Sind die Träume "Wandel durch Annäherung" und "Wandel durch Handel" durch Putin tatsächlich geplatzt?
Ungeheuerlicher Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine mit Zerstörung, Tod, Flüchtlingsströmen, wirtschaftlichen Schäden auf Seiten der Ukraine und Russlands, aber auch auf der westlichen Seite. Der Traum "Wandel durch Handel", der mit dem Traum von Egon Bahr und Willy Brandt "Wandel durch Annäherung" eng verbunden ist, sei geplatzt, hört man allenthalben. Wir befänden uns an einer Zeitenwende. Aber was bedeutet das, besonders für Deutschland?
Zunächst einmal 100 Mrd. Euro zusätzlich für die Bundeswehr. Deutschland müsse militärisch wehrhafter werden. Dann Reduzierung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland, des Handels mit Russland, Zurückdrehen der Globalisierung, was Russland betrifft. Globalisierung, eigentlich eine Manifestation der Forderung "Wandel durch Handel", zugleich der Forderung "Wandel durch Annäherung". Es geht um eine Isolation Russlands, während der Handel mit der VR China weiter floriert.
Ja, Zeitenwende. Wie es aussieht, geht Zeitenwende mit einer Renaissance des Feindbildes Russland einher. Der Russe als Feind, eine, wie ich finde, fatale Vorstellung. Wer führt denn den mörderischen Krieg gegen die Ukraine? Das Volk der Russen ja wohl kaum. Der Feind ist eine Person, Wladimir Putin, mit seiner ihm ergebenen Führungsclique. Und er ist wahrlich ein Feind von Demokratie und Freiheit, zugleich ein Größenwahnsinniger, der sich als neuer Zar eines Imperiums in die Geschichte einschreiben lassen will, der unterdessen sein Volk desinformiert und für dumm verkauft, dem aber irgendwann die Augen aufgehen werden. Deshalb sollte man im Zuge der proklamierten Zeitenwende das russische Volk, noch nicht einmal die instrumentalisierten Soldaten der Invasionsarmee, vom Westen in Sippenhaft nehmen und auf die Zeit eines neuen Kalten Krieges zusteuern. Russland mit der aktuellen Regierung gleichzusetzen und dann entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen, ist der Lage nicht angemessen.
Klar, Putin muss weg. Er darf keine Zukunft mehr in der Weltpolitik haben. Aber wir sollten, bevor wir eine Zeitenwende implementieren, weiterdenken, bevor wir uns selbst die Hände gebunden haben.
"Wandel durch Annäherung" und auch "Wandel durch Handel" dürfen nicht vorschnell über Bord geworfen werden. Diese beiden Forderungen bzw. Prinzipien sollten weiter bestehen bleiben.
Bürgerreporter:in:Helmut Feldhaus aus Rheinberg |
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