Harburg, Soltau, Rodewald, Buxtehude

Die Färberfamilie Bornemann in Niedersachsen

Müller waren mobiler als Bauern oder andere Berufsgruppen, das hat Christa Jung aus Bremen in bisher drei Veröffentlichungen über Mühlen und Müllerfamilien im Raum nördlich von Hannover belegt. Doch die frühere Lehrerin hat intensiv geforscht und vor zwei Jahre parallel ein weiteres Buch vorgelegt, die Geschichte der Färberfamilie Bornemann.
Wieder geht es um einen mobilen Berufsstand, die Färber, aber in einem größeren Gebiet als die bisherigen Müllerfamilien. Wieder ist es ein Berufsstand mit großem Fachwissen und viel Erfahrung (S. 38ff.): die Färber, in den Quellen auch Schön- und Schwarzfärber genannt (S. 35ff.)
Jung hat anhand der Kirchenbücher und anderer Quellen die Stammbäume seit dem 15. Jh. mit mehrfach bis zu zwölf Kindern zusammengestellt. Dabei konnte sie auf Vorarbeiten aufbauen. Sie hat das historische Umfeld in den einzelnen Orten dargestellt, in denen die Familie ansässig war. Und sie berichtet aus der Familie und dem Betrieb, dabei immer kennzeichnend, was gesichertes Wissen und was vermutet ist.
Georg Ludwig Bornemann aus Soltau gründete in Harburg eine Färberei. Nach der Färberlehre führte ihn die Wanderschaft bis an die Ostseeküste, nach Sachsen-Anhalt, Berlin und Umgebung und Sachsen, wie überlieferte Aufzeichnungen zeigen (S. 68ff.).
Johann Wilhelm Bornemann (1742 – 1818) in Soltau hatte 21 Kinder aus zwei Ehen, von denen 14 das Erwachsenenalter erreichten. Sechs Söhne wurden Färbermeister und führten Betriebe in Harburg, Stade, Buxtehude, Rodewald, Bergen und Soltau (S. 50). Zwei Brüder von Heinrich Conrad Bornemann (1822 – 1884) in Soltau gründeten Färbereien in Fallingbostel und Nienburg/Weser (S. 82).
Anders als bei den Müllerfamilien gehörten Färber oft zu den angesehen Familien. In Soltau stellten die Bornemann im 19. Jh. Mehrere Bürgermeister von Soltau (S. 64).
In Rodewald kaufte Johann Conrad Bornemann 1846 die Stelle 54 des Tischlers Georg Friedrich Fiene, einem der zahlreichen Auswanderer des Dorfes (1).Natürlich darf auch ein Auswanderer Bornemann nicht fehlen. Heinrich Conrad Bornemann (1822 – 1884) aus Soltau wanderte nach Davenport (USA) aus. Sein Sohn Conrad B. Bornemann war 1888/89 in Bremen und wollte wieder zurückreisen (S. 54 u. 82 bis 93).
Schließlich ist auf eine „horizontale Erweiterungen“ hinzuweisen, wie es in der heutigen Managementsprache heißt. Die Brüder Bornemann in Rodewald gründeten 1879 zusätzlich zur Färberei eine dampfbetriebene Wollspinnerei (S. 143). Keine 30 Jahre später kaufte die Familie zusammen mit dem Schwiegersohn Rohrsen eine Dampfsägerei, Mahlmühle und Drescherei in Rodewald. 1912 bieten sie auch das Färben und Reinigen von Bekleidung an (S. 169).

(1) Rodewald. Auswanderung im 19. Jahrhundert, nach Aufzeichnungen von Willi Stelter bearbeitet von Reinhold Krüger, Nienburg 2006

Bilder: 4 Repros Weigang
Buchtitel; Lehnsbrief von 1576; Dampfsägerei, Mahlmühle und Drescherei Bornemann und Rohrssen in Rodewald

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rben
Christa Jung, Die Färberfamilie Bornemann in Soltau – Buxtehude – Rodewald und ihre Vorgeschichte in Grone und Celle, Bremen 2022, erhältlich bei Christa Jung für 35 € incl. Versand, regionalgeschichte.jung@swbmail.de

Christa Jung, Müllerfamilien und ihre Mühlen in der Region Hannover und im Kreis Nienburg im 17. bis 19. Jahrhundert, Bremen 2024, erhältlich bei Christa Jung für 30 € incl. Versand, regionalgeschichte.jung@swbmail.de
Christa Jung, Müllerfamilien in der Region Hannover und im Kreis Nienburg im 17. bis 19. Jahrhundert, Bremen 2022
Christa Jung, Die Mühle in Mandelsloh und die Müllerfamilie von 1662 bis 1872, mit der Vorgeschichte im Amt Langenhagen, Bremen Eigenverlag, 1. Aufl. 2021, 2. verb. Aufl. 2022,
Christa Jung, Die Müllerfamilie Hase/Niemeyer in Mandelsloh. Was die Kirchenbücher über das Leben der Vorfahren meiner Urgroßmutter Anna Niemeyer erzählen, Bremen 2021