Das N-Wort - wenn der Vater mit dem Sohne ...
"Papa, meine Lehrerin hat gesagt, ich darf das Wort Neger nicht sagen. Warum eigentlich nicht?"
"Junge", erwidert der Vater, "die Menschen, die du mit dem N-Wort bezeichnest, blicken auf eine leidvolle Geschichte zurück, die mehrere Jahrhundert zurückreicht. Und deshalb spricht man das N-Wort nicht mehr aus."
Der Sohn senkt kurz den Kopf, hebt ihn aber wieder schnell: "Aber was hat meine Bezeichnung Neger denn mit deren Geschichte zu tun? Oder gibt es die Neger nicht mehr?" "Doch, klar, die gibt es noch. Aber nicht mehr als N-Wort. Viele von ihnen fühlen sich beleidigt durch das Wort. Und wenn du das benutzt, bist du ein Rassist."
"Was ist das, Papa, ein Rassist?" "Ganz einfach", erklärt der Vater, "ein Rassist will jemand anderes aufgrund seiner Herkunft oder Hautfarbe herabsetzen oder beleidigen und sich selbst als besserer Mensch darstellen."
"Ach so, Papa, das verstehe ich. Aber wenn ich Neger sage, will ich die Neger doch nicht beleidigen."
"Kind, nimm doch einfach Rücksicht auf die N-Wort-Menschen."
"Okay, mach ich. Aber was kann ich dann für ein Wort benutzen? Soll ich auch N-Wort-Menschen sagen?", fragt der Sohn.
"Sag zum Neger einfach ..." - "Papa", wirft der Sohn ein, "jetzt bist du aber ein Rassist." "Entschuldigung, Sohn, du hast recht, sag einfach People of Colour."
"Hähhh - was heißt das denn, ich kann noch kein Englisch." Der Vater klärt auf: "Das heißt farbige Menschen."
"Farbige Menschen. Aber es gibt doch so viele Menschen mit verschiedenen Hauttönungen, habe ich im Sachkundeunterricht gelernt, sind das alles Neger, Entschuldigung, People of Colour?"
"Mir reicht's", wird der Vater ungehalten, "dann benutze doch das Wort Afroamerikaner?" "Aber, Papa, die Großeltern meines Freundes Lawrence kommen aus Ghana. Was hat das mit Amerika zu tun? Das liegt nämlich in Afrika, habe ich auch gelernt. Und Lawrence ist in Deutschland geboren, er ist Deutscher."
Der Vater bemüht sich um innere Ruhe: "Dann benutze einfach das Wort Schwarzer."
"Gut, Papa, mache ich."
Beide sagen eine Zeit lang nichts und sinnieren.
"Papa?"
"Ja, mein Sohn?"
"Können wir uns ein Zigeunerschnitzel bestellen?"
"Nein, nein, nein! Für heute reicht's. Du gehst jetzt ins Bett! Und putz dir die Zähne!"
"Mach ich, Papa. Gute Nacht. - Ach ja, darf ich die Eskimogeschichte noch weiterlesen und morgen früh den letzten Neger-, tschuldigung, Mohrenkopf essen?"
Bürgerreporter:in:Helmut Feldhaus aus Rheinberg |
8 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.