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HALLO nach mehrmonatiger MH-Auszeit
Unsere Schulen, vernachlässigte und getroffene Achillesferse unserer Gesellschaft?

Kommt die Sprache auf unsere Schulen, dann geht es zumeist um die mäßigen PISA-Ergebnisse, die im Verlauf der Zeit eher nach unten als nach oben weisen, die für die wirtschaftliche deutsche Zukunft nicht unbedingt Gutes verheißen. Ein weites Feld, um Fontanes Begriff aufzunehmen. Es ist allerdings zu befürchten, dass die Bildungsergebnisse gar nicht die wahre Krux unserer Schulen thematisieren. 

Diese Tage bei Lanz: Klagen über die Zustände an unseren Schulen, Klagen über Mobbing, Klagen über den Missbrauch - oder vielleicht doch nur Gebrauch - der Handymöglichkeiten, Klagen über Vandalismus, Klagen über einen respektlosen Umgang miteinander, Klagen über Verrohung und manches mehr. Für Insider nichts Neues, und das völlig unabhängig von dem schon chronischen Lehrermangel. Nicht wenige Lehrkräfte werfen ob der Zustände in unseren Schulen gar das Handtuch, und das trotz sicheren Jobs und zum Teil mehr, zum Teil weniger ausgeprägter multiprofessioneller Teams an den Schulen. Wie aus der Zeit gefallen wurde bei Lanz vorsichtig angesprochen, der Erziehung mal wieder das Augenmerk zuzuwenden.

Unsere Gesellschaft hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert, durch gesellschaftliche Entwicklungen, die mehr und mehr dem Anspruchsdenken Geltung verschafft haben, auch durch die seit über einem halben Jahrhundert anhaltende Migration mit immer wieder neuen Schwerpunkten. All das hat zu einer Diversität der gesellschaftlichen Zusammensetzung geführt, die auch zu mehr Konflikten geführt hat. Und das spüren unsere Schulen.

Es hat einmal geheißen, alle Schüler dort abzuholen, wo sie stehen, doch eigentlich eine Aufforderung zu umfassender Differenzierung, um jedem Schüler bzw. jeder Schülerin gerecht zu werden, um sie schließlich zusammenzuführen. Doch was geschah? Statt Gliederung und Differenzierung wurden alle zunehmend unmittelbar in gemeinsame Töpfe geworfen. Ein gegliedertes Schulsystem wurde verpönt. Heute haben wir Klassen voller Heterogenität, voller unterschiedlicher Voraussetzungen der Kinder, voller unterschiedlicher Aussichten und, das ist vielleicht das Schwerwiegendste, voller struktureller Aussichtslosigkeit für die Lehrkräfte. Und das bezieht sich zunächst einmal nur auf die Bildung. Die Erziehung ist dabei eine weiterhin ziemlich vernachlässigte Hausnummer.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird gern gefordert, Hinwendung einer diversen, untereinander nicht von vornherein einvernehmlichen Gesellschaft und Besinnung auf einen gemeinsamen Anker. Was tut man dafür? Was leisten unsere Schulen dafür, wie bereiten sie darauf vor? Holen sie die Kinder von ihren verschiedenen Positionen ab und führen sie zu einem konsensualen Stadium. Ich erkenne kein Konzept. Ist die Problematik überhaupt schon erkannt?

Ich denke, es geht um Geld, sicher, aber nicht nur um Geld, das in unsere Schulen gepumpt wird. Es geht um viel mehr, wenn man den Kitt unserer Gesellschaft im Auge hat. Bildung und Erziehung im Rahmen eines differenzierenden Systems sind vonnöten, wobei auf Erziehung, einhergehend mit einem Wertschätzungsvorschuss den Kindern gegenüber und der Bereitschaft, über gesellschaftliche Werte sich zu verständigen, wieder mal vorrangiger Wert gelegt werden sollte.

Aber was rede ich? Familien leisten oftmals nicht, was zu einem toleranten Miteinander erforderlich wäre, auch der Diversität geschuldet. Da geraten doch unsere Schulen in den Fokus, zumal die Aufenthaltsdauer der Kinder in den Schulen aufgestockt wurde, unsere Schulen, die weiterhin ihrem fachlichen Bildungsauftrag verpflichtet sind, weniger allerdings einem doch so nötigen Erziehungsauftrag. Und wenn es in unseren Schulen verhaltensmäßig so knirscht, so ist es nicht verwunderlich, dass es auch in der Gesellschaft konfliktvoll knirscht. Die Kriminalität der Jugend steigt, wie die Medien schon im Vorfeld der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik vermelden, die Kriminalität einer Jugend, die noch soeben in der Obhut unserer Schulen war oder noch ist.

Die Politik fokussiert sich derzeit auf außenpolitische Themen, innenpolitisch auf die Wirtschaft und die Sozialpolitik, aber nicht auf unsere Schulen. Sie werden vernachlässigt, sind aber vielleicht die kaum erkannte und immer wieder getroffene Achillesferse unserer Gesellschaft. Wie heißen noch einmal die verantwortlichen Bildungspolitiker in Bund und Ländern?

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9 Kommentare

Herr Kremmler, auch bei Ihnen bedanke ich mich für den Welcome-back-Gruß.
Als jemand, der die demokratisch motivierte Diskussion zu relevanten gesellschaftlichen Themen sucht, sehe ich allerdings sowohl bei der inhaltlichen Resonanz auf meinem - zwischenzeitlichen - Wiedereintrittsbeitrag hier auf der Plattform myheimat als auch bzgl. eines Bedürfnisses, andere Beiträge zu kommentieren, keinen Hoffnungsschimmer. 
Gute Nacht allerseits.

Hallo Herr Feldhaus, wieder herzlich willkommen.
Wie Herr Gross schon schreibt bin ich bei dem Thema Schule etwas raus mit meinem Alter.
Am Lehrermangel kann es nicht alleine liegen. Den gab es schon zu meiner Schulzeit in den 60ern. Ich hatte kaum Physik und noch weniger Chemie. Aber die Zeiten haben sich geändert. Früher hatten die Schüler noch respekt. Wenn der Lehrer einen Schüler in die "Ecke gestellt" hat wurde das auch von den Eltern respektiert heute gibt es Ärger mit ihnen. Ich möchte heutzutage kein Lehrer sein. Sozialarbeiter an Schulen gab es nicht und heute?

Ein interessanter Beitrag, sehr aktuell und wenn auch Kinder und Enkelkinder schon aus dem Schulalter heraus sind, sollte es uns trotzdem interessieren.
Was alles so versäumt wurde und wird, das geht schon im Elternhaus los.
Empfehlen kann ich das Hörbuch" Das nicht einer sitzen bleibt", von Renate Bergmann, der Online-Omi, eine Lesung mit Carmen-Maja Antoni.
Auf heitere Art wird so manches im Schulalltag beleuchtet.
Manchmal sagt man sich beim Hören, ja so war das mal und wieso heute nicht mehr.
Da kommt so einiges auf humorvolle Weise ans Tageslicht aber es regt auch zum Nachdenken an.
Grüße aus Erfurt.

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