Ausflüge in Niedersachsen
Auf den Spuren der Könige an der Pfalz Werla
Sachte schlängelt sich die Oker zu Füßen des Kreuzberges im Vorland des Harzes. Auf der Spitze des 17 Meter hohen Plateaus sind schon aus der Ferne die Mauern der Könipspfalz Werla zu sehen. Sie ist das Ziel von König Otto I., der mit seinem Gefolge von Pfalz zu Pfalz zieht. Hier kann er Kontakt zu seinen Vasallen halten und Recht sprechen. Durch eines der zwei mächtigen Tore zieht der König auf seinem Pferd in die Hauptburg ein. Die ist von einer ca. 1 Meter starken Ringmauer sowie einem 9 Meter breiten und vier Meter tiefen Graben umgeben und fällt an zwei Seiten steil zum Lauf der Oker hin ab. Ein idealer Platz für eine befestigte Pfalzanlage...
So oder so ähnlich könnte es sich im 10. Jahrhundert zugetragen haben, als Werla eine regelmäßig besuchte Pfalz der Ottonen war. Wer heute das Gelände des Archäologie- und Landschaftsparks Kaiserpfalz Werla kurz vor Schladen im Harzvorland besucht, muss schon etwas Phantasie mitbringen, um sich die Ausmaße der Pfalzanlage vorstellen zu können. Denn von den alten, originalen Mauern ist längst nichts mehr zu sehen. Beeindruckend ist die Anlage aber auch heute noch.
Aus der Geschichte der Pfalz
Der Chronist Widukind von Corvey erwähnte die Pfalz Werla das erste Mal um 924 oder 926. Damals hielt sich laut Widukind Heinrich I., Vater von Otto I. in Werla auf. Welch wichtige Bedeutung die Pfalz in der Geschichte Sachsens hatte, macht der von Heinrich in Werla ausgehandelte Friedensvertrag mit den Ungarn deutlich. Die waren laut Homepage des Archäologie- und Landschaftsparks erst in Bayern und dann auch nördlich des Harzes brandschatzend durch das Land gezogen.
Mit dem Ausbau der Anlage zählte die Pfalz im 10. Jahrhundert zu einer der größten Anlagen dieser Art in Norddeutschland. Und die hier weilenden Könige konnten sogar einen für diese Zeit wohl nicht so häufigen Luxus genießen. Bei Ausgrabungen wurden Reste einer Heißluftheizung in der Hauptburg gefunden.
Als im nahen Goslar eine weitere Pfalz gebaut wurde, verlor Werla etwas an Bedeutung. Ein besonderes Ereignis der Geschichte fand aber noch einmal im Jahre 1180 hier statt, als Barbarossa sein Urteil über Heinrich den Löwen auf der Pfalz Werla sprach.
Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Anlage auf dem Kreuzberg aber wohl immer mehr in Vergessenheit. Sie wurde als Steinbruch für die Orte in der Umgebung genutzt und verschwand so nach und nach. Erst im 19. Jahrhundert machte man sich auf die Suche nach dem Standort der alten Pfalzanlage. Es folgten erste Ausgrabungen, bei denen auch Fundamente gefunden wurden.
Wer heute den Archäologie- und Landschaftspark besucht, wird auf aufgemauerte Fundamente, rekonstruierte Wallanlagen, ein nach historischem Vorbild aufgebautes Tor zur Hauptburg, Tafeln mit spannenden Informationen zur Geschichte der Pfalz und jede Menge Natur treffen. Das rund 20 Hektar große Areal ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und bietet ausreichend Platz für seltene Pflanzen, Vögel und Schmetterlinge.
Folgt den Spuren der Könige auf Werla in meiner kleinen Bildergalerie oder bei einem eigenen Besuch!
Nachtrag:
Auf dem Gelände der ehemaligen Königspfalz wurden bei Ausgrabungen auch Spuren aus der Jungsteinzeit gefunden. Das macht den Ort noch spannender und interessanter. Viel Spaß bei der eigenen Spurensuche dort.
Quellen:
Infotafeln in der ehemaligen Pfalzanlage
Homepage Kaiserpfalz Schladen-Werla
Wikipedia Königspfalz Werla
Wikipedia Otto I.
Bürgerreporter:in:Katja Woidtke aus Langenhagen |
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