Spannende Zeitreise durch die Geschichte der Frau

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Obwohl in Bad Bederkesa Temperaturen von über 35°C herrschten und viele Einheimische und Urlauber unter ihre Sonnenschirme getrieben hatte, trafen bereits kurz nach 19 Uhr die ersten Zuhörer im Restaurant Dobbendeel in Bad Bederkesa ein. Nicht nur die Stammgäste von Gretels Lesestube hatten teils weite Strecken zurückgelegt, um dabei sein zu können, auch einige „Neue“ konnten herzlich begrüßt werden.

Nachdem der für seine nicht alltäglichen Bücher bekannte Autor und Herausgeber Hans Georg van Herste die Autorin vorgestellt und die versierte Rezitatorin Anusha Pee angekündigt hatte, wurde es sofort still im Leseraum.

Gekonnt schlug Anusha Pee eine zeitliche Brücke von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Vor vielen Jahrtausenden hatten die Menschen in Clans oder Stammesverbänden zusammengelebt und waren mit Bedacht von ihren Anführerinnen durch eine gefährliche Umwelt geleitet worden. Später hatten sich große Frauenreiche z. B. in Asien, Afrika und Amerika bilden können. Obwohl in diesen Ländern Frieden herrschte und die technische Entwicklung große Fortschritte gemacht hatte, war es immer wieder zu deren Verfall gekommen.

Die Autorin Lena Birkthal stammt aus begütertem Hause. Ihre Mutter ist Staatsanwältin, ihr Vater Anwalt. Als ihre Eltern durch einen Autounfall ums Leben kommen und sie das ererbte Haus inspiziert, stößt sie in einem geheimen Raum auf Fotos, die sie selbst, ihre Mutter und andere Mädchen und Frauen in nicht alltäglichen Nacktszenen zeigen. Sie ist schockiert und fragt sich, wieso sich Frauen eine solche Behandlung durch Männer gefallen lassen. Diese Frage lässt sie nicht mehr los und so begibt sie sich weltweit auf Spurensuche nach den Anfängen der Menschheit, nach den Frauenreichen und nach dem Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat. In romanhaft ausgestalteten Geschichten, die auf alten mündlichen Überlieferungen und z. B. aus alten Schriften, die in den noch an manchen Orten in Indien vorhandenen Palmblattbibliotheken stammen, basieren, führt sie ihre Leser durch die Geschichte der Frau.

Anusha Pee verstand es meisterhaft, den Zuhörern einen Überblick über die Ereignisse in der fernen und nahen Vergangenheit zu verschaffen. Einerseits las sie ausgesuchte Textpassagen im Original, andererseits erklärte sie gekonnt die Zusammenhänge, um den Zuhörern ein plastisches Bild vor Augen führen zu können.

Mit viel Mut und Energie hatten es die Frauen immer wieder geschafft, neu anzufangen. Von männlichen Horden bedrängt und sich trotz aller Warnungen in Sicherheit wiegend, hatten die Frauen große Reiche verloren und an anderer Stelle wieder aufgebaut, um dann erneut vertrieben zu werden. Von den asiatischen, nubischen und ägyptischen Königinnen, den Amazonen und Römerinnen führt die Zeitreise bis zu den Frauen in der heute noch existierenden Frauenstadt Juchitan in Mexiko. Die teils sehr detaillierten Beschreibungen lassen den Leser in eine völlig fremde Welt eintauchen und am realen Leben der Protagonisten teilhaben.

In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, dass die Frau von heute zwar zumindest in Europa keine Sklavin mehr ist, aber von einer realen Gleichstellung noch lange keine Rede sein kann. Auch in den westlichen Industrienationen verdienen Frauen bei gleicher Arbeitsleistung im Durchschnitt über 30% weniger als Männer. Sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft sind sie noch immer unterrepräsentiert. In vielen Ländern der Welt werden Frauen nach wie vor wie Tiere gehalten, missbraucht, verstümmelt und müssen ein rechtloses Leben führen. Von den paradiesischen Zuständen, die in den Matriarchatsgebieten früherer Jahrtausende vorherrschten und in einigen winzigen Enklaven noch heute anzutreffen sind, sind die Frauen von heute noch weit entfernt.

Eine Zuhörerin aus Stade dazu:
„Anstatt neidisch auf jüngere, schönere oder mutigere Frauen zu schauen und ihnen alles zu missgönnen, was wir selbst z. B. aus eigener Feigheit nicht haben, sollten wir zusammenhalten. Wenn wir uns gegenseitig die Augen auskratzen, schaden wir uns, anstatt uns zu helfen.“

Hans Georg van Herste:
„Ich habe selbst eine Matriarchatsenklave im Norden Indiens besuchen dürfen und war begeistert. Kaum Kriminalität, kein sexueller Missbrauch von Kindern und Frauen, keine Unterdrückung, keine häusliche Gewalt, keine Ausgrenzung von Homo- und Transsexuellen und gerechte Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen. Auch die dort lebenden Männer hatten kein Problem damit, von Frauen regiert zu werden. Sie machten keinen unglücklichen Eindruck auf mich. Sie hätten jederzeit ein paar Dörfer weiterziehen können. Taten es aber nicht.“

Buchtipp

Lena Birkthal
Leben im Matriarchat – Eine Reise durch die Geschichte der Frau
Hartcover
ISBN: 9783839120385
136 Seiten
19,90 Euro

Paperback
ISBN: 9783839147849
164 Seiten
10,80 Euro

Paperback (Weltausgabe in Englischer Sprache)
ISBN: 9783839168554
164 Seiten
10,80 Euro

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Keller aus Gnarrenburg

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