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Erinnerungen an Romano Guardini - Spurensuche auf Burg Rothenfels 2018

  • Romano-Guardini-Gedenktafel in der Burgkapelle
  • hochgeladen von Kirsten Mauss

Romano Guardini gilt als einer der bedeutenden Lebens-, Kultur- und Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Als geistlicher Erzieher, spiritueller Lehrer, Professor für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung hat er das europäische Geistesleben bewegt. Er lebte in der Zeit von 1885 - 1968.

Am 17. Februar in Verona / Italien geboren, in Mainz aufgewachsen nahm er 1911 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Romano Guardini verstand sich als Europäer und erhielt unter anderen hohen Auszeichnungen den "Erasmus-Preis" für außerordentliche Verdienste um die europäische Kultur (1962). Mit der Jährung seines 100. Geburtstages 1985 wurde er als "Jahrhundertgeschenk" bezeichnet.*

In der 1920er und 1930er Jahren war Romano Guardini führende Gestalt der Jugend, Kultur- und Liturgiebewegung auf Burg Rothenfels. Zu Ostern 1920 kam er erstmals auf die Burg.
Seine gesellschafts- und kulturkritischen Aussagen in den 1950er und 1960er Jahren lassen ihn als einen der fortschrittlichsten Denker der Nachkriegszeit gelten.
Die Frauenbewegung darf ihn zu ihren Förderern zählen. Als Student war er Mitglied im "Deutschen Frauenbund". Er pflegte den Kontakt zu Gertrud Bäumer, der Mitbegründerin und Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts in Hamburg.
Bildung ist seinem Verständnis nach ein Vorgang des gemeinsamen Suchens und nicht ein Verkünden von vorgegebenen Gewissheiten. Die in seinem Werk enthaltenen politischen Implikationen machen die Auseinandersetzung für die Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik beachtenswert.
Schon sehr frühzeitig hat Romano Guardini Probleme erfasst, die Menschen heute bedrängen. Sein Werk gehört offenbar einem zukunftsweisenden Denken und Handeln an, in dem Kulturelles, Politisches, Ethisches und Religiöses unauflösbar miteinander verbunden sind. Für Menschen unserer Zeit als Personen im Spannungsfeld von Individualität und Gesellschaft hat sein Werk weiterhin Bedeutung, vor allem in den Fragestellungen: Was bedeutet "Freiheit", "Autonomie", "Macht", "Friede", "Wahrheit".
Der Mensch als Person im Wandel der Werte auf der Suche nach sich selbst steht im Zentrum seines Denkens. Im Begriff der "Person" übersteigt der Mensch "Gestalt", "Individuum", "Persönlichkeit". "Person" ist bei Romano Guardini die höchste Sinnstufe. Die Personalität des Menschen bedeutet ein Verhältnis von "relativer Autonomie" und gleichzeitig in der Bindung an Gott die höchste Möglichkeit der Freiheit. Als Person ist der Mensch eingespannt in "Sein und Werden" - in der Selbstüberschreitung nach Innen (Immanenz) und nach Oben (Transzendenz).
"Sei der (Mensch,) der du bist und wachse voran, damit du werdest, der du sein sollst" - nach meinem Verständnis einer der Kernsätze von Romano Guardini zur Selbstbildung.
In der Spannung von "vita activa" und "vita contemplativa" - in der Spannung von aktivem Leben und beschaulich kontemplativem Leben soll der Mensch zu sich selbst, zur Gemeinschaft mit anderen Menschen und zu Gott finden.
Auf diese Weise wird eine person-orientierte Lebenshaltung geübt. Diese hat zum Ziel: Sich selbst und andere Menschen in ihrem Sosein und Dasein annehmen - Frieden mit sich selbst und Frieden mit anderen Menschen schaffen (KM).

Auf Burg Rothenfels fand vom 9. bis 11.03.2018 das Frühlingstreffen für Freunde der Burg statt mit Referaten von Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz zum Leben und Werk Romano Guardinis. Die Tagung zeigte, dass auf der Burg sein Werk weiterhin gewürdigt und wertgeschätzt wird.
Seine Verdienste für Europa werden voraussichtlich noch mehr an Bedeutung gewinnen. 
Seit 2016 läuft der Prozess zur Seligsprechung von Romano Guardini.
Am 1. Oktober 2018 jährt sich sein 50. Todestag.
Lang ist die Liste zur Primär- und Sekundärliteratur, die im Internet recherchierbar ist.

Kirsten Mauss

* In: Hanna-Barbara Gerl: Anfechtung und Treue. Romano Guardinis geistige Gestalt in ihrer heutigen Bedeutung. Vortrag beim "Tag der Lehrer und Erzieher", veranstaltet vom Schulreferat und Schulwerk der Diözese Augsburg. Herausgegeben von der Pädagogischen Stiftung Cassianeum in Donauwörth 1. Aufl. Donauwörth 1989. S. 5.

Siehe auch: Manfred Hermanns: Gedenken an Romano Guardini auf Burg Rothenfels 
https://www.myheimat.de/rothenfels/kultur/gedenken...

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  • Vor dem feierlichen Sonntagsgottesdienst am 11. März 2018
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  • Burgkapelle - rechts am Fenster die Romano-Guardini-Gedenktafel
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  • Schneeglöckchen als Frühlingsboten
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  • Blick auf den Bergfried vom Barockgarten aus - den Berfried werden wir ersteigen.
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  • Ein Erkerabort oben an der äußeren Burgmauer.
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  • Blick vom Bergfried über den Main
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  • Blick zur Kirche der Stadt Rothenfels am Main
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  • Blick vom Bergfried auf das Burggelände mit Tagungshaus
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  • Treppab von der Burg in die kleinste Stadt Bayerns
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  • Am Gasthaus "Zum Rothen Ochsen" im Ort Rothenfels - erbaut 1585.
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7 Kommentare

Liebe Kirsten ,
hab Dank für`s umfangreiche Erläutern um Romano Guardini .Gerade zu seinen Lebenszeiten brauchten Menschen diese geistigen Ansätze um Seelenorientierung als Begreifung zur Menschenachtung im eigenen Sinne .
LG, Roswitha

Liebe Roswitha, Du weist sehr treffend auf Romano Guardini und seine Zeit hin. Die Menschen "saßen in Scharen zu seinen Füßen, aus allen Fakultäten, Katholiken und Protestanten, Christen und Nicht-Christen und Angehörige verschiedener Nationen. Die Leser seiner Bücher erweiterten gleichsam den Kreis der Hörer über die Bindung an Ort und Zeit hinaus. Es sind Zehntausende gewesen, die auf diese Weise entscheidende Formung ihres geistigen Seins empfingen." (Eine Aussage von Ludwig Neundörfer in: "Romano Guardini. Zum 80. Geburtstag. 1965.)
Die Achtung und die Ehrfurcht vor dem Leben stehen im Zentrum guardinischer Lehre.
Sei Du bedankt für Deine guten Gedanken.
Herzlich, Kirsten

Kommentar wurde am 4. Januar 2023 um 08:14 editiert

Mit meiner heutigen Lesung und Bilderbetrachtung lasse ich einen Gruß für euch alle hier - jetzt im neuen Erscheinungsformat von myheimat.de (seit 15.12.2022).
Mit guten Wünschen für das Neue Jahr 2023 und für euch alle hier,
Kirsten

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