7 Totgesagte leben länger
Totgesagte leben länger
Zu den Berichten „Neuer Parkplatz ist freigegeben, Anlage in Ronnenberg zehn Jahre nach Einführung der S-Bahn eröffnet“ und „Die Expo bringt die S-Bahn in Fahrt“ in der Calenberger Zeitung vom 1. April 2010.
Ein jahrzehntelang sträflich vernachlässigter Bahnhof, vor neun Jahren vom damaligen Betreiber, der LNVG abgeschrieben und von eiligen Transit Reisenden aus der nahen Deisterregion später als Milchkannenstation diskreditiert, die ohne Fahrtunterbrechung durchfahren werden sollte, hat alten Klischees zum Trotz eine deutliche Aufwertung erfahren. Und durchschnittlich 650 Fahrgäste täglich vor der Parkplatzfreigabe sind ganz sicher nicht das letzte Wort.
Kein Wunder bei einem Einzugsgebiet von rund 11.000 potenziellen Fahrgästen und realen Steuerzahlern, die das Verkehrssystem subventionieren. Und angesichts einer glanzvollen Eisenbahntradition, die verpflichtet und bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben sollte.
Denn Ronnenberg war als Bahnhof der ersten Stunde bei der Betriebseröffnung der Hannover-Altenbekener Eisenbahn am 13. April 1872 dabei. Der erste Fahrplan nennt neun Stationen an der Strecke von Hannover nach Hameln, nach Hannover und Linden war Ronnenberg die dritte Haltestelle. Bereits damals besaß Ronnenberg ein ansehnliches Bahnhofsgebäude, das schon 1873 umfangreich erweitert wurde. 1908 war auch dieses Gebäude zu klein geworden und wurde durch einen erheblich größeren schmucken Neubau ersetzt.
Zusätzlich zum Personenverkehr mit inzwischen angeschlossener Expressgut und Gepäckabfertigung erlangte die Station Ronnenberg zentrale Bedeutung als Güterbahnhof. Denn Anfang des 19. Jahrhunderts begann ein großflächiger Ausbau zum Güterumschlagsplatz für die Kaliwerke Benthe, Empelde und Ronnenberg und lokale Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe. Während die Kaliwerke über Gleisanschlüsse mit dem Ronnenberger Bahnhof verbunden waren, wurden für den übrigen Güterversand besondere Gleiskörper mit Verladerampen eingerichtet. Letztere und die Gleiskörper nach Empelde und zum Werk Ronnenberg sind zum Teil erhalten, der Verlauf der Strecke nach Benthe ist nur noch aus Karten dieser Zeit ersichtlich. Für die Umschlags- Verlade-und Expressgutarbeiten standen erhebliche Rangierkapazitäten und drei Dampfloks zur Verfügung. Die Transportbereitschaft wurde 1971 durch die Anschaffung einer zweiachsigen Kleinlock nochmals erhöht. Nach 1948 verließen 200.000 Wagenladungen Kalisalz allein die Zeche Albert in Ronnenberg. Die Kalitradition endete abrupt 1975. Den Ronnenberger Bahnhof verließ der letzte Kalizug am 14. Juli 1975 nach Köln.
Zwei 1920 gebaute Dampflokomotiven von Hanomag und Henschel gehören heute der Museumsbahn am Schönberger Strand.
Die Ronnenberger S-Bahngeschichte ist gleichzeitig eine Geschichte der BÜBARO, einer überparteilichen Bürgerinitiative, 2001 von Werner Pütz gegründet mit dem Ziel, den Ronnenberger Bahnhof vor dem weiteren Niedergang zu retten und einen S-Bahngerechten Ausbau durchzusetzen.
Die Erfolge des neunjährigen Engagements, eine kurze Zwischenbilanz:
Am 29.8.2003 wurde der modernisierte, S-Bahngerechte Bahnhof eröffnet.
Fast sieben Jahre später, am 1.4.2010 berichtet die Calenberger Zeitung über die Freigabe des neuen Parkplatzes am Vortag. Daß es sich dabei nicht um einen Aprilscherz handelt, können Teilnehmer an der offiziellen Eröffnung bestätigen.
Die begrenzten Möglichkeiten eines Leserbriefes lassen leider keinen Raum für eine Aufzählung der nahezu unendlichen Hemmnisse und Klippen, die aus dem Weg zu räumen waren. Diese Aufgabe bleibt einer späteren Abhandlung vorbehalten, vielleicht zum zehnjährigem Jubiläum und dann in Verbindung mit einer Erfolgsmeldung über die Realisierung jener Ziele, die zum Abschluß dieses Berichtes genannt sind.
Zunächst aber gilt der Dank der BÜBARO und insbesondere dem unermüdlichen Heimatfreund Werner Pütz, dem Heimatbund Ronnenberg, der seit meinem Engagement dort die BÜBARO massiv unterstützt und allen politischen und offiziellen Helfern und Förderern.
Auf diese Ziele konzentriert sich die BÜBARO jetzt:
1. Die Wiederherstellung des Buszubringerdienstes und damit eine echte Anbindung des Bahnhofs an den Busverkehr.
2. Die direkte Anbindung des Bahnhofs an den Flughafen und die Weserberglandregion.
Vielen Dank.
Karl-Fr. Seemann
Ronnenberg
NS
Vorabdruck eines Auszuges der in Arbeit befindlichen Ronnenberger Hefte (Verkehrsanbindung)
Bürgerreporter:in:Karl-Fr. Seemann aus Ronnenberg |
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