Helfer für einen Leukämiepatienten kommt aus Runkel
Ist es eine Selbstverständlichkeit, einem wildfremden Menschen das Leben zu retten? Jan Müller aus Runkel (Kreis Limburg-Weilburg) hat das einfach versucht: Der 30-Jährige ist Stammzellspender. Seit zwei Jahren hat er ein kleines hellblaues Kärtchen der Stefan-Morsch-Stiftung – nur für den Fall, dass ein an ihm unbekannter Mensch an Leukämie erkrankt und Jan Müller der einzige Mensch ist, der mit einer Stammzellspende dieses Menschenleben retten kann. Exakt dieser Fall ist eingetreten. Der gelernte Schlosser hat mit seiner Stammzellspende einem Leukämiepatienten die Chance gegeben, geheilt zu werden – die einzige Chance, den Blutkrebs zu besiegen.
Vor mehr als zwei Jahren ließ sich Jan Müller als potenzieller Stammzellspender registrieren. Damals war er noch als Soldat in Diez, in der Freiherr-von-Stein-Kaserne stationiert. Er nahm regelmäßig an den Blutspenden der Bundeswehr teil. Damals war auch die Stefan-Morsch-Stiftung vor Ort und bot den Blutspender an, sich als potenzielle Lebensretter registrieren zu lassen. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ leistet die Stiftung seit fast 30 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären – auch an vielen Bundeswehrstandorten.
Spontan entschloss sich der Hauptfeuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Runkel & Schadeck zur Typisierung. Er ließ sich genau über das Thema Stammzelltransplantation informieren. Die Registrierung war ganz einfach: Ein Fragebogen, eine Unterschrift und ein Piek – ein Fingerhut voll Blut genügt, um die Gewebemerkmale festzustellen. Das nennt sich typisieren und wird im hauseigenen Labor der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld gemacht. Braucht ein Patient eine Stammzelltransplantation, werden seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, mit denen von registrierten Spendern verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen, sollten im Idealfall zehn von zehn Werten übereinstimmen.
Vor etwa einem Jahr meldete sich die Stefan-Morsch-Stiftung bei Müller: Er kam als Spender für einen Leukämiepatienten in Frage. „Ich war überrascht, ich hätte nicht damit gerechnet. Aber für mich klar, dass ich das mache“, so Müller. Ihm wurde ein Blutentnahmeset zugeschickt, mit dem ihm der Hausarzt Blut abnehmen konnte. Das Set schickte Müller wieder zurück zur Stiftung, wo die Blutprobe noch einmal untersucht wurde. Einige Monate hörte er nichts mehr von der Stefan-Morsch-Stiftung. Dann ging es ganz schnell: Müller war der am besten geeignete Spender für den Leukämiepatienten. Zwei Tage später fuhr er nach Birkenfeld zur Voruntersuchung, wo das ärztliche Aufklärungsgespräch stattfand und wo er sich einem Gesundheitscheck-up unterziehen musste: Alles in Ordnung, die Spende kann stattfinden. Drei Wochen später kam er wieder nach Birkenfeld.
Familie und Freunde standen hinter ihm und bestärkten ihn in seinem Vorhaben. Auch die Firma Brück KG in Bad Camberg, wo Müller als Schlosser angestellt ist, hielten Müller, trotz großer Auftragslage, sofort den Rücken frei.
Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Das nennt man Apherese. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender.
Jan Müller hat sich für die Apherese entschieden. Bedenken oder Zweifel hatte er keine. „Ich wurde gut darüber informiert, was mich erwartet und wie alles abläuft.“ Die Entnahme hat er gut überstanden. Müller hat sein Möglichstes getan, um dem fremden Leukämiekranken zu helfen. Jetzt drückt Müller ihm die Daumen: „Ich hoffe, dass es funktioniert und der Patient wieder gesund werden kann.“
Wir wird man Stammzellspender?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Wenn Sie nicht älter als 40 Jahre sind, können Sie kostenlos typisiert werden. Ältere Spender werden um einen Beitrag in Höhe von 50 Euro zu den Typisierungskosten gebeten. Denn obwohl man bis zur Vollendung des 61. Lebensjahres in der Datei für weltweite Suchanfragen gespeichert ist, werden ältere Spender selten von den Transplantationskliniken ausgewählt – sofern mehrere kompatible Spender zur Verfügung stehen. Im Jahr 2013 waren etwa zehn Prozent der Spender zum Zeitpunkt der Stammzellspende 40 Jahre oder älter. Gleiches gilt für Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften (auch Fehlgeburten zählen dazu). Denn im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können. Weniger als zwei Prozent der Spender im Jahr 2013 waren Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften. Weitere Ausschlusskriterien lassen sich auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Bei Fragen kann man sich an die gebührenfreie Hotline 08 00 - 766 77 24 wenden.
Die nächste Gelegenheit, sich typisieren zu lassen:
Sonntag, 16. März, Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis), Frühjahrsmarkt, Obertalstraße
Donnerstag, 3. April, 16.30 bis 20 Uhr, Ransbach-Baumbach (Westerwaldkreis), CASA Reha, Seniorenpflegeheim, Erlenhotstraße 5
Montag, 28. April, 15.30 bis 19.30 Uhr, St. Goarshausen (Rhein-Lahn-Kreis), Wilhelm-Hofmann-Gymnasium, Gymnasialstraße