Sibirische Kälte bei uns - die Erwärmung der Atmosphäre also nur Geschwätz?

Nach einigen milden Wintern endlich mal wieder Schnee und Kälte bei uns. Schlitten für die Kinder wurden wieder hervorgekramt, man weiß wieder, warum man auch dicke Winterklamotten im Kleiderschrank hat. Manch einer denkt an die durch Corona verdrängte Klimadiskussion und ist sich sicher: Der Hype um das Klima, alles nur Geschwätz, eine Mähr, die uns da seit Jahren aufgetischt wird. Dazu passt allerdings nicht, was Klimaforscher zu unserem knackigen Winter meinen.

Von der Besatzung der Polarstern, die vor nicht allzu langer Zeit von ihrer Arktisexpedition zurückgekehrt ist, war zu hören: "Wir konnten dem arktischen Eis beim Sterben zusehen." Und tatsächlich, die Eisdecke der Arktis schrumpft und schrumpft, der Anteil des reflektierten Sonnenlichtes verringert sich zugunsten einer Umwandlung der kurzwelligen Lichtstrahlen in langwellige Wärmestrahlen. Kohlendioxid und das zunehmend vom schwindenden Permafrostboden in die Atmosphäre abgegebene Methan konservieren die atmosphärische Wärme in steigendem Maße, so dass gerade in der Arktis die Jahresmitteltemperaturen stärker ansteigen als in anderen Großräumen der Erde.
Soweit, so irrelevant für mich, mag sich ein Mitteleuropäer denken. Mit dieser Einschätzung scheint er aber falsch zu liegen, da die Stabilität der atmosphärischen Zirkulation ins Wanken gerät und uns eine klimatisch ungewisse Zukunft beschert.

Schauen wir uns den in der Stratosphäre liegenden Polarwirbel an, der über unserer Wetterschicht liegt, der Troposphäre, der sich üblicherweise von West nach Ost dreht und die polare Kaltluft wie ein eingezäuntes Luftpaket festhält. Dieser Polarwirbel und der Jetstream, der mächtige über Europa hinwegziehende Westwindstrom schränkten den Luftaustausch zwischen der Polarzone und der gemäßigten Zone unserer Breiten bisher in einem bestimmten Maße ein. Nun stellt die Klimawissenschaft immer häufiger fest, dass der Polarwirbel labiler wird, womöglich mit verursacht durch starke stratosphärische Erwärmungen, sich mitunter gar splittet und sich ändernde Windrichtungen hervorbringt. Damit einhergehend verliert der Jetstream an Geradlinigkeit und Geschwindigkeit, er beginnt zu mäandrieren mit immer stärker ausgeprägte Windungen und Ausbuchtungen nach Nord und Süd. Auch wenn die Kausalitäten angesichts des komplexen Systems noch nicht ausreichend erforscht sind, so ist den Wissenschaftlern doch klar, dass sich in der großräumigen Luftzirkulation etwas in Gang gesetzt hat, dass letztendlich auf die Erwärmung der Arktis zurückgeht. Bleibt zu hoffen, dass das keine Auswirkungen auf Meeresströmungen zeitigt. Man stelle sich nur vor, der Golfstrom würde zusammenbrechen.

Folgen der globalen Erwärmung könnten Klima- und Wetterkapriolen sein. Das Wetter könnte z.B. in Europa viel wechselhafter werden. Während es in der Arktis wärmer wird, kann es bei uns heftigste Kälteeinbrüche geben, dann aber auch wieder extreme Hitzeperioden. Auch Trockenzeiten wie in den letzten Jahren könnten uns immer wieder ereilen genauso wie Zeiten mit Regen in rauen Mengen. Vieles bleibt spekulativ. Dennoch: Die Beständigkeit und Verlässlichkeit bisheriger Witterungsverläufe scheinen jedenfalls abzunehmen.

Wer also meint, um auf die Eingangsbemerkungen zurückzukommen, unser knackiger Februarwinter sei ein schlagkräftiges Argument gegen die von Menschen zumindest mit verursachte Erwärmung der Erdatmosphäre, dürfte sich auf einem Irrweg befinden. 

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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