Die Männer von Brettheim
In wenigen Minuten kann ihre Ortschaft in einen brennenden Trümmerhaufen verwandelt werden. Flugzeuge stehen bereit, mit Bomben beladen. Panzerspitzen und Geschütze mit Phosphorgas sind auf ihre Ortschaft gerichtet. ......
Das war damals der Inhalt eines Flugblattes, was an den Bürgermeister des Ortes Brettheim in Baden-Würtemberg gerichtet war und von den Amerikanischen Streitkräften dort abgeworfen wurde. Leider zu spät, da es zu diesem Zeitpunkt keinen Bürgermeister mehr dort gab. Er wahr nämlich einem der verwerflichsten Geschehnisse zum Ende dieses Weltkrieges in Deutschland zum Opfer gefallen. Eigentlich hätte dieses reale Szenario gut als Vorlage für den späteren Antikriegs-Film „Die Brücke“ dienen können. Wie viel Leid, Schmerz und nicht zu letzt auch Menschen, wurden in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 „sinnlos“ geopfert.
Und da kommt wieder dieses, auch heute noch gerne verwendetes Wort, bei einer Handlung, die wir nicht verstehen können ins Spiel : „ WARUM “.
Ich halte persönlich von diesem Wort wenig, denn es gab ja immer auch ein „DAVOR“.
Und da liegt der Hund begraben. Weil zu viele, zu lange weggeschaut und nichts getan haben bzw. nicht den Mut hatten aufzustehen und zu sagen: „Jetzt reicht`s“.
Denn eines ist auch klar „ Fragst du das Schicksal warum? So gibt’s keine Antwort,
dass Schicksal bleibt stumm !“ (Autor unbekannt).
Aber lieber Leser dieses Artikels, fangen wir die Geschichte, um die Schicksale dieser letzten Opfer eines unsinnigen Krieges von vorne an zu erzählen.
Am 7.April 1945, morgens um 8:30 Uhr machten sich vier Hitlerjungen von Gebsattel aus auf um eine Stellung bei Brettheim zu besetzten. Sie gehörten zum letzten Aufgebot und sollten mit Gewehr und einer Panzerfaust den Vormarsch der Divisonen von General Patton aufhalten. Was für ein Schwachsinn. Dies erkannten auch Zwei Einwohner von Brettheim und wollten verhindern, dass diese jungen Burschen ihr Leben und das der Einwohner von Brettheim aufs Spiel setzten. Der Bauer Friedrich Hanselmann und der Gemeindediener Friedrich Uhl entschlossen sich in einem Akt von Zivilcourage zu handeln und den jungen Soldaten die Waffen abzunehmen. Die so entwaffneten Soldaten flohen daraufhin in Richtung des nahe gelegenen Feuersees und von da aus weiter nach Hausen am Bach. Die mutigen Männer von Brettheim entschlossen sich die Waffen im Feuersee zu versenken, damit von ihnen keine weitere Gefahr mehr ausgehen könne. Die vertriebenen Soldaten gelangten zurück zu ihrer Kompanie und erstatten Meldung. Worauf sich ihr Kommandant SS-Sturmbandführer Gottschalk entschloss, weitere Soldaten nach Brettheim zu entsenden um diese Schmach zu rächen. Gegen 14:00 Uhr trafen weitere 20 Hitlerjugendliche mit ihrem Unteroffizier ein und forderten auf dem Rathaus vom Bürgermeister Gackstatter die Herausgabe der Waffen. Da sich dieser dem jedoch verweigerte, zeigte diese Wahnsinnige Kriegsmaschinerie nochmals ihre ganze Grausamkeit. Im Rahmen eines durch den SS-Sturmbandführer Gottschalk, noch in der Nacht zum 8.April einberufenen Standgerichtes, wurden alle drei zum Tode verurteilt. Der Bauer Hanselmann nahm das Urteil an, der NS-Ortsgruppenleiter Wolfmeyer sowie Bürgermeister Gackstatter verweigerten jedoch die Unterschrift unter die verhängten Todesurteile. Der Gemeindediener Uhl konnte sich seiner Verhaftung und seinem Todesurteil durch Flucht entziehen. Wegen der Verweigerung / Anerkennung der ausgesprochenen Todesurteile wurden alle Verurteilten zur NSDAP-Kreisleitung nach Rothenburg ob der Tauber überstellt. Hier wurden sie allerdings erneut, ein zweites mal zum Tode verurteilt. Zuvor hatte der zuständige SS-Kommandeur General Simon, der seinen Gefechtsstand auf Schloß Schillingsfürst hatte, seinem SS-Sturmbandführer Gottschalk, der auch bei dem zweiten Standgericht in Rothenburg den Vorsitz hatte, ganz klar befohlen:
„ Die Schweinerei von Brettheim auszuräumen.“ Zur Vollstreckung des Urteils wurden alle drei zurück nach Brettheim gebracht. Am Abend des 10.April, wurden Hanselmann, Gackstatter und Wolfmeyer direkt am Eingang des Friedhofes, an den dort vorhandenen Linden aufgehängt. Sie mussten dort über mehrere Tage hängen bleiben, um dem Volk zu zeigen wie resolut dieses Regime gegen Vaterlandsverräter vorgeht. Alle Bewohner die in dieser Zeit den Friedhof besuchten mussten quasi unter den toten Männern hindurchgehen.
Die weiteren verzweifelten Versuche der Wehrmacht, Brettheim gegen die Zahlenmäßig überlegenen amerikanischen Streitkräfte zu verteidigen, waren erfolglos. Am 17.April erfolgte eine Großoffensive der Amerikaner unter Einsatz von P47-Thunderbolt Jagdbombern. Dies hatte zur Folge, dass 85 % aller Gebäude in Brettheim zerstört wurden. Hierbei verloren weitere 17 Einwohner sinnlos ihr Leben. Noch heute sind die Gräber zweier der drei Männer von Brettheim auf dem Friedhof erhalten. Das Grab von Wolfmeyer befindet sich auf einem Friedhof in Blaufelden.
In den späten fünfziger und Anfang der sechziger Jahren angestrengten Prozesse, gegen die überlebenden Verantwortlichen in Ansbach, führten zu keiner Verurteilung der betroffenen. Es wurde ihnen zu gute gehalten, dass sie unter den gegebenen Umständen so handeln mussten?
Wer einmal nach Brettheim kommen sollte, der sollte einen Besuch in dem eigens um die Geschehnisse damals eingerichteten Museum nicht versäumen. Eindrucksvoll wird hier mit vielen Original-Gegenständen aus der Zeit dieser Tragödie, an den Mut dieser Männer erinnert. Diese Erinnerungsstätte befindet sich im Dachgeschoss des Rathauses.
Und einer der wichtigsten Erhalter dieses Museums ist der ehemaliger Ortsvorsteher und Museumsbetreuer Fritz Braun. Aber man muß in diesem Zusammenhang noch eine Person deutlich hervorheben. Und zwar den ehemaligen Rothenburger Realschullehrer Thilo Pohle. Er drehte mit mehreren seiner Abschlussklassen über Jahre hinweg einen Dokumentarfilm zu den damaligen Geschehnissen. Und dieser Film ist von ihm auch schon in vielen Teilen der Welt auf seinen zahlreichen Studienreisen gezeigt worden.
Vor allem zeichnet er sich dadurch aus, dass er es noch schaffte, einige Zeitzeugen zu den Vorkommnissen in dem Film zu Wort kommen zu lassen, was den Film um so authentischer macht .
Die Gedenkstätte ist jeden ersten Sonntag im Monat im Zeitraum von 14.00 – 17.00 Uhr oder aber auch nach Vorankündigung geöffnet.
Eine Quelle und mehr Infos auch gerne unter:
http://brettheimmuseum.hohenlohe.net/
Eine Dokumentation des SWR 3 über zu diesem Vorkommnis:
https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y3JpZDovL3N...
Die Tochter eines der getöteten Männer erinnert sich:
https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwae...
Mehr über das Museum :
Bürgerreporter:in:Erich Schmitt aus Stadtallendorf |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.