23-Jähriger Soldat aus Rosendahl hilft Leukämiekrankem
Seit 2010 ist Georg Funk aus Rosendahl (Kreis Coesfeld) ein potentieller Lebensretter der Stefan-Morsch-Stiftung, die seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke anbietet und die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands führt. Drei Jahre später bekam der 23-Jährige Bundeswehrsoldat die Chance, einem wildfremden Menschen die Hoffnung auf Heilung zu geben: „Ich habe mich gefreut, stand aber kurz vor einem Manöver.“
Georg Funk lebt in Rosendahl und ist als Marinesoldat in der Preußer-Kaserne in Eckernförde, Schleswig-Holstein, stationiert. Als er 2010 in Pöcking (Kreis Starnberg) stationiert war, hörte er während einer Informationsveranstaltung zum ersten Mal von der Arbeit der Stefan-Morsch-Stiftung. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ leistet die Stiftung seit fast 30 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären – auch an vielen Bundeswehrstandorten.
Der gesamte Truppenzug ließ sich damals bei der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren – auch Georg Funk. Für ihn war klar: „Wenn ich damit vielleicht einmal einem Menschen helfen kann, dann möchte ich das tun.“ Er füllte also den Fragebogen über seinen Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung. Ihm wurde ein kleines Röhrchen voll Blut abgenommen, um sie auf seine HLA-Werte, die für eine Transplantation entscheidenden Gewebemerkmale, hin zu untersuchen. Benötigt ein Patient eine Transplantation, werden genau diese HLA-Werte mit denen von potentiellen Spendern in den Spenderdateien weltweit verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen, stimmen im Idealfall zehn von zehn dieser Werte überein. In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung sind weltweit mehr als 20 Millionen Menschen registriert und trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.
Vor mehr als einem Jahr wandte sich die Stefan-Morsch-Stiftung mit der Nachricht an ihn, dass er als Spender in die nähere Auswahl für einen Leukämiekranken gekommen ist. Georg Funk, der oft monatelang auf See ist, um Schiffe in gefährlichen Gewässern zu begleiten und zu schützen, ist ein bisschen stolz: „Soweit ich weiß, bin ich der erste aus dem Zug, der auch tatsächlich spenden darf.“ Doch vor der Spende steht eine intensive Vorbereitungszeit: Vorgespräche, Bluttests und eine genaue körperliche Untersuchung. Nach drei Monaten steht fest, dass er der optimale Spender ist. „Da war mir dann doch ein bisschen mulmig zumute“, erinnert sich Funk. Aber für ihn ist es selbstverständlich zu helfen.
Während seine Vorgesetzten ihn soweit wie möglich unterstützten, machte sich seine Familie zunächst Sorgen. Auch seine Freunde reagierten auf sein Vorhaben gespalten. Für Funks Entscheidung spielte das aber keine Rolle.
Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – nie – wie viele denken - aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Das nennt sich Apherese. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung im rheinland-pfälzischen Birkenfeld – werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender. Georg Funk entschied sich für die Stammzellapherese. Den Botenstoff hat er sich selbst gespritzt. Doch vor der Entnahme war Georg Funk ein bisschen nervös: „Das macht man nicht jeden Tag. Obwohl ich über alles aufgeklärt wurde, weiß man ja doch nicht wie es genau ist.“ Für Funk blieb die Nervosität unbegründet – er hat die Spende gut überstanden und ist davon überzeugt: “Es ist auf jeden Fall eine gute Sache. Ich würde es mehr Menschen raten sich typisieren zu lassen!“
Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:
Wie wird man online zum Lebensretter?
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) oder über die Homepage. Zudem bleiben wir gerne über unsere Facebookseiten mit Ihnen in Kontakt.
Ab welchem Alter kann man sich typisieren lassen?
Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann sich als Stammzellspender registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben. Für die Spendersuche wird man erst mit Erreichen der Volljährigkeit freigeschaltet. Bevor das geschieht, wird der Spender von der Stefan-Morsch-Stiftung noch einmal angeschrieben, um die Einverständniserklärung zu bestätigen.
Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei so festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das liegt unter anderem daran, dass sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden zunehmen. Deshalb bitten wir, Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation finanzieren wir die Registrierungen aus Spendengeldern. Und diese Gelder wollen und müssen wir so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen.
Warum werden Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften nicht kostenlos in die Datei aufgenommen?
Stehen für einen Patenten mehrere Spender zur Verfügung, so haben die Transplantationskliniken folgende Prioritäten: Junge Spender werden den älteren Spendern bevorzugt. Und Männer werden eher als Spender ausgewählt, als Frauen. Das belegen auch die Statistiken der Stiftung: Von den mehr als 600 Stammzellspendern im Jahr 2013 sind über zwei Drittel jünger als 40 Jahre – die meisten davon sogar jünger als 30 Jahre. 511 Stammzellspender waren Männer. Und noch etwas zeigt die Statistik: Nicht nur, dass Frauen immer seltener als Spender ausgewählt werden. Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften haben einen verschwindend geringen Anteil in der Stammzellspenderstatistik. Sieglinde Wolf, Leiterin der Entnahmestation (Apherese) bei der Stefan-Morsch-Stiftung, weiß auch warum: "Im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können. Deshalb wählen die Transplantationskliniken meist nur dann Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften aus, wenn sonst keine anderen Spender zur Auswahl stehen." Emil Morsch bedauert: „Wir wissen, dass Frauen und gerade Mütter hochmotivierte Spender sind. Fakt ist jedoch: „Sie sind die schlechteren Spender. Deshalb bitten wir Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften, um einen Beitrag zu den Typisierungskosten bitten, die wir aus Spendengeldern finanzieren.“
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.
Hintergrund: Stefan-Morsch-Stiftung
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – in jeder Frage. Leukämie - 11. 000 Mal pro Jahr wird allein in Deutschland diese Diagnose gestellt. Mal ist es ein berühmter Fußballer, mal die Frau eines Arbeitskollegen, mal der Sohn eines Vereinskameraden, mal der Bekannte eines Freundes – es könnte aber auch Ihr Kind, Ihre Frau, Sie selbst treffen.
Hilfe ist oft nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig als Stammzellspender und damit als potenzieller Lebensretter für Patienten zur Verfügung stellen. Deshalb werben wir dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, für einen Patienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Nur dann hat die Übertragung von Stammzellen den gewünschten Erfolg, bei Krankheiten, für die es ansonsten keine vergleichbaren Möglichkeiten der Heilung oder des Überlebens gibt. So vermitteln wir täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der Spenderdatei als Lebensretter für Patienten weltweit.
Die Stiftung ist Teil eines Netzwerkes, das Menschen über alle Grenzen hinweg das Leben rettet. So sind wir angeschlossen an das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD), in dem alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammenlaufen und damit weltweit zur Verfügung stehen. Aufgrund der internationalen Zusammenarbeit kann es sein, dass ein deutscher Patient Stammzellen aus Kanada erhält, oder ein Stammzellspender in Deutschland für einen Erkrankten in Griechenland gefunden wird.
Zudem bringen Vertreter der Stiftung über die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD), European Group of Blood an Marror Transplantation (EBMT) und World Marror Donor Association (WMDA) auf nationaler und internationaler Ebene ihre Erfahrungen ein, wenn Experten die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und das weltweite Netzwerk optimieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung hat sich des Weiteren zum Ziel gesetzt, Patienten und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Wir helfen bei der Vermittlung von Kliniken oder Ärzten, beraten aber auch den Patienten nach der Transplantation. Die Stiftung gibt im Notfall finanzielle Hilfen. So können ungedeckte Kosten des Patienten, die durch eine Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, übernommen werden.
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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