Wir, die Krisen der Welt, Russland, die Ukraine und die Politik - und dann doch wieder wir
Ja, wir leben bei aller Verschiedenheit, die manche stärker, andere schwächer erleben, unser Leben - und wir genießen es, auch wenn wir an vielem herummäkeln mögen. Die steigenden Preise, sie passen uns nicht. Der Ukrainekrieg halt. Oder womöglich doch nicht? Wir sind unschlüssig. Gelegentlich macht sich Argwohn breit. Aber wir versichern uns in Mehrheit unserer Wagenburg, in der wir uns wohl fühlen, die uns Sicherheit bei aller nicht zu leugnenden Unsicherheit vermittelt. Daneben gibt es auch viele, die ihre Wagenburg an einigen Stellen durchbrochen sehen und von großen Sorgen geplagt werden, die sie zuweilen in Niedergeschlagenheit versinken lässt, aber auch zu aktivem Tun veranlasst.
Corona, Gott sei Dank, dümpelt so dahin, wird weitgehend verdrängt. Normales Leben, das finden wir doch gut. Manche Bedenkenträger gibt's dennoch. Gut, die Probleme der Welt sind dadurch nicht futsch. Wegen der Ukraine werden nicht wenige von Sorgen geplagt. Wird der Funke auf uns überspringen? In der Mehrheit glauben wir's wohl nicht. Manche positionieren sich aber doch gern in einem geistigen Schlagabtausch zu dem gesamten Konflikt, die meisten allerdings halten sich raus und äußern sich erst recht nicht, manche aus Überforderung, manche aus Desinteresse, manche aus dem Gefühl der Aussichts- oder Sinnlosigkeit.
Die einen derjenigen, die sich äußern, sehen in Putin allein den Quell des Unheils und des Bösens, andere machen gern den Westen mitverantwortlich, an die armen Ukrainer denken die wenigsten, als wären sie ein Spielball. Die Hauptsache, man glaubt von sich, die Deutungshoheit zu besitzen. Um Lösungen ist man unterdessen kaum bemüht.
Die deutsche Politik muss aber handeln, auch wenn sie vor einem heftigen Dilemma steht. Schwere Waffen oder nicht? Ein Streitpunkt, besonders jetzt nach dem Bundestagsbeschluss in den Fokus gerückt. Laut Umfragen sind die meisten Deutschen dafür. Es gibt aber auch gegenteilige Meinungen, die ein Sprachrohr in dem offenen Brief zahlreicher Prominenter an Kanzler Olaf Scholz gefunden haben. Der Brief bekam Rücken- und genauso Gegenwind, eine Offenbarung des Dilemmas, in dem deutsche Politik steckt. Rauswinden aus dem Dilemma geht nicht. Der Brief verdient vielleicht weder ein klares Ja noch ein klares Nein, sondern ein klares Jein.
Die Grünen sehen sich plötzlich in einer eigenartigen, ihrer Tradition nicht entsprechenden Rolle, lenken praktisch die Regierungsarbeit, während sich die SPD in den Hintergrund schleicht. Die Grünen, eigentlich Träger des Pazifismus, werden unversehens von manchen als Kriegstreiber bezeichnet.
Der Ukrainekrieg - eine Tatsache, die neu denken und handeln lässt. Schwere Aufgabe für die Ampelregierung. Was sind die Prioritäten?
Das Verteidigungsrecht der Ukraine flankieren?
Die Ukraine darf den Krieg nicht verlieren?
Einen Flächenbrand, gar einen Weltkrieg verhindern?
Den Russen einfach nachgeben um des lieben Friedens willen?
Einen Waffenstillstand bei gegebener Frontlinie anstreben?
...
Hohe Politik, über die wir gerne vom Sofa aus oder vor dem Computer schimpfen, ohne selbst zu wissen, wie so der ein oder andere gordische Knoten zu lösen ist. Aber die Hauptsache, den meisten von uns geht es soweit einigermaßen gut und wir können nicht klagen, sieht man von Kleinigkeiten ab. Eine Inflation etwa ist schließlich auch kein Krieg. Ja, so sind wir in der Mehrheit, nicht in Gänze, wir Menschen.
Bürgerreporter:in:Helmut Feldhaus aus Rheinberg |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.