Joschka Fischer is back
"Sicherheit mit Russland" oder "Sicherheit vor Russland" - das ist hier die Frage

Über viele Jahre hat der Grüne Joschka Fischer, in seinen jungen Jahren Revoluzzer und Steinewerfer, bevor er Teil des deutschen Establishments wurde wie viele andere einstige Revoluzzer auch, als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland das Schiff Deutschland durch weltpolitische Gewässer gesteuert. Lange war es in letzter Zeit ruhig um ihn, bis er jetzt dem Tagesspiegel ein Interview gab, in dem er seine Aussichten hinsichtlich des Ukrainekriegs und seine Forderungen an westliche Politik offenlegte.

Wie berichtet wird, sieht Fischer Europas Sicherheit dauerhaft (!) durch Russland bedroht, losgelöst von eventuell einkehrender Ruhe in der Ukraine: "Wenn man über das Ende dieses Krieges nachdenkt, dann muss man realistisch denken. Es wird ein schmerzhafter Waffenstillstand werden, der beide Seiten nicht zufriedenstellt. Und der für Europa eine dauerhafte Sicherheitsbedrohung bedeutet." Er spricht von territorialen Kompromissen, die weder für die Ukraine noch Russland einfach würden. Das mag so sein.

Fischer kommt aber zu einer weit darüber hinausgehende Konsequenz, die in dem seiner Ansicht nach langfristig zu beherzigenden politischen Prinzip "Sicherheit vor Russland" kulminiert. Eine klare Absage an das Prinzip "Sicherheit mit Russland", dem der Westen lange gefolgt ist, eine 180-Grad-Wende, die für Fischer auch nach der Putin-Ära gelten müsse. "Sicherheit mit Russland" sei eine alte Formel, die nicht mehr gelte. Fischers Erläuterung: "Der Revisionismus eines Wladimir Putin mit der Wiederherstellung der "russischen Erde" durch die erneute Eingemeindung der früheren sowjetischen Territorien ist ja nicht seine private Überzeugung. Die wird von der Bevölkerung weit geteilt."

Ob Fischer wegweisend mit seiner Meinung ist, bleibt abzuwarten. Manches spricht dafür. Aber ob die Bedrohungsattitüde Russlands, wie sie die Ukraine seit über einem Jahr leidvoll am eigenen Leib erfährt, in den Genen des russischen Volkes verankert ist, kann zumindest angezweifelt werden.

"Sicherheit mit Russland" oder "Sicherheit vor Russland" - das ist hier die Frage.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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