüllt und verteilt. Das Bier war von einer rötlich-dunklen Farbe, sollte 6% Alkohol enthalten und schmeckte kräftig. Ein gutes Bier, dass mich ein bisschen an Bockbier erinnerte. Alkohol war tatsächlich enthalten, denn die Welt begann sich ein wenig zu drehen und zu schwanken. Aber ich betrinke mich nicht sinnlos und behalte die Kontrolle.
Hoheitenfotos überall gehören immer zum solchen Anlässen dazu. Leider wird selten darauf geachtet, dass man Dinge mit drauf kriegt, die eindeutig identifizieren, wo das Treffen stattgefunden hat.
Eine Kleinigkeit essen und einen Kaffee, das war jetzt eine gute Idee. Wir zogen uns zurück in den Raum über der Brauerei. Produziert wird hier auch Fassbrause – aber nicht zum Mitnehmen oder Verkauf im Supermarkt, sondern für die Gastronomie zum Hiertrinken. Soll gut schmecken.
Da fällt mir ein:
„Bier trinken zum Hiertrinken“
wäre doch auch ein guter Werbeslogan!
Die Frage, welchen Unterschied es gibt zwischen der Fassbrause zu DDR-Zeiten und der heutigen, konnte der junge Bierbrauer nicht erklären. Er war dafür einfach zu jung. Aber sein Bier kann man auf jeden Fall empfehlen.
Nach der kleinen Pause und Stärkung liefen wir noch ein wenig über das Brauereifest. Hinter dem Gebäude stand am alten Teil noch die Inschrift wie früher „Gasthaus und Sommerfrische zur Ziegenmühle“.
Gegrilltes hätte man direkt vom Holzkohlenrost bekommen können, aber wir fanden die Herstellung von Senf interessant.
Nie zuvor hatte ich selber Senf gemacht, weil es ihn ja sehr günstig im Supermarkt zu kaufen gibt und man sich deshalb wenig Gedanken darüber macht, wie er hergestellt wird.
Mir war mal aufgefallen, dass irgendwo im Herbst der Raps blühte und war belehrt worden, dass es nicht Raps, sondern Senf sei, der sehr ähnlich blüht. Nun war hier ein Experte aus Jena, der einem gerne erklärte, und zeigte, wie man seinen eigenen Senf anrühren kann.
Jede von uns bekam ein kleines Gläschen. Wir füllten es bis zur Hälfte mit gemahlenen Senfkörnern auf. Hin zu kamen eine winzige Menge Salz, etwas mehr Zucker, ein wenig Pfeffer, etwas getrocknete Kräuter, die es in Österreich in guter Qualität geben soll. Dann noch ein paar Tröpfchen Apfelessig und zum Schluss Wasser. Das Ganze rührten wir durch, bis es eine cremige Masse ergab. Wenn es zu trocken wurde, gab der Meister noch ein wenig Wasser hinzu.
Nun durften wir probieren. Der Senf schmeckte erstaunlich scharf. Ihm fehlte noch dieser „runde“ Geschmack, den man sonst kennt. Der Senfexperte meinte, wir sollten unseren Senf nun mindestens 3 Tage kühl stehenlassen, weil er noch fermentiert und sich verändert. Mal sehen, wie er dann schmeckt.
Auf dem Rückweg zeigte Lutzi mit noch einmal das Schleizer Dreieck, die älteste noch existierende „Naturrennstrecke“, die es gibt. Die Rennstrecke für Autos und Motorräder ist teilweise in das normale Straßennetz integriert und erkennbar an den Tribünen, den Auslaufstrecken, den rot-weiß-gestreiften Markierungen neben der Fahrbahn und das alte Rennbahngebäude. In einem Autorennspiel hatte ich schon vom Schleizer Dreieck gehört und auch bei einem „Mach Dich ran!“ Quiz vom MDR in Ichtershausen 2017.
Wieder was dazugelernt.