64 Ein weiterer, bislang unveröffentlichter Leserbrief
Leserbrief
Erwiderung auf die HAZ Serie „Die Region von ihrer schönsten Seite“
Aus der Geschichte Ronnenbergs vom 10.8.2011
Zunächst die gute Nachricht: Das Rathaus bewegt sich. Siehe z.B. die Korrektur der Darstellung Empelder Belege des neunten Jh., die nicht auf Empelde sondern auf Amplithi lauten (Internetseite der Stadt) und der Hinweis, dass Ronnenberg wohl doch vor 1000 Jahren bereits ein bedeutender Ort war. Bei Martin Stöber stammt Ronnenberg noch aus dem zehnten Jh., im Gegensatz zu allen anderen Stadtteilen, deren Besiedlung mindestens 7oo Jahre früher stattfand, erklärtermaßen mit kontinuierlicher Entwicklung.
Aber bei aller Euphorie über die Lernfähigkeit einer kommunalen Verwaltung in Dingen, die nicht zum Alltagsgeschäft einer Kommune gehören, sind doch einige kritische Anmerkungen angezeigt.
Fürs Erste darf ich daran erinnern, dass ich 2004 auf den Trümmern der Ronnenberger Traditionen unserem Bürgermeister die Aufarbeitung der Ronnenberger Geschichte unter dem Aspekt, die Wahrheit über Ronnenbergs Alter zu ergründen, persönlich angekündigt habe. Bereits damals habe ich davor gewarnt, das Alter und die frühe Bedeutung Ronnenbergs allein an Runibergun 530 festzumachen.
Einer Empfehlung der MGH München folgend, habe ich 2005 offiziell um eine Genehmigung nachgesucht, die Identitätsfrage archäologisch zu kären. Leider wurde mir im Juni 2006 die Einwilligung dazu vom Rathaus ausdrücklich versagt.
Seitdem jage ich keinem Phantom namens Runibergun mehr nach sondern habe ausdrücklich festgestellt, dass die Lokalisierung Runiberguns strittig bleibt, da keine der Thesen, weder die der Ronnenberger noch die von Prof Hauptmeyer, belegbar sind. Gleichzeitig wurde die gebieterische Absage der Gutachterin Dr. von Bötticher an eine Identität mit Ronnenberg zurückgewiesen. S. meine Broschüre „Von Runibergun bis Ronnenberg“, S.51/52.
Dass allerdings, wie da auch zu lesen steht, für Ronnenberg die Schlacht um Runibergun geschlagen ist, halte ich für ein schlechtes Gerücht. Wo sind denn die Belege für diese Spekulation? Hier wird wiederum möglichen archäologischen Untersuchungen, die mit interdisziplinärer Unterstützung bereits heute eindeutige Ergebnisse liefern könnten, vorgegriffen und die Geschichte um die Runibergun Belege in einem Atemzug mit der Sage von den Sieben Trappen genannt.
Im Übrigen weise ich darauf hin, dass Ronnenberg 968 als Runibergun durch Widukind von Corvey belegt ist. Dieses Datum gilt aktuell als legitime Ersterwähnung.
Wenn auch widerstrebend, muss ich doch noch einen weiteren Aspekt der Lokalisierung Runiberguns aufgreifen. Wissenschaftler um Prof. Hauptmeyer und M. Stöber beharren also wegen der Namensähnlichkeit auf einem Runibergun an der Unstrut, wohl wissend, dass die Orte ihrer Wahl entweder durch eine von Nationalsozialisten inszenierte Namensfälschung auffällig wurden, um Nähe zu Runibergun zu bekunden, oder aber seit 250 Jahren ergebnislos nach Runibergun graben. Dass unser Rathaus diesen NS-Fälschungen mit der Herausgeberschaft der ersten Stadtbroschüre „Ronnenberg im Calenberger Land“ eine Plattform bietet, entspricht keinesfalls der umsichtigen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor Ort durch unseren Verwaltungsleiter. Es bleibt der Öffentlichkeit überlassen, sich an dieser Stelle ein eigenes Urteil zu bilden.
Ein letztes Wort zur stadtinternen Altersliste der Stadtteile.
M. Stöber hat mit seinem Rating mittels einer verkorksten Ortsnamendeutung Ronnenberg nicht auf Platz zwei sondern auf den letzten Platz abgestuft. Die Aufklärung dieses Rätsels können Sie auf meiner Website bei Myheimat „Das Rätsel um Ronnenbergs Verjüngung“ Artikel Nr. 60 nachlesen.
Karl-Fr. Seemann, 10.8.2011
Bürgerreporter:in:Karl-Fr. Seemann aus Ronnenberg |
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