Geheimnisvoll und sagenumwoben - von Barock bis Tango
Das Duo Undine spielt im Sisi-Schloss
Bei strahlendem Sonnenschein, klarem Himmel und Sommertemperaturen lassen es sich viele nicht nehmen, vielleicht auch mit dem Fahrrad, den Weg ins Sisi-Schloss einzuschlagen. Denn dort ging es unter anderem um die geheimnisvolle und sagenumwobene Undine, eine Wassernixe. Annette Becherer, Flöte, und Frank Selzle, Klavier, nennen ihr gemeinsames Konzert „Undine und das Meer“ in dem sich alles um Meer und Wasser handelt. Sehnsucht, Liebe, Freude, Schmerz… nicht ohne Grund sind das die zentralen Themen in der Kunst, keine gute Geschichte kommt ohne sie aus.
Das Duo sagt, uns verbindet nicht nur die Liebe zur klassischen Musik sondern auch eine große Neugierde und Experimentierfreude, weiß Helmut Beck, Kreiskulturreferent der Stadt Aichach. So entstand ein abwechslungsreiches Programm von Barock bis Tango. Charmant, gespickt mit einer Portion Humor, moderierte Frank Selzle durch das Programm.
In der Romantik, die Zeit etwa ums 19. Jahrhundert, gibt es eine starke Veränderung in der Kunst, nämlich eine Hinwendung zur individuellen Gefühlswelt des einzelnen. Es gibt also mehr Herzschmerz, mehr Ruhm, mehr Leidenschaft. Während der ersten Hälfte des Programms bewegt sich die Musik genau darin.
Mit dem „Fischermädchen“ von Theobald Böhm aus Franz Schuberts Schwanengesang starteten die beiden melodisch, romantisch, leicht wie eine Libelle am Quellwasser. Es plätschert die Flöte und schnell tanzen die Finger auf der Querflöte um jeden Tropfen Wasser aufzufangen.
Nichts würde nach so einem Stück näher liegen als mit Robert Schumann weiter zu machen. Becherer und Selzle spielen fabelhaft und herausragend drei Romanzen für Flöte und Klavier. Harmonisch und ausdrucksstark bis ziemlich dramatisch leben die beiden ihre Musik. Klavier und Flöte erzählen sich, manchmal tuscheln sie leise miteinander um dann wieder laut miteinander zu kommunizieren. Für die Zuhörer ist diese fantastische Musik nicht nur zu hören, nein, sie ist regelrecht lebendig. Die dritte dieser Romanzen war bereits schon der Auftakt für die kommende Gefühlswelt. Mit diesem Hauptwerk, der Sonate „Undine“ von Carl Reinecke. Hier hat Reinecke der Flöte ein Konzert und seine Sonate gewidmet. Er war ein Komponist der nur durch diese Sonate bekannt wurde, er hat in Hamburg und in Dänemark gewirkt. Selzle erzählte diese sagenumwobene, geheimnisvolle und beeindruckende Geschichte der Undine, Becherer spielte mit der Flöte kurze Segmente aus der Sonate ein. Und schnell konnte man die Musik damit verbinden.
Nachdem eines Abends das Kind von Fischersleuten in den See gefallen und nie mehr gesehen wurde tauchte am gleichen Abend völlig durchnässt ein kleines Mädchen namens Undine auf. Die Fischersleute nehmen das Findelkind auf und ziehen es an Kindes statt groß. Nach 15 Jahren ist Undine zu einer schönen Frau herangewachsen. Sie wird die Frau von Ritter Huldbrand. Ihm gesteht sie dass sie eigentlich eine Wassernixe ist, ein Elementargeist ohne Seele. Doch der lässt sich in seiner Liebe nicht beirren. Die Geschichte ist so poetisch und auch rührselig dass die Flöte in eine romantische Rolle schlüpfen kann. Der Klangkörper Flöte repräsentiert hier die Natur, frei und ungezwungen. Die weiche Zeichnung ihres Tons idealisieren sie für die Erzählung einer unglücklichen Liebe. Die dramatischen Wendungen der Geschichte, innige Liebe und Zuneigung, Udines Sehnsucht, Streit und Trennung ist im Zusammenspiel von Klavier und Flöte deutlich spürbar. Die beiden Musiker spielten ihre Instrumente so geschickt aufeinander zu, können die Abhandlungen herausragend portraitieren dass der Zuhörer leicht erkennen konnte ob es sich um ein Liebes- oder Streitgespräch handelt.
Mit Claude Debussy spielen sich Becherer und Selzle ins 20. Jahrhundert, aus dem Prèludes, La danse Puck, was soviel wie der Tanz des Klapautermanns bedeutet. Hier beweist sich Selzle als wahrer Pianist. Die Klangsprache ist etwas anders, zum einen ein Tanzmotiv zum anderen ein störendes Element. Syrinx für Flöte, ist ebenfalls aus der Feder von Debussy, schlägt jedoch eine ganz andere Richtung ein. Hier erzählt der Komponist von einer Nymphin namens Syrinx und ihrem großen Verehrer Gott Pan. Syrinx hat es Pan angetan doch sie verschmäht ihn, bittet Göttin Jana um Hilfe. Diese verwandelt Syrinx in Schilf und Pan ist todtraurig. Aber – er schnappt sich das Schilf, baut sich daraus eine Flöte aus verschieden langen Rohren und es entstand daraus die Panflöte worauf er nun die Trauermusik für seine Angebetete spielte. Geschickt setzt die Flötistin diese Sage um. Harmonisch und ruhig führt sie ihr Instrument mit einem weichen Abgang.
Mit dem Prèludes „Les collines d’Anacapri“ für Klavier zieht es den Pianisten übers Meer nach Anacapri. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts, ein ganz beliebter Ort für die Leute aus der Stadt um der Hitze Neapels zu entkommen. Debussy hat hier einmal Urlaub gemacht und war begeistert. Das Besondere an diesem Prèludes ist der eingebaute Glockenschlag, er soll das ganze Stück zusammenhalten. Meisterlich gleiten die Finger des Pianisten über die Tastatur.
Der Tango, mit Musik von Astor Piazzolla, etwas melancholisch, etwas wild, eine Geschichte des Tango, „L’Histoire du Tango“. Gespielt wurden drei von vier Sätzen: Bordell von 1910, Cafè von 1930 und Nightclub von 1960. Diese Sätze für Flöte und Klavier sind ein attraktives Spielwerk dieser Zeit. Mit voller Erzählkraft und technisch gut phrasiert entfalteten sich die Musiker noch einmal so richtig. Sie wurden allerdings erst nach einer Zugabe von den Zuhörern entlassen.
Bürgerreporter:in:Claudia Neumüller aus Kulmbach | |
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