Mit Gisela in Mecklenburg-Vorpommern - Rostock – die Marienkirche

Mit Gisela in Mecklenburg-Vorpommern - Rostock – die Marienkirche
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Die Marienkirche in Rostock wurde an der Stelle erbaut, wo schon 1232 eine frühgotische Vorgängerkirche stand.

1290 wurde mit dem Bau der heutigen dreischiffigen Basilika begonnen. Ca. 150 Jahre später, in der Mitte des 15. Jahrhunderts, war der Bau erst abgeschlossen.
Ursprünglich waren zwei Türme geplant, doch diese Doppelturmanlage wurde nie ausgeführt. Der Turm ist 86,32 Meter hoch. Sein Sockel ist der älteste Teil der Kirche.

St. Marien ist eine dreischiffige Basilika. Die Breite des Mittelschiffs beträgt 11 Meter, die Raumhöhe 31,5 Meter. Der Innenraum der Kirche ist wie ein Kreuz gebaut. Das Querhaus trifft sich mit dem Langhaus genau in der Mitte der Kirche. Beide Seiten sind fast gleich lang.

St. Marien hat eine besonders reiche und bedeutende Ausstattung. Wir schauen uns den Hauptaltar, die Orgel, die Kanzel, ein Taufbecken und vor allem die astronomische Uhr an.

1232 wurde die Vorherige Marienkirche erstmals in einer Urkunde als Pfarrkirche erwähnt. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelte sich die Marienkirche zur Hauptpfarrkirche Rostocks. Ihr wurde auch 1260 eine Lateinschule angegliedert. Um 1290 begann man mit dem Um- und Neubau zur dreischiffigen Basilika. Man konkurrierte als Hansestadt mit Lübeck und nahm als Vorbild und Maßstab die Lübecker Marienkirche. Auch andere Hansestädte begannen oder hatten schon begonnen mit dem Bau großer Kirchen und jede wollte die größte haben.
Während der Bauphase um 1400 wurden lehmgelb und grün glasierte Ziegel verarbeitet. in älteren Bauteilen nur roter Backstein.

Am 12. November 1419 wurde die Rostocker Universität feierlich in St. Marien eröffnet. Noch heute ist das „Professorengestühl“ unterhalb der Fürstenloge erhalten. Die Marienkirche hatte bis zur Jahrhundertwende um 1900 die Funktion einer Universitäts- und Ratskirche. 1531 wurde in Rostock die Reformation eingeführt.

Während der Zeit der Wende 1989 fanden in der Marienkirche, wie auch in anderen Rostocker Kirchen, Friedensgebete und Mahngottesdienste unter der Leitung von Pastor Joachim Gauck statt. Es gab vor der Kirche ab dem 19. Oktober 1989 jeden Donnerstag Demonstrationen gegen das SED-Regime, an denen bis zu 40.000 Rostocker teilnahmen.

Nach der Reformation blieben von den einstigen vierzig Altären nur noch zwei erhalten - der Rochusaltar und ein Flügel des Marienaltars.

Die Wände des Innenraumes wurden in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts erstmals weiß gekalkt. Von der einstigen Ausmalung aus dem 14. Jahrhundert hat sich nur ein Rankenfries erhalten. Weitere Wandmalereien wurden 2005 bei Renovierungsarbeiten gefunden und freigelegt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Marien als einzige der vier Rostocker Kirchen durch die schweren Bombenangriffen 1942 und 1944 nicht zerstört. Brand- und Phosphorbomben trafen zwar die Kirche, aber diese Brände konnten alle gelöscht werden. Auch Phosphorbomben konnten gelöscht werden, bevor sie zu stärkeren Bränden führten. Die Tochter des Küsters, welche auch bei den Löscharbeiten half, erlitt 1942 eine schwere Rauchgasvergiftung. Sie verstarb im Mai 1945 im Alter von 24 Jahren. Die Hälfte der Altstadt wurde durch die Bombenangriffe vernichtet

In den Jahrzehnten nach dem Krieg konnte St. Marien für Gottesdienste genutzt werden.

Wir betreten die Marienkirche durch das Portal des südlichen Querhauses. Unser Blick fällt durch das gesamte Querhaus bis zu den drei hohen Spitzbogenfenstern im Norden. Gegenüber dem Eingangsportal steht der ehemalige Hochaltar der Nikolaikirche. Er stammt aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts.

Massige Pfeiler tragen ein Sterngewölbe, in den Seitenschiffen ist es ein einfaches Kreuzrippengewölbe

Seit 1992 wurde eine umfassende Sanierung von St. Marien durchgeführt.
Die Marienkirche sowie die Stralsunder Nikolaikirche weisen die reichste noch erhaltene Ausstattung im gesamten Ostseeraum auf.

Der Hochaltar mit seinem zweigeschossigem barockem Aufbau aus Holz wurde 1720/21 von Baudirektor Christian Rudolph Stoldt aus Berlin entworfen. Links und rechts vom Altar befinden sich Beichtstühle.

Die Fürstenloge wurde im Stil des Rokoko gebaut und hat zwei verglaste Balkone. Sie wird von einem Baldachin mit dem Wappen des Hauses Mecklenburg-Schwerin überspannt. Über der Empore ragt die Orgel auf. Die erste Erwähnung einer Orgel findet sich im Jahr 1452. Wegen Einsturzgefahr wurde diese 1766 durch eine neue ersetzt.

Das gotische Taufbecken ist die bedeutendste und größte mittelalterliche Erztaufe im Ostseeraum. Eine Inschrift datiert den Guss oder die Weihe auf Ostern 1290. Somit ist das Taufbecken das älteste Ausstattungsstück der Marienkirche.

Im Chorumgang hinter dem Hochaltar befindet sich eine elf Meter hohe astronomische Uhr. Sie füllt den gesamten Raum zwischen zwei Pfeilern aus. Das Ziffernblatt ist über 16 m² groß. Laut Urkunden wurde die erste Ausführung 1379 vermutlich vom Uhrmacher Nikolaus Lilienfeld erbaut. Er fertigte auch 1394 die astronomische Uhr in St. Nikolai zu Stralsund an. 1472 wurde die wahrscheinlich zwischenzeitlich zerstörte Uhr durch eine neue Uhr ersetzt. Die Uhr befindet sich heute noch in ihrem originalen Zustand. Sie funktioniert auch noch. Von 1641 bis 1643 erfolgte eine größere Reparatur und Erweiterung. Das Uhrengehäuse erhielt einen Renaissance-Rahmen. Das Musikspiel ertönt zu jeder vollen Stunde. Der Figurenumzug über der Hauptuhr erscheint zur 12. und zur 24. Stunde. Unter der Hauptuhr befindet sich ein Kalendarium. 1943 wurde die Uhr zum Schutz gegen Bombenangriffe eingemauert und erst 1951 wieder freigelegt.

Der Rochusaltar stammt aus der Zeit um 1530. Er ist eine Stiftung der Zunft der Barbiere und Wundärzte. Im Zentrum Figuren der Heiligen Rochus, Sebastian und Antonius. Rochus und Sebastian sind die Schutzheiligen gegen Pest und Seuchen. Antonius wurde zum Schutz gegen Mutterkornvergiftungen und Tierseuchen angerufen.

Auf einem Flügel des „Marienaltars“ sehen wir auf beiden Seiten acht Szenen von der Geburt bis zur Passion Christi.

In das Fenster über der Mondsichelmadonna sind die einzigen Reste mittelalterlicher Glasmalerei der Marienkirche eingearbeitet.

Die Seitenschiffkapellen am Langhaus und am Chor waren früher Grüfte. Drei dieser Grüfte sind heute noch vorhanden.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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