Zum Pogrom vor 21 Jahren in Lichtenhagen

Ein Leser der Ostsee-Zeitung aus Roggentin mahnte an, beinem geplanten Film über Ereignisse von Lichtenhagen 1992, auch wirklich bei der Wahrheit zu bleiben. Er selbst hat zum damaligen Zeitpunkt in einem "alten Bundesland" gelebt und erfuhr hier nun von tatsächlichen Vorgängen. Da meine "Hilfe" von der OZ auch nicht digital gebracht wurde, hoffe ich, er kann es hier lesen.

An dem Pogrom in Lichtenhagen vor 21 Jahren sind nicht die Lichtenhagen-Rostocker schuldig, sondern es ist die die BRD verantwortlich, die zuließ, dass b u s w e i s e (!!!!) – und dafür gibt es genügend Zeugen, ein großes Kontingent von Asyl-Flüchtlingen von Hamburg nach Rostock gekarrt und dort im Wohngebiet Lichtenhagen ihrem Schicksal überlassen wurden. Das wird verschwiegen, um die untergegangene DDR mit ihren Menschen dafür verantwortlich zu machen. Die Tafel am Rathaus in Rostock, auf der auch an den Mord an Juden erinnert wird, hat nicht ihre volle Berechtigung. Hier wird der Mord an Mio. Juden durch den Hitlerstaat, genannt Holocaust, erinnert, das aber hat mit Lichtenhagen nichts zu tun. Eigenartigerweise wird an Mölln und woanders überhaupt nicht erwähnt – in Mölln gab es sogar Tote! – Im Stadtteil Lichtenhagen sollte ein Haus für Flüchtlinge mitten im Wohngebiet genutzt werden, in dem die seit DDR-Zeit lebenden Vietnamesen - überaus fleißige und verträgliche Menschen - an der Seite mit Bewohnern lebten und nun völlig unvorbereitet großen Ängsten ausgesetzt fühlen mußten. Menschen, Deutsche wie Ausländer, wurden in eine für sie in eine völlig unschuldige Lage gebracht. Und wo sollten die für ihre Lage unschuldigen Flüchtlinge denn urinieren und kacken? Keine Toiletten, also nutzten sie Busch und Baum. Niemand gab ihnen zu essen. Da haben sie in großen Gruppen gegen jedes Gesetz die Kaufhalle leergeräumt und die Mitarbeiterinnen in Angst und Schrecken versetzt. Die Männer kamen ihren Frauen „zu Hilfe“ mit Messern und dergleichen. Eine Mitarbeiterin, so nach einem Zeugen, mußte sich gefallen lassen, dass sie aus praller Mutterbrust von einem gezielten Strahl ins Gesicht getroffen wurde. Schlimme Szenen spielten sich tagelang ab.
Ich bin heute noch innerlich erregt, wenn ich die Menschen, die in großer Anzahl draußen campieren mussten, vor mir sehe. Doch wir waren, 2 Jahre nach der Übernahme durch die BRD, irritiert und ohnmächtig. Warum wird heute wie damals verschwiegen, dass die Leute hierher gebracht wurden.
Schande über die Mächtigen. Heute soll das duldende Volk dafür herhalten und es machen auch noch zu viele, sicher auch aus Unkenntnis mit.
Ich fragte eine junge Frau, etwas über 20 Jahre, danach. Sie konnte mir auch nur Allgemeines sagen. Wie sollte sie auch anderes von sich geben, es ist für sie verschwunden und die Medien überschlagen sich auch vor Unwahrheiten. Nun ist im August 2012 im NORDMAGAZIN ein Film von einem jungen Historiker und Michael Schmidt vom NDR gebracht und erstmals ehrlich eingeräumt worden, warum die Polizei versagt hat, auch die Stadtverwaltung in Rostock bekam ihr Fett weg, natürlich auch das Land. Doch auch hier wurde das Transportieren von Flüchtlingen von West in den sicher nach einem Verteilungsschlüssel vorgesehenen Osten nicht erwähnt. Ob dort die Bedingungen gegeben waren, interessierte die Beamten der Behörde im Land Hamburg nicht. Warum werden die Tatsachen verschwiegen und dafür Bürger von Lichtenhagen, die sicher auch hätten vernünftiger reagieren können, dafür fast ausschließlich haftbar gemacht. Um die Welt ging das Bild vom brennenden Sonnenblumenhaus, das Feuer, aus Molotow-Cocktails gezündet vom Mob, der auch aus dem Westen angereist war und sehr offensichtlich die Führung übernommen hatte, verursacht. Es scheint alles organisiert gewesen zu sein, denn schon Tage vorher sondierten eigenartige Fahrzeuge die Umgebung des Sonnenblumenhauses, Reporter der Presse und des Fernsehens waren direkt vor Ort, aus dem In- und Ausland. Kleine Kinder sollen gegen DM mit dem Hitlergruß posiert haben. Es sollten zur Wahrheitsfindung ihre Aufnahmen veröffentlicht werden und damit den Verantwortlichen die Heuchelei verdorben werden.
Die DDR war ja nun Teil der BRD und damit hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern die Pflichten zu übernehmen. Sicher war man in Hamburg auch froh, die Zigeuner aus Rumänien loszuwerden. Nach uns die Sintflut!
Heute entschuldigen sich die Stadtpolitiker und der Landtag – so ein Geheuchle.
Wie instinktlos, eine trutzig deutsche Eiche zu pflanzen. Statt einer Eiche, sollte nicht nur eine Trauerweide gepflanzt werden, sondern einen großen Trauerweidenhain! In diesem Hain sollte ein Stein mit einer Öffnung für die mögliche Installation einer Video-Anlage in der Mitte stehen, die späteren Generationen ganz wahrheitsgemäß die Situation 1992 mit den schrecklichen Bildern zeigt und die wirklich Verantwortlichen benennt. Damit wäre der Wahrheit Genüge getan.
Aber in „der Freiheit“ darf nicht sein, was nicht gewollt wird. So wie Gauck wegen seiner Stasi-Nähe nicht angetastet wird – und auch ÄNSCHI nicht. Die Medien sehen sich nicht veranlasst, die Pressefreiheit zu nutzen, denn wer will sich den Folgen aussetzen

Bürgerreporter:in:

Hans Jürgen Grebin aus Rostock

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