Neger, Zigeuner, Juden, Indianer - das geht doch überhaupt nicht! Winnetou, Old Shatterhand, was meint ihr dazu? Nachtrag: Das mh-Team hat die Diskussion geschlossen und viele Kommentare gelöscht

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Achtung, Achtung, ich habe in der Überschrift nicht ausweichend vom N-Wort, Z-Wort, J-Wort oder I-Wort geschrieben. Deshalb ist Zensur und Löschung dieses Beitrags zu befürchten. Schauen wir mal. Bitte nicht umgehend dem mh-Team melden!

Neger, Zigeuner, Juden, Indianer, vier Bezeichnungen für Ethnien oder allgemeiner menschliche Gruppen, die bestimmte Kennzeichen von anderen menschlichen Gruppen unterscheiden, denen allerdings gemeinsam ist, dass sie im Laufe ihrer Geschichte unter Verfolgung litten und diskriminiert wurden. Im Zuge der durch die öffentliche Gedankenwelt streifenden Political Correctness geht die Nennung der Wörter Neger, Zigeuner und Indianer aber doch überhaupt nicht mehr, oder? Wer die Wörter trotzdem benutzt, begibt sich in die Gefahr, zum Rassisten und irgendwie Aussätzigen erklärt zu werden. Aber stopp, da ist mir in der Aufzählung jetzt doch tatsächlich das Wort Juden durch die Lappen gegangen, das man offensichtlich weiterhin benutzen kann. Einwände gibt's da überhaupt nicht. Erstaunlich. Mangelnde Konsequenz?

Rassismus ist m.E. keine Meinung, sondern eine Haltung, die ich verurteile. Jeder Mensch sollte als Individuum beurteilt werden. Und da gibt es unter allen ethnischen bzw. menschlichen Gruppen sicherlich auch Exemplare, die ich als "Arschlöcher" empfinden würde. Deshalb hätte ich aber nichts Grundsätzliches gegen alle Zugehörigen der entsprechenden Gruppe, warum auch?! Wer aber so denkt, unterliegt nicht zu Unrecht dem Verdacht des Rassismus.

Wer sind, um auf Eigentliche zurückzukommen, eigentlich die Treiber der Political Correctness? Gibt es da Institutionen, Organisationen, klar festzustellende Menschen? Ich habe oft den Eindruck, es mit einem Phantom zu tun zu haben, dem sich viele Menschen im vorauseilenden Gehorsam ergeben, so dass eine Verstärkung stattfindet, ein denkwürdiger dynamischer Prozess.

Die Diskussion über den Begriff Neger scheint mir sehr weit fortgeschritten und erfolgreich vom Phantom Political Correctness abgeschlossen zu sein. Niemand würde mehr in der Öffentlichkeit wagen, das Wort Neger in den Mund zu nehmen. Beim Wort Zigeuner haben wir eine Hängepartie. Aktuell wird das Wort Indianer bearbeitet. Die Karl-May-Bücher, genauso wie ihre Verfilmungen, stehen zur Disposition, ausgelöst durch den Film "Der junge Häuptling Winnetou" und des Begleitbuches, inzwischen schon aus dem Handel genommen.
Für Ausstrahlungen alter Karl-May-Verfilmungen verzichtet die ARD schon auf Verlängerung von Lizenzen, im ZDF sind solche Ausstrahlungen noch nicht abgesetzt. Aber der vorauseilende Gehorsam ist da auch schon festzustellen. Vor wem eigentlich? Haben sich die heutigen nordamerikanischen Ureinwohner gegen die Verfilmungen und die zugrunde liegenden Bücher ausgesprochen, in denen Karl May ohne Anspruch auf historische Wahrheit Geschichten zur Unterhaltung erzählt?

Wenn eine ethnische Gruppe klar äußert, und das mit nachvollziehbaren Argumenten belegt, dass sie sich durch eine traditionelle Bezeichnung verunglimpft oder beleidigt fühlt, so sollte man diesem Ansinnen mit Respekt begegnen, keine Frage. Aber ich frage mich, ob der Anstoß zu einer geänderten Wortwahl in der deutschen Sprache von den betroffenen Gruppen kommt oder ob da selbst ernannte Wächter der deutschen Sprache am Werk sind. 

Ähnliches befürchte ich, was die so genannte kulturelle Aneignung betrifft. Deutsche Sänger oder Sängerinnen mit Dreadlocks etwa haben inzwischen schlechte Karten, wenn sie irgendwo auftreten wollen. Obwohl die Dreadlocks eine viel umfangreichere Geschichte haben, die über ein Kennzeichen der Jamaikaner und ihrer Reggae-Musik hinausgeht, wird Deutschen oder Europäern, solange sie keine anderen Wurzeln haben, das Recht der Dreadlocks abgesprochen. Zu Karneval Indianerkostüme zu tragen, ist schon lange als suspekt erklärt worden. Wann wird das Tipi in Deutschland zum No Go erklärt? Schwarze Musik hat längst den Siegeszug durch die Welt angetreten. Schon Elvis adaptierte schwarze Musik. Blackfacing wagt heute kein Weißer mehr.

Ich habe das Gefühl, die Political Correctness ist ein Kampf innerhalb der so genannten dominanten Kultur. Die Kämpfer der Political Correctness, wer immer sie sein mögen, haben sich zu Kämpfern unterdrückter Ethnien bzw. menschlichen Gruppen ernannt, vielleicht weniger, um diesen gerecht zu werden, als vielmehr um die Deutungshoheit in der so genannten dominanten Kultur zu erringen. Bemerkenswert jedenfalls, wie viele Menschen ihnen im vorauseilenden Gehorsam folgen.

Bayern Innenminister Hermann sagte einmal: "Roberto Blanco ist ein netter Neger." Heute würde er das sicherlich nicht mehr sagen. 

Ach ja, wie gehen wir jetzt mit dem Wort Jude um?

Und Winnetou und Old Shatterhand? Können sie womöglich froh sein, dass sie nur in Karl Mays Kopf existierten?

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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